Niederhage schrieb 16.03.24, 12:38
Hallo nikittka,
vorab möchte ich betonen, dass ich deine Beiträge sehr schätze, sie sind fundiert und basieren auf Fakten (soweit verfügbar). Dass zwischen einem Kurs von 10 € und einem NAV von 18 € eine Diskrepanz und Unterbewertung besteht, zieht hier wohl niemand in Zweifel. Doch warum ist das so und wie -wenn überhaupt- kann hier eine Anpassung erfolgen?
1) Natürlich ist die klägliche Leistung der Verantwortlichen zu aller erst dafür verantwortlich. Hier wird meines Erachtens völlig willkürlich in Werte unterschiedlichster Art investiert, frei nach dem Motto "irgendwas muss doch laufen". Verlustpositionen werden viel zu spät veräußert. Dieses wird sich voraussichtlich ohne Neubesetzung des Vorstandes nicht ändern. Es wird aber bestimmt mal wieder ein erfolgreiches Jahr dabei sein.
2) Die Konstruktion der Mehrheitsverhältnisse ist ein Desaster und das ist genau so gewollt. Das Grundkapital ist in je 1.906.250 Stück Stamm- und Vorzugsaktien aufgeteilt. Der Witwe Hoffmann ist über den Blazek Verlag eine Stückzahl von 680.000 zuzuordnen. Das ist bzw. war noch keine ausreichende Mehrheit. Dann kam der Vorstand auf eine blendende Idee. Er ließ sich autorisieren, 10% des Kapital zurückzukaufen. Soweit so gut, das stützte in dieser Zeit den Kurs und der Abstand zum NAV verkleinerte sich. Doch was hat sie getan? Es wurden 291.135 Stück Stammaktien und lediglich 17.734 Vorzugsaktien erworben. Somit wurde das Rückkaufprogramm zu 81% ausgeführt. Das Ergebnis: 680.000 Stammaktien (Witwe Bolko) + eigene Stammaktien 291.135 = 971.135 Stammaktien. Das sind in Summe 50,944% der Stammaktien. Da kann man mal kritisch drüber nachdenken, oder ist das nur Zufall? Böse Zungen könnten hier behaupten, dass da was im Hinterzimmer gelaufen ist. Davon distanziere ich mich natürlich, das wären ja sonst die "Düsseldorf-papers". Im Ergebnis ist nun Ruhe im Vorstandszimmer eingekehrt, die Machtverhältnisse sind auf Dauer geklärt. Theoretisch ist allerdings eine HV-Mehrheit derzeit nicht gesichert, da die eigenen Stammaktien nicht stimmberechtigt sind und es einen Freefloat von 935.511 Stück (entspricht 57,89%) der stimmberechtigten Anteile (1.615.115 Stück) gibt. Nun, ich gehe davon aus, dass sich gut 146.000 Stück im Besitz "befreundeter" Personen befindet, so dass auch derzeit eine Mehrheit gesichert wäre. Wenn es eng würde, dürfte hier versucht werden, die eigenen Anteile über eine Auktion an die Mehrheitsbeteiligte zu übertragen. Dann hätte sie tatsächlich die 50,944%. Es darf hinterfragt werden, warum denn "dermal einst" diese Menge an Stammaktien erworben wurden, obwohl diese doch viel marktenger waren. Ich bin gespannt, ob hier jemand einen vernünftigen Grund nennen kann, der nichts mit dem Machterhalt der Großaktionärin zu tun hat.
Im Ergebnis halte ich fest: Der damalige Aktienrückkauf hat die Mehrheitsverhältnisse auf Dauer zementiert. Die Berechtigung zum weiteren Rückkauf (10% genehmigt, 8,1% zurückgekauft) ist ausgelaufen. Ein neuer Rückkauf ist derzeit NICHT möglich und auch nicht genehmigungsfähig durch die HV. Zuerst müssten die eigenen Aktien eingezogen werden. Das geht aber NICHT!! Es müssen nämlich zu gleichen Anteilen, Stamm- und Vorzugsaktien eingezogen werden. Eine genügende Anzahl von Vorzugsaktien hat sie aber seinerzeit NICHT erworben. Das stinkt doch zum Himmel. Oder hatte man über diese rechtliche Konsequenz keine Kenntnis?
In der Konsequenz ist aus dem ES ein Versorgungswerk geworden, mit Minderheitsaktionären von Gnaden des Großaktionärs. Und das alles mit einem Anteil von 17,83% am gesamten Grundkapital. UNGLAUBLICH! Und die Älteren unter euch (junge Anleger gibt es in diesem "Wert" ohnehin kaum) werden sich erinnern, wie sich der ES das Kapital beschafft hat. Kapitalerhöhungen über VZ-Aktien mit dem Hinweis auf große Geschäfte mit der COMMERZBANK-ALT. Angeblich musste dem Gericht ein hoher Betrag gezeigt werden (zur Fortführung der Bankgeschäfte), um diesen Deal durchzubringen. Wir wir wissen, scheiterte dieser Versuch kläglich. Das Kapital der Aktionäre wurde sodann anderweitig verwendet ("Kapitalanlage für eigene Rechnung sowie die Beteiligung an anderen Unternehmen und Gesellschaften jedweder Art im In- und Ausland"). Ich würde die Verwendung anders bezeichnen, aber gut.
Was tun? Nun, es könnte das Anlageergebnis verbessert werden. Vielleicht sollte dazu mal professionelle Hilfe hinzugezogen werden. Das wäre aber ein Eingestehen der eigenen Unfähigkeit, halte ich somit für wenig wahrscheinlich. Warten auf den weißen Ritter? Vielleicht erscheint eines Tages ein Investor mit Kapital, notwendig wären rund 10 Mio €. Dieser könnte die Differenz zwischen Kurs und NAV evt. einsacken. Er könnte kontinuierlich Stammaktien sammeln und versuchen einen Anteil von 25% + zu erwerben, dann könnte es tatsächlich spannend werde. Dieser könnte darüber hinaus versuchen, mit Hilfe der Bafin die Veräußerung der eigenen Aktien zu erzwingen. Ob das rechtlich möglich ist, habe ich nicht geprüft. Die ganze Konstruktion des erfolgten Aktienrückkaufs ist auf den ersten Blick doch durchaus prüfenswert.
Ich habe hier nur noch einen Minimalbestand an Stämmen, werde diese voraussichtlich auch nicht aufstocken, trotz Unterbewertung. Allerdings würde ich wenn überhaupt, nur Stämme erwerben. Der Kursabstand ist null, die Aussicht auf einen interessierten Investor vielleicht nicht utopisch.
Ein schönes Wochende
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