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    Warum Notenbanken an einem niedrigen Goldpreis interessiert sind. - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 15.09.02 04:13:47 von
    neuester Beitrag 16.09.02 03:03:52 von
    Beiträge: 3
    ID: 633.184
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      schrieb am 15.09.02 04:13:47
      Beitrag Nr. 1 ()
      Warum Notenbanken an einem niedrigen Goldpreis interessiert sind.

      Einige Leute wundern sich, dass Notenbanken Gold verkaufen, um den Goldpreis niedrig zu halten. Gleichzeitig halten sie doch Gold als Währungsreserve. Je höher der Goldpreis, desto wertvoller wäre diese Reserve.

      So fragte auch Marc Faber in der „Welt“ vom 24.6.02:
      „...Was mich dabei frappiert ist, dass die Notenbank und das Schatzamt in den USA bei diesen tiefen Rohstoffpreisen Gold verkaufen oder ausleihen, um den Goldpreis unter Druck zu halten und mit ihrem "Plungeteam" gleichzeitig bei relativ hohen Aktienpreisen, die Börse mit wiederholten Stützungskäufen künstlich hoch zu halten versuchen. Weshalb verkaufte das amerikanische Schatzamt sein Gold nicht im Jahre 1980 und investierte damals in Aktien zu einer Zeit als der Dow Jones unter 1000 Punkten lag? ...“

      Kurze Antwort an Marc Faber:
      Notenbanker wissen sehr wohl, dass Gold ein wirksames Wertaufbewahrungsmittel ist, Aktien dagegen nicht. Wenn aber alle so denken würden, dann bliebe zuwenig Gold für die Notenbanken übrig. Notenbanken wollen ein Monopol auf Gold halten. Monopolisten verkaufen auch unter Wert, um Konkurrenten aus dem Markt fernzuhalten.
      Sobald die Notenbanken ihr Quasi-Monopol auf Gold verlieren, verlieren sie ihre Freiheit, die Wechselkurse und Werte ihrer Währungen nach ihrem Gutdünken zu steuern.
      Vergleiche dazu die 60er Jahre:

      H.-J. Jarchow, P. Rühmann: Monetäre Außenwirtschaft II. Internationale Währungspolitik. 1984. UTB 1335, 241f.
      „Die Goldkonvertibilität des US-Dollars geriet in Gefahr, sobald der Preis auf dem Goldmarkt über den offiziellen Goldpreis hinaus anstieg. Das stellt die Tatsachen auf den Kopf: Der zum Gold fixierte Dollarkurs geriet umgekehrt in Gefahr, weil der Dollar an Wert verlor und daher zwangsläufig der Goldpreis relativ zum Dollar anstieg. Dann lag es für die nichtamerikanischen Währungsbehörden nahe, ihre Käufe von Gold beim amerikanischen Schatzamt zum offiziellen Goldpreis zu tätigen, ihre Verkäufe dagegen zum (höheren) Marktpreis vorzunehmen. Hier wird immerhin zugegeben, dass die Notenbanken unterschiedlicher Länder auch unterschiedliche Interessen haben, die nicht unter einen Hut (sprich: einen künstlich gedrückten Goldpreis) passen. Um der Entwicklung vorzubeugen, daß sich auf diese Weise die amerikanischen Goldbestände erheblich verringerten, intervenierte der von den USA und anderen Ländern gegründete Goldpool seit 1961 am Londoner Goldmarkt. Was die einen „Intervention“ nennen, nennen andere „Manipulation“. Ich finde, „Intervention“ ist schon das richtige Wort. Die Interventionen wurden 1968 aufgegeben, nachdem die am Goldpool beteiligten Länder innerhalb eines halben Jahres rund ein Achtel ihrer Goldreserven bei dem Versuch verloren hatten, durch Goldverkäufe einen Anstieg des Marktpreises für Gold zu verhindern.“
      Es gibt also auch bei Goldpreis-Interventionen – wie bei allen Interventionen - eine Schmerzgrenze, wo der eigene Schaden durch fortgesetzte Intervention größer wird als der Schaden, den die Intervention verhindern will.
      Das sollten sich auch alle merken, die die GESAMTEN Goldreserven der Notenbanken als Interventionsmasse gegen einen Goldpreisanstieg ansehen.
      Wal Buchenberg, 24.6.2002
      Avatar
      schrieb am 15.09.02 04:15:27
      Beitrag Nr. 2 ()
      Hintergrund Wirtschaft
      Manuskript vom: 14.7.2002 • 18:40

      Katzenjammer und Tigergebrüll
      Fünf Jahre nach der Asienkrise
      von: Nicola Glaß
      Redaktion: Thomas Weinert


      Sie können sich diesen Beitrag auch als Real-Audio Datei anhören.

