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    Staatsverschuldung - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 04.10.03 03:18:24 von
    neuester Beitrag 18.11.03 11:12:20 von
    Beiträge: 18
    ID: 782.683
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      schrieb am 04.10.03 03:18:24
      Beitrag Nr. 1 ()
      Da v.g. Thema / Beitrag aktuell wie nie zuvor ist und wohl auch bleibt, möchte ich hier nochmals auf folgenden Beitrag verweisen:

      Wem gehört Deutschland? - Profiteure der StaatsverschuldungThread: Wem gehört Deutschland? - Profiteure der Staatsverschuldung
      Avatar
      schrieb am 04.10.03 03:23:12
      Beitrag Nr. 2 ()
      Staatsverschuldung.

      Es ist ja völlig offensichtlich, daß der Staatsbankerott (praktisch heißt das eine "Währungsreform"; um dies zu vertuschen werden auch manchmal Kriege geführt) unweigerlich kommen muß, wenn zunehmend immer mehr neue Schulden gemacht werden. Das kann sich kein Privathaushalt und das kann sich kein Wirtschaftsbetrieb leisten.
      Führungsschichten versagen: Wer eine Firma in den Ruin wirtschaftet und für einen Milliardenschaden verantwortlich ist, hat in Deutschland die besten Chancen erneut berufen zu werden (Beispiel: der Fall des Vorsitzenden der Metallgesellschaft, der, nachdem er ca. 2 Milliarden Verluste "erwirtschaftete", den Holtzmann-Konzern übernahm, der ohne Bundesmittel pleite gegangen wäre; Empfehlung Deutsche Bank) wie man auch auf eine milde Strafe durch die Justiz hoffen darf (Beispiel: der Fall Schneider). Solidarität mit den Unfähigen und Verantwortungslosen, wie auch der Schutz der Unfähigkeit und Verantwortungslosigkeit, scheint in diesem Lande ein übergeordnetes Führungsprinzip zu sein. Selbst das Bundesverfassungsgericht irrte folgenschwer, als es aufgrund einer falschen Hochrechnung eine statistische Prognose über die Entwicklung der Arztdichten abgab, einer der wichtigsten Gründe, warum heute die Gesundheitskosten aus allen Nähten platzen (Fatales Kassenarzt-Fehlurteil am 23.3.1960 des Bundesverfassungsgerichts zur uneingeschränkten Berufszulassungsfreiheit von Ärzten, das die Beschränkung 1 Arzt auf 500 Krankenkassenmitglieder für nichtig erklärte, wobei man fälschlich davon ausging, dass sich nach Freigabe der Zulassungsbeschränkung die damals 37.000 KassenärztInnen um nicht mehr als 12 % erhöhen würden. Sämtliche Annahmen der Richter erwiesen sich als falsch und heute als überaus fatal für die Kostenexplosion im Gesundheitswesen). Die Entwicklung eines unverständlichen, idealistischen, volksfernen und die Legislative aushöhlenden Rechts, hat zu einer völligen verjustifizierten Verwaltungsgesellschaft geführt. Für fast alles braucht man heutzutage eine RechtsanwältIn - doch die Rechtssicherheit liegt - wie auf hoher See - in Gottes Hand. Abgesehen davon, wird die Idee der Gewaltenteilung in der Praxis dadurch unterlaufen, daß in der Legislative (Bundes- und Landtage) mehrheitlich Beamte, also Angehörige der Exekutive sitzen. Fazit: Wir brauchen Gesetze, die Führungskräfte stärker in die persönliche Verantwortung nehmen.

      http://www.sgipt.org/gipt/diffpsy/herrsch/herrtyp.htm#Führun…
      Avatar
      schrieb am 04.10.03 03:52:55
      Beitrag Nr. 3 ()
      Die Unzulänglichkeit der Verantwortlichen: Was tut not?

      von Rudolf Sponsel, Erlangen
      Aktuelle Verschuldung: Link zum Bund für Steuerzahler





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      Hemmungslos egoistische und finanzpolitisch inkompetente PolitikerInnen
      Unzulängliches Grundgesetz (Artikel 109, 115) und Gesetze
      Unzulängliche Ober- und Bundesgerichte
      Unzulängliche Aufsichts- und Kompetenzinstitute (Bundesbank, Finanzfachleute, Wissenschaft)
      Unkritische Öffentlichkeit und interessengleitete Medien
      Ohnmächtiges Volk: Die Schein- Wahl zwischen Pest und Cholera
      Materialien:
      Zusammenfassung und Vorschläge von Ministerialrat a. D. Dieter Meyer

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      Hemmungslos egoistische und finanzpolitisch inkompetente PolitikerInnen

      Gepumptes Geld ausgeben, das ihnen nicht gehört, woduch die Jugend und künftige Generationen betrogen und die Zukunft extrem belastet wird, was langfristig in eine finanzökonomische Katastrophe münden muß, ist das Inkompetenz-Privileg aller PoilitikerInnen unabhängig von ihrer Coleur, Orientierung und Parteizugehörigkeit. Das Wesen des westlichen Hollywooddemokratien beruht auf dem Schein. Heute leben und kaufen, morgen andere bezahlen lassen.

