checkAd

    Iran und das Petrodollarsystem im Härtetest - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 29.04.12 20:22:16 von
    neuester Beitrag 01.05.12 13:43:23 von
    Beiträge: 6
    ID: 1.173.966
    Aufrufe heute: 0
    Gesamt: 1.062
    Aktive User: 0


     Durchsuchen

    Begriffe und/oder Benutzer

     

    Top-Postings

     Ja Nein
      Avatar
      schrieb am 29.04.12 20:22:16
      Beitrag Nr. 1 ()
      Iran und das Petrodollarsystem im Härtetest

      Seit mehreren Jahren führen die USA eine aggressive Sanktionspolitik gegen den Iran und werden dabei von den europäischen Nationen tatkräftig unterstützt. Obwohl es den Anschein hat, dass der Iran eine passive Stellung einnimmt und die Sanktionen ausschließlich aufgrund des umstrittenen Atomprogramms verhängt werden, existieren genügend Anhaltspunkte, die darauf hindeuten, dass es der Iran war, der eine noch nie dagewesene Form eines Wirtschaftskrieges gegen die USA startete.

      Es begann im Jahr 2006, als die erste UN-Weltsicherheitsresolution gegen den Iran verhängt wurde, die nicht nur von den USA, sondern erstmalig ebenso von Russland und China unterzeichnet wurde. Obwohl die USA den Iran bereits seit mehreren Jahrzehnten sanktionierten, eröffnete die neue Weltsicherheitsresolution ein neues Kapitel in diesem beispiellosen Wirtschaftskrieg. Waren die zuvor verhängten Sanktionen des Westens kein Grund für die Iraner sich Sorgen um die Wirtschaft zu machen, schien es den USA plötzlich sehr wichtig zu sein, schnell drastischere Schritte einzuleiten.

      Das Petro-Dollarsystem und die Öl Börsen

      Auf der gesamten Welt existierten noch vor wenigen Jahren lediglich drei Öl Börsen, in welche der globale Ölhandel, unter Aufsicht der USA und England, vollzogen wurde. Die New York Mercantile Exchange (NYMEX) in New York und die Intercontinental Exchange (ICE) in London und Atlanta besaßen somit für Jahrzehnte ein Monopol auf den internationalen Ölhandel, der ausnahmslos in Dollar abgewickelt wurde und bis heute die wichtigste Stütze der amerikanischen Währung darstellt. Dies sollte sich ändern, als im Jahr 2005 der Iran bekannt gab, dass es im März 2006 eine eigene Ölbörse eröffnen wolle, die auch den Euro als Bezahlung akzeptiert. Dieses Vorgehen der Iraner glich einer Kriegerklärung gegen die amerikanische Wirtschaft.

      Was folgte war ein Schlagabtausch mit Sanktionen und Sabotage von der US-Seite und das Durchbrechen alter Zahlungs- und Reservesysteme auf der iranischen Seite aus. So musste der Iran mehrmals den Start der Ölbörse aufgrund „technischer Schwierigkeiten“ verlegen, lies allerdings Anfang Dezember 2006 verlautbaren, dass man alle Transaktionen mit dem Dollar auf ein Minimum reduzieren möchte. Noch im selben Monat folgte die Reaktion der USA, als am 26. Dezember 2006 die erste Weltsicherheitsresolution (UNSCR 1737) gegen den Iran verhängt wurde.

      Wie später bekannt wurde, versuchte die Islamische Republik bereits seit längerem seine Kunden davon zu überzeugen, den US-Dollar erstmals durch andere Währungen zu ersetzten. Obwohl noch kein Land zuvor einen Versuch unternommen hatte, sich vom Petro-Dollarsystem abzukoppeln, stellten sich sehr schnell erste Erfolge ein. So zahlten chinesischen Kunden seit Ende 2006 bereits mit Euro für iranisches Öl und japanische Ölkäufer mit ihrer Landeswährung Yen. Im Dezember 2007 gab der Iran schließlich an, keine Bezahlung in Dollar für seinen Ölhandel mehr zu akzeptieren, nachdem es seine Dollarreserven auf 20% reduziert hatte. Trotz der geringen Beachtung bezüglich der Wirtschaftsoffensive des Irans, stellte das Vorgehen der Islamischen Republik tatsächlich eine beachtliche Wende im globalen Wirtschaftsgefüge dar. Erstmals hatte es ein Land geschafft, seinen Energiehandel und die Währungsreserven vom Dollar abzukoppeln.

      Die USA reagierten, offiziell wegen des iranischen Nuklearprogramms, mit weiteren Weltsicherheitsresolution im März 2007 (UNSCR 1747) und März 2008 (UNSCR 1803), obwohl 2007 alle großen Regierungsgeheimdienste der USA zu dem Schluss gekommen sind, dass der Iran mit moderater bis hoher Wahrscheinlichkeit nicht an einer Atombombe arbeite.