      Diesen Tag haben viele Thais wohl bis heute nicht vergessen: Es war der 2. Juli 1997, als der Crash begann: Notgedrungen hatte die Notenbank den Wechselkurs des thailändischen Baht, der bis dahin fest an den US-Dollar gekoppelt war, freigegeben. Innerhalb kurzer Zeit verfiel Thailands Währung drastisch, die Menschen konnten quasi zusehen, wie sich ihre jahrelangen Ersparnisse in Nichts auflösten. Was war geschehen?


      Nur wenige Wochen zuvor, im Mai, hatten amerikanische und britische Spekulanten die thailändische Währung attackiert. Für die Finanzjongleure in den gläsernen Hochhäusern Manhattans und der Londoner City war dies eine Art sportlicher Ehrgeiz, mit Milliarden von Dollar als Siegesprämie. Für viele Menschen in Südostasien bedeutete das den Ruin. Verzweifelt wollte die thailändische Notenbank die Attacken abwehren, indem sie versuchte, den Baht auf dem internationalen Finanzmarkt aufzukaufen. Dabei gingen fast die gesamten Dollarreserven des Landes verloren - etwa 38 Milliarden hatte Thailand damals auf der hohen Kante. Aber das Desaster war nicht mehr aufzuhalten, die Asienkrise hatte begonnen: Sie riss nicht nur die thailändische Wirtschaft in den Abgrund, sondern - gleich einem Dominoeffekt - auch ganz Südostasien.


      Fünf Jahre sind seitdem vergangen. Die Schuld für den wirtschaftlichen Zusammenbruch in Südostasien ist aber nicht nur bei den westlichen Währungsspekulanten zu suchen. Die Ursachen sind vielschichtiger. Westliche Investoren vergaben bedenkenlos Kredite - schließlich galt Asien zu Beginn der 90er Jahre als das Eldorado schlechthin. Keiner im Westen wollte sich schließlich nachsagen lassen, in Asien nicht mit dabei gewesen zu sein. Auf diese Weise wurden Milliardensummen in die "Tigerstaaten" gepumpt. Niemand wollte wahrhaben, dass unter der glänzenden Oberschicht lange angestaute Probleme lauerten - die meisten hausgemacht: Korruption, Vetternwirtschaft, marode Banken- und Finanzsysteme. Und die Empfänger des Geldsegens in den asiatischen Ländern hatten erst recht kein Interesse daran, ausländische Investoren mit der Nase darauf zu stoßen.


      Nach Ausbruch der Krise sollte sich das bitter rächen: Die Börsen und die Immobilienpreise brachen ein, zahlreiche Unternehmen gingen pleite, Millionen Menschen verloren ihre Arbeit. Nach 1998 schien es so, als sei das Tal der Tränen durchschritten. In der Tat konnten die "Tiger" 1999 und 2000 erstmals wieder aufatmen - dank guter Exportraten. Dagegen war 2001 ein schlechtes Jahr: Anhaltend schlechte Wirtschaftszahlen aus den USA und Japan, die Auswirkungen des 11. September und der Niedergang der IT-Branche. Für dieses Jahr machen sich die Wirtschaftsexperten neue Hoffnungen. Wie steht Thailand, das von der Asienkrise mit am schlimmsten betroffen war, heute da? Paul Strunk, Geschäftsführer der Deutsch-Thailändischen Handelskammer Bangkok ist grundsätzlich optimistisch:

      Hier in Thailand sehen wir doch die Erfolge der Regierung. Wir sehen die Bemühungen zur Modernisierung, zur Restrukturierung und die Bemühungen, die Wirtschaft wettbewerbsfähiger, moderner, internationaler zu machen. Im Ausland sieht man Thailand natürlich immer falsch, weil man nicht an der Quelle sitzt und man folgt Stimmungen besonders. Die mittlere und kleine Industrie lässt sich von subjektiven Meinungen leichter beeinflussen und hier haben wir natürlich das große Spielfeld Südostasien einerseits und Ostasien, China andererseits. Diese Stimmungsseite gefällt uns nicht, weil wir der Ansicht sind, dass sie mit den objektiven Gegebenheiten hier in den südostasiatischen Ländern nicht übereinstimmt.


