Peak Oil und die Folgen (Seite 1382)

[Triakel]

Antwort auf Beitrag Nr.: 40.182.730 von Tri2Sol am 21.09.10 09:14:55

Ja, Tri2Sol,
habe ich auch gelesen.

Aber wenn dann solche Sätze lese:

"Saudi-Arabien strebt an, in Zukunft Solarenergie in einem Ausmaß zu exportieren, wie es heute Öl exportiert", verkündete der Minister im Frühjahr dieses Jahres auf mehreren Pressekonferenzen.

...dann kann ich nur irgendwas schütteln. Und sei es auch nur den Kopf. Denn selbst bei ehrgeizigstem Ausbau der Solarenergie (bisher hat Saudi-Arabien auf dem Gebiet weitestgehend gepennt) müssen die schon froh sein, überhaupt das ständige Mehr an Strom (eben die 7,5% zusätzlich p.a.), was die selbst benötigen, größtenteils durch Solarenergie abdecken zu können. Für Exporte von Solarstrom dürften Null Milliwattsekunden übrigbleiben.

An solchen Äußerungen eines saudischen Ministers erkennt man die Seriosität und den Realismus der saudischen Führung (nämlich nahe der Null-Linie).
Das gibt eine Überraschung, wenn sich in ca. 10 Jahren diese Realtätsferne auch bezüglich der Öl-Reserveangaben offenbart.

[Tri2Sol]

Antwort auf Beitrag Nr.: 40.181.886 von Triakel am 20.09.10 23:07:04

dazu passt gut folgender Auszug aus einem Artikel aus dem Spiegel von heute http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,718425,0…:

"Das enorme Potential der Solartechnik in Saudi-Arabien gründet jedoch nicht nur auf dieser einfachen Input-Output Rechnung, sondern vor allem auf einem grundsätzlichen Problem saudischer Energie- und Wirtschaftspolitik: Der größte Rohölexporteur der Welt leidet an einem Energiemangel, der die wirtschaftliche Entwicklung des Landes bedroht. Das rapide Bevölkerungswachstum, der steigende Lebensstandard und das starke Wirtschaftswachstum der letzten Dekade ließen den Stromverbrauch um durchschnittlich 7,5 Prozent pro Jahr ansteigen. 2009 führten die Engpässe dazu, dass die maximale Stromproduktion die Nachfrage kaum noch befriedigen konnte und lokale Netze zusammenbrachen.

Bisher wird Strom zum Großteil durch Gasturbinenkraftwerke, zu einem geringeren Anteil durch auf fossilen Brennstoffen aufbauenden Dampfkraftwerken und in dünn besiedelten Regionen meist durch Dieselgeneratoren produziert. Die ölbasierte Stromproduktion ist mit hohen Opportunitätskosten verbunden, da das verwendete Rohöl zu hohen Preisen auf dem Weltmarkt verkauft werden könnte. Indes gestaltet sich die Erschließung der saudischen Gasfelder, deren Reserven als die viertgrößten weltweit beziffert werden, seit Jahren als schwieriger und langwieriger Prozess. Die saudische Führung hat angesichts dieser Herausforderungen erkannt, dass eine erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung nur durch eine qualitative und quantitative Ausdehnung der Energieproduktion gesichert werden kann."

[Triakel]

Antwort auf Beitrag Nr.: 40.181.886 von Triakel am 20.09.10 23:07:04

Korrektur: der saudische Pro-Kopf-Ölverbrauch hat bereits vor etwa 10 Jahren den der USA überholt. In den VAE ist der Pro-Kopf-Verbrauch noch wesentlich höher.

[Triakel]