      Das ist die Seele der "freiheitlichen" westlichen Kultur: Leben auf Pump mit der Freiheit, andere, künftige Generationen die Zeche bezahlen zu lassen.

      PolitikerInnen haben aus der Natur der Sache und ihrer "Berufes" nur ein einziges Interesse: die Erringung, Erhaltung und Mehrung der Macht; hierbei müssen sie wiederum aus der Natur Sache heraus in Wahlterminen denken. Und bestimmt wird ihr Verhalten von ihrem Ankommen, also durch die Meinungsforschungsergebnisse, die wiederum von ihrer Medienwirksamkeit und Medieninszenierung abhängen. Das Schuldendesaster zeigt hierbei, daß das das dumme und verantwortungsscheue Volk genau die dummen und verantwortungslosen kommunalen, Landes- und BundespolitikerInnen hat, die es verdient. Wozu also aufregen? Kriegt so nicht jeder, was er verdient?
      Fazit: Ohne Änderung des Grundgesetzes ist eine dauerhafte Konsolidierung, Schuldenabbau und solider Staatshaushalt nicht möglich. Die kommunalen, Land- und BundespolitikerInnen müssen durch ein geändertes Grundgesetz und die Justiz dazu gezwungen werden, richtig und verantwortungsvoll zu wirtschaften. Auf kurze bis mittlere Sicht (1-2 Wahlperioden) ist hier jeweils Schuldenfreiheit verbindlich.Wer sich nicht daran hält, verliert die Macht, erhält politisches Berufsverbot und eine drastische Kürzung seiner Abfindungs- und Ruhestandsansprüche (Sozialhilfesatz).




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      Unzulängliches Grundgesetz (Artikel 109, 115) und Gesetze

      Das Grundgesetz taugt mit Artikel 109 und 115, das die Staatsverschuldung regelt, nichts und muß grundlegend verändert werden. Gesetzestext und Vorschläge zur Veränderung finden Sie auf der Homepage von Ministerialrat a. D. Dieter Meyer: "Anlage zu Abschnitt 6.1 Abs. (7) der Homepage-Kurzfassung des Manuskriptentwurfs."

      Der Staat, also Gemeinden, Länder und der Bund, sind keine Wirtschaftsunternehmen. Schulden des Staates sind daher gurndsätzlich nicht mit den investiven Schulden eines Wirtschaftsunternehmens vergleichbar. Der Staat ist grundsätzlich etwas völlig anderes als ein Wirtschaftsunternehmen. Staatliche Investitionen führen im allgemeinen nicht zu Gewinnen, sondern zu weiteren Folgekosten. Je mehr der Staat "investitert", desto teuerer wird es für die Bürger. Allgemein ist es daher ein wichtiges und sinnvolles Grundprinzip: so wenig Staat wie nur irgend möglich.

      Der gigantische Geldhunger des Staates hat etwas mit seinen finanzpolitisch inkompetenten und persönlich gierigen PolitikerInnen und dem Staatsapparat zu tun. Mit seinem Buchtitel "Der Staat ist als Beute" hat dies der ehemalige Verfassungsrichter Arnim perfekt auf den Punkt gebracht. So ist es. Aber wie kommen wir da raus?

      Ich gehe mit meinen Vorschlägen und Forderungen viel weiter als Meyer, indem ich fordere: Schulden überhaupt und grundsätzlich nur kurzfristig zuzulassen mit einem klaren und realistischen Plan, wie sie kurzfristig auch wieder getilgt werden können. Es ist wirtschaftlicher und politischer Unsinn, große Teile der Staatseinanahmen und der Haushalte nicht für staatspolitische Zwecke, sondern für Kapitaldienste und Zinsen auszugeben, weil der Staat nicht als ein Wirtschaftsnehmen betrachtet werden kann.



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      Unzulängliche Ober- und Bundesgerichte.

      Es ist ein Jammer, mit ansehen zu müssen, wie der finanzpolitische Saustall Deutschland von den Ober- und Bundesgerichten "toleriert" wird, insbesondere die Zweckentfremdung vieler Gelder, am schlimmsten aber die Duldung hemmungslos inkompetenter Verschleuderung von Steuergeldern, Volksvermögen, der Betrug an den Rentnern und der Jugend, den künftigen Generationen und der geradezu partiell geschäftsunfähigen Handhabung der Staatsverschuldung auf allen Ebenen aller Parteien.