      Sabotage wie in Hollywood

      Allerdings war es den Iranern immer noch nicht gelungen, offiziell die Ölbörse zu eröffnen und so wurde der nächste Termin auf Februar 2008 gesetzt. Zunächst sollten nur petrochemische Erzeugnisse an der Börse verkauft werden und das eigentliche Öl erst später folgen, nachdem sich das System bewährt hatte. Doch Anfang 2008 kam es zu einer erstaunlich auffälligen Anhäufung von Ereignissen, nachdem innerhalb nur weniger Tage, fünf Tiefsee-Kommunikationskabel im Persischen Golf ausfielen, von denen drei direkt am Meeresgrund gekappt wurden und die Kommunikation am Golf zeitweise lahmlegten. Die einzige Ursache, die das zeitgleiche Ausfallen aller Kommunikationskabel im Golf erklären könnte, ist gezielte Sabotage, die angesichts der kurz bevorstehenden Eröffnung der iranischen Öl Börse, sehr viel Sinn für die USA ergeben hätte.

      Allerdings konnte die iranische Ölbörse dennoch „pünktlich“ eröffnen und offiziell ihren Dienst aufnehmen, trotz unzähliger weiterer Sanktionen und Weltsicherheitsresolutionen, von denen die letzte im Juni 2010 (UNSCR 1929) verhängt wurde. Mitte 2011 wurde schließlich die letzte Phase der Börse abgeschlossen und die volle Operationsfähigkeit erreicht, indem nun auch Öl gehandelt wurde. Seit diesem Zeitpunkt verfügt die Welt über das erste funktionierende Energiehandelssystem, das ohne den Petro Dollar auskommt bzw. diesen gar verbietet.

      Der iranische Wirtschaftsangriff trifft die USA nicht direkt, die sowieso kaum Handel mit der Islamischen Republik betreiben. Es ist vielmehr der Grundstein, den die Iraner gelegt haben und auf dem zukünftig andere Länder wie China, Indien, Brasilien oder Russland aufbauen werden.

      So entschieden China und Russland bereits 2010, nach iranischem Vorbild, dass sie ihren bilateralen Handel nur noch in den Landeswährungen vollziehen werden. Seit dem iranischen Vorstoß werden nahezu monatlich neue bilaterale Abkommen zwischen unzähligen Ländern, allen Voran dem Iran, Japan, Russland, Indien, Brasilien oder China gebildet, die alle ihre Landeswährungen als Transaktionsmittel festlegen und den Dollar fallen lassen.

      Obwohl der Iran durch seine Wirtschaftsoffensive hohe Verluste durch die Sanktionspolitik des Westens und hohen Inflationsraten ertragen muss, ist der Verlieren dieses Wirtschaftskrieges ohne jeden Zweifel die USA. Dem Iran ist ohne großes Aufsehen, aber dennoch vor den Augen der gesamten Weltöffentlichkeit das gelungen, wovon Niemand vor zehn Jahren geträumt hätte – es hat die erste Säule des Petro-Dollarsystems eingerissen.

      Nachdem die USA und ihre westlichen Verbündeten in der jüngsten Vergangenheit durch das Umsetzen von Ölembargos bzw. des Ausschlusses des Irans aus dem SWIFT Transaktionssystem ihre letzten Trumpfkarten verspielt haben, bleibt zu hinterfragen, was Washington unternehmen will, wenn auch diese Maßnahmen nicht greifen und der Iran, wenn auch mit Einbußen, den Sanktionen trotzt.

      Auch die europäische Union hat es 2007 versäumt eine einmalige Gelegenheit zu nutzen, als der Iran freiwillig anfing, den Dollar nur durch den Euro zu ersetzen und die Währung dadurch massiv zu stärken, wenn andere Länder dem Modell gefolgt wären. Doch anstatt Zurückhaltung oder indirekter Unterstützung, verhängte die EU eigenständig weitere Sanktionen gegen den Iran, worauf sich Tehran gezwungen sah, vom Euro-Ersatzmodell zurück zu treten.