Antwort auf Beitrag Nr.: 40.181.464 von smiths74 am 20.09.10 21:58:39

So ist es, Smiths. Und zum Problem der steigenden Aufwände und der sich daraus ergebenden Rückgänge der Fördergeschwindigkeit kommt dann noch der explodierende Eigenbedarf.
Saudi-Arabien ist diesbezüglich ein Paradebeispiel. Das Land hatte im Jahr 1960 eine Bevölkerung von 4,075 Einwohnern, derzeit sind es 26,246 Einwohner (siehe Fischer Weltalmanach 2010 Seite 13). 2030 wird laut Prognosen die 50-Millionen-Grenze überschritten werden und 2050 werden vermutlich mehr als 70 Millionen Menschen in Saudi-Arabien leben. Erst dann wird sich die Bevölkerungsentwicklung abflachen.
Gleichzeitig steigt der Pro-Kopf-Ölverbrauch langsam an und überholt derzeit den Pro-Kopf-Verbrauch der USA. Kein Wunder bei Benzinpreisen von unter 15 Eurocent pro Liter.
So ist es kein Wunder, dass sich innerhalb von nur 15 Jahren zwischen 1993 bis 2008 der saudische Eigenverbrauch von 1,2 auf 2,4 mb/d verdoppelt hat. Bis 2030 soll er sich laut Prognosen noch einmal verdoppeln auf 4,5 bis 4,8 mb/d. Selbst wenn den Saudis das Wunder gelingen sollte, die Fördermenge (=Fördergeschwindigkeit) auf dem heutigen Niveau zu halten (ich weiß, jetzt spinne ich etwas), dann verbraucht also Saudi-Arabien in 20 Jahren nicht 1 Viertel seiner Förderung selbst, sondern die Hälfte.
Sehr viel wahrscheinlicher ist aber, dass in 20 Jahren die Förderung auf immer noch gewaltige 6 mb/d zurückgegangen ist, denn Ghawar dürfte spätestens dann im brutalen Decline sein nach 80 Jahren Förderung, und selbst das jüngste Feld Shaybah (etwa gleiches OOIP wie Prudhoe Bay) düfte dann nach 30 Jahren Förderung die besten Zeiten hinter sich haben. 6 mb/d für 2030 sind also keine sehr pessimistische Prognose.
Das hieße, die saudische Exportmenge würde 2030 1,2 bis 1,5 mb/d betragen. Vor Effekten des vorsorgenden oder geopolitisch motivierten Ressourcennationalismus mal abgesehen, die eine noch geringere Menge bewirken könnten.
Fast alle bedeutenden Ölförderländer haben eine ähnliche demographische Entwicklung und damit Eigenbedarfsentwicklung wie Saudi Arabien.
Selbst das einzige bedeutende Ölförderland, das keine stark steigende Bevölkerung hat - nämlich Russland - wird vorraussichtlich 2030 einen Ölexport von nahe Null haben.
Zwischen 2030 und 2040 ist das Ölzeitalter für die Länder ohne nennenswerte Vorkommen praktisch beendet, von minimalen Verfügbarkeitsmengen abgesehen.
Verschärfend kommt ab etwa 2025 eine fortlaufende Verminderung der Gasexportmenge und höchst wahrscheinlich der weltweiten Steinkohleexportmenge hinzu. Die Exportmengen dieser beiden Energieträger werden jedoch in den nächsten 10 Jahren vorübergehend noch ansteigen und anfänglich die Effekte des beginnenden Exportölverfügbarkeitsrückgangs noch etwas abmildern. Aber ab den 20er Jahren werden diese Energieträger dann selbst Teil des Problems.
Und dass selbst bei der KKW-Laufzeitenverlängerung in den 30er Jahren das Atomzeitalter in Deutschland zu Ende geht (beginnend ab 2020), hat sich ja selbst bei den KKW-Fans schon rumgesprochen.
Die heute 4 wichtigsten Energieträger werden also nach 2025 allesamt knapper. Teurer werden die sowieso - über die normale Inflationsrate hinaus.
Öl (Energieträger Nr. 1) wird jedoch früher und schneller knapp als die Energieträger Nr. 2 bis 4 (Steinkohle, Gas, Atom). Nur Braunkohle wird stagnieren.

[Looe]

Antwort auf Beitrag Nr.: 40.173.661 von Triakel am 18.09.10 18:52:08

dass wir Deutschen eine Vorliebe für die Vorsilbe "End-" haben, wenn es um eine Riesensauerei geht:
Endlagerung, Endsieg, Endlösung...


gut beobachtet, Kompliment.

[smiths74]

Antwort auf Beitrag Nr.: 40.181.110 von schlangenmeister am 20.09.10 21:10:07

Hallo Schlangenmeister,
danke für den Link! Interessant weil er beide Extremsichtweisen in einem Artikel bringt.
Was die Saudis angeht finde ich folgendes sehr interessant: Die Reserven sollen also um 40% wachsen und die Recovery rate soll bei 70% liegen? Das mag ja vielleicht sein, auch wenn ich es nicht sehr glaubwürdig finde, vor allem weil die Saudis die Technik von internationalen Dienstleistern einkaufen (Halliburton, Schlumberger, MI und Co)
Aber wie gesagt selbst wenn: die Größe der Reserven hat NICHTS MIT PEAK OIL zu tun! Es geht immer nur die Fördergeschwindigkeit!! Hier nochmal das Beispiel Prudhoe Bay, dem größten Feld der Amerikaner:

Die Reserven wurden auch hier ausgeweitet, übrigens auch um rund 40%, nämlich von 10 auf 14 Mrd Fass. Und was ist mit der Fördermenge passiert????

Die Welt fragt zurzeit rund 86 Mio. Fass AM TAG nach, und die müssen jeden Tag auf dem Markt landen, nur das zählt!
Für mich wirkt das bei den Saudis ein bißchen wie "Pfeifen im Wald"

Viele Grüße

smiths74

[schlangenmeister]

Saudi Aramco’s 80-Year Reserves vs. German “Peak Oil”
Tafline Laylin | September 20th, 2010

http://www.greenprophet.com/2010/09/saudi-vs-peak-oil/

krass

[Triakel]

Antwort auf Beitrag Nr.: 40.173.169 von Tri2Sol am 18.09.10 14:04:12

Naja, Tri,
dann steht der Mist halt auf freier Strecke. Und die Bahn kann dann den Gleisabschnitt erst in 241000 Jahren freigeben, nach der zehnten Plutonium-Halbwertzeit, wenn man den Kastor dann endlich normal in die Landschaft kippen kann.
Bei der Gelegenheit fällt mir auf, dass wir Deutschen eine Vorliebe für die Vorsilbe "End-" haben, wenn es um eine Riesensauerei geht:
Endlagerung, Endsieg, Endlösung...

[Tri2Sol]

Antwort auf Beitrag Nr.: 40.171.864 von Ralle1100 am 17.09.10 21:53:55

"Wenn also irgendein Transport anteht, vieleicht kann ich ja in Zukunft was für euch drehen"

oh, da komme ich gerne Anfang November drauf zurück! Da steht so ein komischer Warentransport durch Westeuropa an mit (Endlager-)Ziel Freie Republik Wendland. Wenn Du da mal die Notbremse ziehen könntest...

[Urlaub2]

Antwort auf Beitrag Nr.: 40.172.917 von smiths74 am 18.09.10 12:02:43

Die GEAB-Leute sind Doomer.

Was die dem Bernanke in den Mund legen, ist eine Fälschung.
Muß ich auch mal sagen.

Der Bernanke kann problemlos das weitere langsame Wachstum der US-Wirtschaft finanzieren.
Die Amis sind allerdings keine Konjunkturlokomotive mehr.