      Diese Stimmungen spielen weiterhin eine wichtige Rolle. Nur zögernd kehrten ausländische Investoren zurück in die gebeutelte Region. Die Krise hatte außer Thailand besonders den Inselstaat Indonesien getroffen, Südkorea, Malaysia und die Philippinen. Die Urteile darüber, inwieweit sich einzelne Staaten in Asien erholt haben, sind auch heute noch gespalten: Südkorea galt stets als das Musterkind des Internationalen Währungsfonds. Dieser hatte seine Milliardenkredite nur an diejenigen Länder vergeben, die sich rigiden Sparvorgaben beugten. Auch Thailand und Indonesien gehörten zunächst zu den Nutznießern des IWF. Doch die harten Auflagen ließen die Menschen bald murren, denn es gab keine sichtbaren Fortschritte bei der Bewältigung der Krise. Die "kleinen Leute", die bereits alles verloren hatten, wollten nicht noch mehr draufzahlen müssen. In Thailand und Indonesien waren es u.a. diese Gründe, die in einen politischen Wechsel mündeten: Seit Anfang 2001 regiert in Thailand die Partei "Thai Rak Thai"-Thais lieben Thais - unter Premier Thaksin Shinawatra, die ursprünglich als Anwalt des einfachen Volkes angetreten war. Doch Überall macht sich Ernüchterung breit.


      In Indonesien ist nach dem Sturz des Suharto-Regimes 1998 und nach der Abwahl der Präsidenten Habibie und Wahid nun Megawati Sukarnoputri an der Macht. Indonesien bemüht sich, die schlimmsten Krisenzeiten vergessen zu machen - nicht unbedingt erfolgreich. Aber zumindest beim Schuldenabbau versuchen die Regierungen in Asien, ernst zu machen. Marc Faber ist seit über 30 Jahren Anlageberater und Finanzanalyst in Asien, er beurteilt die Situation so:

      In gewissen Wirtschaftssektoren ist es schon zu einem Schuldenabbau gekommen. Die Gesellschaften haben einen großen Teil ihrer Schulden zurückbezahlt, oder restrukturiert - also gewisse Reformen haben schon stattgefunden. Was mich etwas beunruhigt ist das Wachstum des Konsumentenkredites in Asien, der im Moment sehr stark ist. Die Automobilverkäufe und die Umsätze der Motorräder haben sehr stark zugenommen in Ländern wie Indonesien und Thailand und der Verbrauch ist auch sehr stark gestiegen in Südkorea. Und das ist hauptsächlich finanziert durch Konsumentenkredite und das ist schon grundsätzlich gut im Moment, um die Wirtschaft anzukurbeln, aber über die Jahre wird das doch zu gewissen Problemen führen.

      Viele Staaten haben versäumt, hausgemachte Probleme wie zum Beispiel im Bankensektor anzupacken. Die Folge: Viele faule Kredite sind bis heute nicht getilgt, trotz aller Versprechungen und Bemühungen. Aber es gibt große Unterschiede zwischen den einst von der Asienkrise betroffenen Ländern: Während Südkorea sein Finanzsystem kompromisslos saniert hat, hat beispielsweise Thailand wichtige Entscheidungen vor sich hergeschoben. Paul Strunk von der deutsch-thailändischen Handelskammer:

      Na ja, man hätte nach Ende der Krise konsequent vorgehen können. Man hätte die Firmen, die Banken, die überschuldet waren, in ein Konkursverfahren ziehen können und hätte dieses Konkursverfahren auch zu Ende bringen können. Dies hätte bedeutet, dass praktisch alle Banken geschlossen worden wären und das alle firmen von der Aktionsszene verschwunden wären. Das wiederum hätte zu außergewöhnlichen sozialen Verwerfungen geführt und einer Katastrophe im Wirtschaftsbereich. Das hat man nicht getan. Man hat gewissermaßen die faulen Firmen, die maroden Firmen mit durchgezogen und daher diese Firmen weiter leben lassen. Man hat dadurch das ganze Problem in die Zukunft getragen. Natürlich hat man auch Köpfe nicht abgeschnitten, sozusagen, wie man das in westlich orientierten Wirtschaften getan hätte.