      Die iranische Position indes scheint klar zu sein und die oben beschriebenen Vorgänge beweisen, wie entschlossen und akribisch der Iran in diesem Wirtschaftskrieg vorgeht, trotz der eigenen Verluste. So erläuterte der iranische Außenminister Ali Akbar Salehi vergangenen Dezember eindeutig, wie der Iran zu dieser Art von Wirtschaftverlusten steht:

      „Iran hat eine dreitausendjährige Geschichte. Vielleicht gibt es einmal 20 oder 30 Jahre mit Not und Einschränkungen. Na und? Wenn ein Land entscheidet, nicht mehr der Lakai einer fremden Macht zu sein, muss es dafür eben einen Preis zahlen.“


      http://www.iranicum.com/2012/04/iran-ol-dollar-wirtschaft/29…
      Avatar
      schrieb am 30.04.12 00:29:54
      Beitrag Nr. 2 ()
      ...
      „Iran hat eine dreitausendjährige Geschichte. Vielleicht gibt es einmal 20 oder 30 Jahre mit Not und Einschränkungen. Na und? Wenn ein Land entscheidet, nicht mehr der Lakai einer fremden Macht zu sein, muss es dafür eben einen Preis zahlen.“...

      Das Leben ist ein Freiheitslied.
      Avatar
      schrieb am 30.04.12 00:58:56
      Beitrag Nr. 3 ()
      Das Leben ist ein Freiheitslied.



      ;)
      Avatar
      schrieb am 30.04.12 15:51:46
      Beitrag Nr. 4 ()
      1. Wie oft soll die Geschichte mit dieser Pseudo-Ölbörse denn noch wiederholt und kopiert werden?

      2. Bei der Bananenrepublikwährung des Iran sollen demnächst 4 Nullen gestrichen werden. Z.Z. 16000 IRR = 1 Euro. Die müssen sich ja auskennen, was Geldwirtschaft betrifft.

      3. Ob die Muftis in der Zwischenzeit bemerkt haben, daß der Euro krank ist und schnell auseinanderfliegen kann? Oder glauben sie, bei Yen oder Rubel sähe es viel anders aus? Aber vll denken sie ja, was nicht noch mistiger als die eigene Währung ist, wär schon ganz gut.

      4. wäre es traurig, wenn währungspolitische Bananenrepubliken wie Iran den Euro hochmanipulieren könnten.

      5. Ein höherer Euro gg. USD und damit zugleich gg. Yuan und Hongkong-Dollar und andere asiat. Währungen ist momentan wenig wünschenswert. Die Euro-Mitglieder Griechenland, Portugal, Spanien, Italien und Frankreich mit zusammen über 180 Mio Bevölkerung sind international nicht mehr wettbewerbsfähig. Würde der Euro jetzt 20, 30% zulegen, wär der folgende Absturz nachher umso schlimmer.
      2 Antworten
      Avatar
      schrieb am 01.05.12 00:26:34
      Beitrag Nr. 5 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 43.104.692 von borazon am 30.04.12 15:51:461. Wie oft soll die Geschichte mit dieser Pseudo-Ölbörse denn noch wiederholt und kopiert werden?


      Brasilien, Russland, Indien China und Südafrika (BRICS-Länder), handeln ebenso mit dem Iran an dessen Ölbörse (und ohne Dollar) wie viele weitere Länder (Südkorea, Nordkorea, Japan, Venezuela, Kuba, Chile...).

      Diese Länder reflektieren 40% der Weltbevölkerung. Das sind 12 mal mehr Menschen als die USA an Einwohnern hat.

      .

      Trading Spotlight

      Anzeige
      Der Final Countdown: Hier heute noch rein!? Große Meldung angekündigt…mehr zur Aktie »
      Avatar
      schrieb am 01.05.12 13:43:23
      Beitrag Nr. 6 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 43.104.692 von borazon am 30.04.12 15:51:46
      5. Ein höherer Euro gg. USD und damit zugleich gg. Yuan und Hongkong-Dollar und andere asiat. Währungen ist momentan wenig wünschenswert. Die Euro-Mitglieder Griechenland, Portugal, Spanien, Italien und Frankreich mit zusammen über 180 Mio Bevölkerung sind international nicht mehr wettbewerbsfähig. Würde der Euro jetzt 20, 30% zulegen, wär der folgende Absturz nachher umso schlimmer. [/i]

      Es kann aber auch anders laufen, der US-$ wird in der Abkehr von dieser gegenwärtigen Leitwährung dem Verfall preisgegeben, was den großen Vorteil hätte,
      daß die Vereinigten Staaten der Aggressionen,
      kein Geld für Rüstung und Kriege aufbringen könnte.

      Die Menschheit könnte sich dann endlich lebensunterstützenden Aufgaben zuwenden.


      Beitrag zu dieser Diskussion schreiben


      Zu dieser Diskussion können keine Beiträge mehr verfasst werden, da der letzte Beitrag vor mehr als zwei Jahren verfasst wurde und die Diskussion daraufhin archiviert wurde.
      Bitte wenden Sie sich an feedback@wallstreet-online.de und erfragen Sie die Reaktivierung der Diskussion oder starten Sie
      hier
      eine neue Diskussion.
      Iran und das Petrodollarsystem im Härtetest