      Aber auf diese Weise man hat man eben als Volkswirtschaft gemeinsam überlebt, sagt Strunk. Natürlich ist Südostasien dringend auf frisches Kapital von außen angewiesen, trotzdem betonen nicht wenige Staaten der Region, sich nun zunehmend auch auf eigene Stärken und eigenes Potenzial verlassen zu wollen: Erziehung und Bildung voranbringen und ein eigenes Finanz-Know-how aufbauen.


      Das in Angriff zu nehmen hat die ehemalige Kronkolonie Hongkong stets betont. Den ehemals blühenden Stadtstaat hatte die asiatische Grippe stark mitgenommen - bis heute hat sich Hongkong nicht erholt, im Gegenteil. Zwar schätzen Geschäftsleute weiterhin Hongkongs Stärken wie ein eigenes Rechtssystem oder die erstklassige Infrastruktur. Aber momentan steht die südchinesische Sonderverwaltungszone wirtschaftlich schlechter da als je zuvor:


      Die Arbeitslosigkeit ist auf 7,4 Prozent gewachsen, ein nie gekanntes Rekordhoch. Die Immobilienpreise, noch vor der Übergabe an China von der britischen Kolonialverwaltung, künstlich hoch gehalten, sind durch die Freigabe von Bauland, das der Regierung gehörte, teilweise um bis zu 60 Prozent in den Keller gegangen. Und auf Hongkongs Straßen wurde demonstriert, Staatsangestellte konnten nur mit Protesten die drohende Kürzung ihrer Gehälter verhindern. Regierungschef Tung Chee-hwa wurde Anfang des Monats, genau fünf Jahre nach der Rückgabe Hongkongs an China, für seine zweite Amtszeit eingeschworen. Tung, der mit einem neuen Kabinett antritt, ist derzeit unpopulärer denn je. Die Menschen von Hongkong werfen ihm vor, die wirtschaftlichen Probleme nicht in den Griff zu bekommen. Aber die momentane Lage sei nicht der Regierung anzulasten, sagt Daniel Poon vom Hongkong Trade Development Council:

      Obwohl es der Wirtschaft momentan nicht sehr gut geht, ist das nicht ein Problem der politischen Führung, sondern beruht auf der Anpassung der Wirtschaft und auf Faktoren von außen: Im Jahr 1997 hatten wir einen sehr übertrieben aufgeblähten Immobilienmarkt - und die Regulierung des Immobilienmarktes war unvermeidlich.

      Aber es ist ein unglücklicher Zufall, dass die Anpassung mit dem Zeitpunkt der Asienkrise kam. So sehen wir uns einem doppelten Schlag gegenüber: Einerseits die äußeren ökonomischen Umstände, die nicht gut gewesen sind, und auf der anderen Seite die Situation der heimischen Wirtschaft, da ist sowohl der Immobilienmarkt zu nennen als auch die Regulierung der Vermögenswerte, vor allem an den Börsen. Diese Anpassung hat das Konsumentenverhalten sehr beeinträchtigt.

      Aber die Frage, wie Hongkong sich für die Zukunft positioniert und im Wettbewerb mit dem Mutterland seinen Platz behauptet, bleibt spannend. Vor allem, wenn es um den Ausbau von Infrastruktur geht, denn Logistik ist eine der wesentlichen Schlüsselpositionen für wirtschaftlichen Erfolg. Die Volksrepublik China pumpt weiterhin Milliarden nach Shanghai, unter anderem für den Ausbau des Binnenhafens. Auch ausländische Investoren betrachten die Logistik als einen der künftigen Wachstumsmärkte in Asien, wie Gustav Humbert ausführt, Vorstandschef bei Airbus. Er ist davon überzeugt, dass die Krise der Luftfahrtindustrie nach dem 11. September auch mit Bestellungen aus Asien überwunden werden kann:

      In der Tat, der asiatische Markt ist der Wachstumsmarkt, allein, wenn wir mal nach China gucken, wenn wir schauen auf die Sachen, die in Australien passieren. Hier haben wir ein gewisses höheres Wachstum als in Europa und den USA und das bringt insgesamt den Weltmarkt dazu, dass wir mittelfristig voraussagen, dass das Wachstum vier bis fünf Prozent betragen wird.


      Und so merken es Airbus als auch Boeing in ihren Bestellbüchern, dass den asiatischen Verkehrsmärkten weiterhin ein großes Wachstum zugetraut wird und die Luftfahrtallianzen der Fluggesellschaften buhlen um neue asiatische Mitglieder, um an diesem Ende der Welt die Nase vorn zu behalten.


      Natürlich ist das alles letztendlich auch eine Imagefrage: China gilt als Liebling der Businesswelt, vor allem nach dem Beitritt zur Welthandelsorganisation, und hat aufgrund der Milliarden an ausländischen Direktinvestitionen ein gewaltiges Budget in der Hinterhand. Verglichen damit erscheint das Interesse des Auslands an Südostasien erlahmt. Problematisch für Geschäftsleute bleibt auch die unsichere politische Lage in manchen Staaten der Region: Die Philippinen und Indonesien zum Beispiel kämpfen weiterhin mit ethnischen Konflikten; und im Inselstaat Indonesien klagen Investoren zudem über die nicht einzudämmende Korruption und mangelnde Reformen im Rechtssystem. Gespannt fragen sich politische und wirtschaftliche Beobachter, welchen Kurs Malaysia künftig einschlagen wird: Nach den Turbulenzen um den von Premier Mahathir Mohamad selbst verkündeten und dann wieder revidierten Rücktritt vom Regierungsamt ist nun klar: Der malaysische Ministerpräsident wird zum Oktober 2003 seine Macht endgültig abgeben, der bisherige Stellvertreter Abdullah Ahmad Badawi ist als sein Nachfolger bereits ausgemacht.


      Das heterogene Südostasien im Schatten des so stabil erscheinenden Wirtschaftsgiganten China - eine Kluft, die sich vertiefen wird? Über diese Frage ist in den vergangenen zwei Jahren zunehmend diskutiert worden. Immerhin haben die ASEAN-Mitglieder seit der Asienkrise verstärkt versucht, die Vision von der Asiatischen Freihandelszone "AFTA" voranzubringen. Nach zähem Ringen haben manche Staaten Südostasiens einsehen müssen, dass es geboten ist, bei der Verwirklichung der AFTA an einem Strang zu ziehen und den Protektionismus hinten anzustellen. Viele Zölle sind abgesenkt worden, um den Warenhandel innerhalb Südostasiens zu beschleunigen. Allerdings knüpft manches Land darüber hinaus auch noch eigene, bilaterale Handelsbeziehungen zu anderen Staaten, wie jüngst Singapur. Wann wird die AFTA endgültig Realität sein? Der Asienexperte Marc Faber schaut in die Zukunft:

      Ich kann Ihnen nicht sagen, wenn das stattfinden wird oder, ob es tatsächlich stattfinden wird, aber ich glaube, wenn man geopolitisch und weltwirtschaftlich die Entwicklung in Asien betrachtet, so dürfte es schon so sein, dass währenddessen bis heute die asiatischen Länder hauptsächlich vom amerikanischen Markt für ihre Exporte abhängig gewesen sind, es in Zukunft wahrscheinlich schon so sein wird, dass China das Hauptexportland sein wird für gewisse Länder, auf der anderen Seite wird China natürlich auch in diese Länder in Südostasien sehr viel exportieren, weil sie im Herstellungsbetrieb, also in der Produktion von Konsumgütern, von Autos usw. wesentlich konkurrenzfähiger sind als eben die anderen asiatischen Länder. Was China fehlt, sind Rohstoffe und deshalb wird es so einen Handel geben: die Ausfuhr von Konsumgütern nach Asien, von elektronischen Gütern und der Import von Rohstoffen. Zudem werden die Chinesen mit der Zeit zur größten Touristengruppe in Asien.


      Klar ist also: Eine Freihandelszone der ASEAN-Länder soll und wird nicht ohne die wirtschaftsstarken und mächtigen Nachbarn im Osten auskommen. Das meinte jedenfalls im vergangenen Jahr Chinas Staats- und Regierungschef Jiang Zemin und setzte sich damit durch. In etwa zehn Jahren, so ist heute die offizielle Lesart, sollen China, Japan und Südkorea mit ins Boot geholt werden, um das Ganze zu einer Art pan-asiatischer Freihandelszone zu verschmelzen. Denn wegzudenken sind diese drei Wirtschaftsmächte aus dem Handelsgeflecht mit den südostasiatischen Nachbarstaaten ohnehin nicht mehr. Was die heutige Lage in Südost- und Ostasien angeht, findet Paul Strunk von der Handelskammer in Bangkok deutliche Worte:

      In der Tat ist das ein interessantes Thema. China durch die ungemeine Größe, Korea durch die Kraft und den Willen ähnlich wie auch in Taiwan. Man ist mutiger, man ist wilder, man ist stärker interessiert nach vorne zu gehen. Die südostasiatischen Länder lassen es oft an dieser Kraft zur Veränderung fehlen, die bei den Ostasiaten vorherrscht.

      Doch wäre es nicht das erste Mal, dass sich deutsche Investoren in Asien verschätzen, denn neben den "harten" Fakten, den Potenzialen einer Volkswirtschaft, die man messen kann, gibt es auch Faktoren, die Europäern das Leben schwer machen, ohne dass sie wissen, warum. Das kann eine Politik sein, die man nicht versteht oder auch eine Mentalität, die fremd bleibt: Strunk:

      Aber man darf natürlich auch die Gefahren nicht übersehen, die sich in China jetzt ergeben. Man darf nicht vergessen, dass China ein von Kommunisten regiertes Land ist, das mit kapitalistischen Spielzeugen in der WTO versucht erste demokratischere, liberale Gehversuche zu machen, aber hier werden sich Arbeitslosenzahlen einstellen in erheblicher Größe und das wird zu riesigen Schwierigkeiten führen. Ich vergleiche die Situation in etwa mit dem, was in Vietnam Ende der 80er Jahre, Anfang der 90er Jahre passierte, als auch die ganze, vor allem deutsche Wirtschaft glaubte, sie kann in Vietnam auf der Basis der Millionen deutschsprachigen Vietnamesen nun in großem Maße profitabel investieren und dieser Plan ist nun in Vietnam nicht aufgegangen und erst seit wenigen Jahren, seit zwei Jahren vielleicht, macht sich Vietnam nun interessanter. Aber da waren eben auch große Enttäuschungen und die werden auch in China kommen.

      Das wirtschaftliche Engagement der Deutschen in Südostasien, China und Japan war unter anderem auch Thema auf der neunten Asien-Pazifik-Konferenz in Tokio. Wirtschaftsminister Werner Müller hatte auf diesem Treffen deutlich gemacht: Ausländische Investoren würden künftig verstärktes Interesse zeigen, sollte durch die Verwirklichung der ASEAN-Freihandelszone ein nahtloser Markt mit etwa 500 Millionen Menschen entstehen. Weil einige Staaten jedoch auf besondere Interessen beharrt hätten, habe es bereits Verzögerungen gegeben. Das kritisierte Müller im Hinblick auf protektionistische Tendenzen der Vergangenheit. Es dürfe dann niemanden überraschen, wenn ausländische Geldgeber andere Regionen bevorzugten. Und damit war klar die Volksrepublik China gemeint.

      Aber auch die Investitionsbereitschaft der Deutschen kam auf den Tisch: So war sich der Wirtschaftsminister mit dem Bundespräsident auf der jüngsten Asienreise einig: Deutsche Investitionen sind hier wieder gut angelegt. Apropos Investitionen: Was vielen geschädigten Aktionären hierzulande aus dem Blickfeld geraten ist, das sind die asiatischen Börsen, die das Drama, dass in letzter Zeit in den USA und Europa gegeben wurde, nicht mitgespielt haben. Marc Faber:

      Aber immerhin muss ich sagen, was die Börsen betrifft, so sind sie immer noch sehr, sehr billig insbesondere im Vergleich zu den Vereinigten Staaten und wir haben gesehen, in den letzten sechs bis neun Monaten haben sich einige asiatische Börsen sehr gut gehalten und ich nehme an, dass diese bessere Performance der asiatischen Börsen gegenüber dem amerikanischen Markt weiterhin andauern wird.



      Die Börse handelt die Zukunft und so kann man sagen, dass sich das Kapital bereits entschieden hat: Die Asienkrise erscheint überwunden und die Region wächst wieder zu ihrer einstigen Bedeutung heran. Doch solange strukturelle Probleme nicht gelöst werden und politische Verwerfungen einzelne Länder weiterhin erschüttern können, wird das Schlagwort "Asienkrise" auch nicht zu den Akten gelegt.
      Avatar
      schrieb am 16.09.02 03:03:52
      Beitrag Nr. 3 ()
      @burakiye

      Das Beste was ich seit langem in Posting #2 zu Thailand und der Asienkriese gelesen habe.

      Hut ab vor dem Author


      Gruss

      ThaiGuru


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