      Die Willfährigkeit der Justiz gegenüber ihren politischen Herren und die interessengeleitete Verfilzung mit ihnen ist ein Problem für das ich nur eine Lösung kenne: Bedeutsame juristische Posten dürfen wie die Medien nicht mehr von PolitikerInnen bestimmt werden, denn so kann und wird es nie wirkliche Unabhängigkeit geben, wie es die Idee der Gewaltenteilung ja verlangt.



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      Unzulängliche Aufsichts- und Kompetenzinstitute (Bundesbank, Finanzfachleute, Wissenschaft)

      Die Bundesbank steht im Ruf vornehmer Zurückhaltung. Doch dafür zahlen die Steuerzahler die Gehälter auch der Bundesbanker nicht. Es wäre die Pflicht der Bundes- und inzwischen auch der Europäischen Zentralbank, den PolitikerInnen permanent deutliche Worte über ihr Finanzgebaren ins Stammbuch zu schreiben und die Öffentlichkeit zu mobilisieren. Stattdessen nimmt die Bundesbank noch an dem Verwirrspiel teil, indem sie es verabsäumt, ihr Zahlenwerk in den Monatsberichten so zu gestalten, daß die unterschiedlichen Definitionen mit entsprechendne Umrechungsformeln oder Ergänzungswerten für finanzwissenschaftliche und statistische Analysen verwendet werden können (z.B. Angabe Bruttosozialsprodukt, Schulden der kommunalen Betriebe, statistische Probleme deutsche Einheit, Neutralisierung der Verschuldung der Gebietskörperschaften untereinander). Auch vom Bundesrechnungshof wäre eine lauter und deutlichere Stimme nicht verkehrt. Oder ist auch dessen Führung mit der Politik verfilzt?

      Desgleichen gilt für die Finanzfachleute und die Finanz-, Wirtschafts- und Staatswissenschaftler dieser Republik. Es fragt sich an dieser Stelle, ob hier nicht bei vielen die Güte wissenschaftlicher Unabhängigkeit und Kompetenz durch Gutachterhonorare und lukrative Dotierungen Zusatzjobs nachläßt und manchmal ganz verloren geht.



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      Unkritische Öffentlichkeit und interessengleitete Medien

      Haushaltsfragen und -beratungen waren für die allermeisten Menschen noch nie interessant. Hinzukommt, daß die Daten außerordentlich vielschichtig und häufig verwirrend präsentiert werden. Geld hat man sozusagen oder man pumpt sich welches, so machen es schließlich alle. Die Medien sind meist fest mit dem politischen Machtapparat verfilzt und viele JournalistInnen interessieren sich nicht für diese sowohl trockene als auch undurchsichtige Materie.



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      Ohnmächtiges Volk: Die Schein-Wahl zwischen Pest und Cholera

      Zu den eisernen Lügen moderner Hollywooddemokratien gehört, daß das Volk zu einem mündigen erklärt wird und bestimmt, was geschieht. Nicht ist falscher als das. Es ist so wenig finanzpolitisch mündig, sondern genau so partiell geschäftsunfähig wie seine PolitikerInnnen, die es nämlich wählt, ja wählen muß. So hat es die Wahl zwischen Pest und Cholera. Aber, was kann es tun, das Volk? So wie es aussieht, gibt es zwei Scheinwahlen: nicht wählen oder die Wahl zwischen Pest und Cholera. Keine guten Aussichten für das 21. Jahrhundert.

      Hm, wer dieses Problem löst, was das Volk wirklich tun kann, der hätte den Nobelpreis zur Überwindung der Hollywooddemokratie verdient - doch den gibt es nicht.



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      Materialien:
      Ministerialrat a. D. Dieter Meyers Vorschläge

      Aus seiner Homepage:

      "6. Lösungsansätze zur Befreiung aus der Schuldenfalle
      (1) Alle Kritiker der öffentlichen Verschuldung kommen zu dem folgerichtigen Ergebnis, daß nur eine Konsolidierung der öffentlichen Finanzen die Probleme der öffentlichen Verschuldung lösen kann. Dabei bleibt aber durchweg die Frage offen, wie und in welchem Umfang dies geschehen soll. Unter Konsolidierung im engeren haushalts- und finanzwirtschaftlichen Sinne ist die Rückführung des öffentlichen Defizits zu verstehen. Das ist aber nur möglich, wenn entsprechende Primärüberschüsse erwirtschaftet werden, und zwar durch Vermehrung der Einnahmen und / oder Reduzierung der Ausgaben. Solche Maßnahmen belasten aber überwiegend den Bürger (Steuererhöhungen oder Leistungskürzungen). Wie, wann und in welchem Umfang soll also konsolidiert werden ?
      (2) So weitermachen wie bisher hieße nach den Ergebnissen dieser Untersuchung, daß im Durchschnitt des öffentlichen Gesamthaushalts mittel- und langfristig weiterhin Neuverschuldung nahezu in Höhe der Zinsausgaben stattfindet. Der Bürger würde dann zwar noch nicht durch Konsolidierungsmaßnahmen mit höheren Steuern und / oder Leistungskürzungen belastet; das hierzu entwickelte Prognoseszenario (vgl. Abschn. 5.1 und Tabelle 6) führt jedoch zu der Erkenntnis, daß dann die Staatsverschuldung nach Art eines Schneeballsystems eigendynamisch immer schneller wächst und zu Lasten der nachfolgenden Generationen zum Kollaps führen muß. So weitermachen ist also keine Alternative.
      (3) So weitermachen wie bisher ist aber auch deshalb nicht möglich, weil dann die Maastrichter Konvergenzkriterien nicht eingehalten werden könnten. Neuverschuldung und Schuldenstand würden weit über die Maastrichter Referenzwerte von 3% bzw. 60% des BIP hinausgehen, und zwar umso höher, je niedriger die BIP-Steigerungsraten ausfallen." Meyer führt weiter die Punkte aus:

      6.1 Änderung der rechtlichen Grundlagen
      6.2 Einhaltung der Maastrichter Konvergenzkriterien
      6.3 Schrittweise Rückführung der Neuverschuldung auf null
      6.4 Verwendung einmaliger hoher Einnahmen (z.B. aus den UMTS-Lizenzen) zur Rückführung der Verschuldung
      6.5 Künftig Verbot oder Reform der Staatsverschuldung ?


      http://www.sgipt.org/politpsy/finanz/stavers0.htm
      Avatar
      schrieb am 04.10.03 10:06:55
      !
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      Avatar
      schrieb am 05.10.03 14:07:56
      Beitrag Nr. 5 ()
      Der Schein vom schönen Leben




      Um sich neue Möbel, Mobiltelefone oder den Urlaub leisten zu können, sind immer mehr junge Leute bereit, Schulden aufzunehmen. Die Kreditgeber freuen sich - und machen agressiv Werbung.

      Von Thomas Öchsner


      Ratenkredite hatten früher ein Schmuddelimage. Den Kühlschrank, ein Auto oder eine Einbauküche auf Pump zu kaufen, galt als verpönt. Fachleute sprachen von dem „sozialpsychologischen Mangel“ bei Ratenzahlungen. Dieses Image hat sich in den vergangenen Jahren gewandelt. In weiten Bevölkerungskreisen gilt es inzwischen als ganz normal, für einen besseren Lebensstandard Schulden aufzunehmen.




      Das Geschäft mit Konsumentenkrediten floriert. Die klassische Regel, nur vorhandenes Geld auszugeben, gerate zunehmend aus der Mode, stellte die Hamburger Wirtschaftsauskunftsdatei Bürgerl jüngst in einer Studie fest. Vor allem Konsumartikel und Autos sowie neuerdings auch immer mehr Urlaubsreisen werden scheibchenweise bezahlt.




      Dieser Trend zur Ratenzahlung lässt sich auch statistisch nachweisen. Seit Ende der achtziger Jahre hat sich das Volumen der Konsumentenkredite nach Angaben der Deutschen Bundesbank auf knapp 230 Milliarden Euro (Stand: Juni 2003) mehr als verdoppelt.




      Allein zwischen 1997 bis 2001 wuchs der Anteil der Haushalte, die Konsumentenkredite abstottern müssen, von 18,8 auf 22,4 Prozent, so das Ergebnis einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Im Durchschnitt muss demnach jeder verschuldete Westdeutsche 207 Euro im Monat abstottern – Baukredite nicht mitgerechnet. (SZ, 1.10.03)




      Kommentar: Die meisten Bürger haben noch gar nicht realisiert, welches Risiko Schulden darstellen. In der kommenden Deflationskrise werden dann Millionen von Menschen mittellos sein. Schulden lohnen sich im Prinzip nur dann, wenn sie innerhalb sehr kurzer Zeit abbezahlt werden können und sich der gekaufte Gegenstand, z.B. Haus, im Wert steigert, sowie man in wirtschaftlich sicheren zeiten lebt. Ist dies alles nicht der Fall, so wie heute, so sind Schulden geradezu eine Todesfalle.
      Womit wir bei den Amis wären...(Über deren Verschuldung öffentlicher oder privater Art möchte ich jetzt nicht sprechen.Könnte doch so ein schöner Sonntag werden...)
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      Avatar
      schrieb am 06.10.03 14:00:06
      Beitrag Nr. 6 ()
      Wirtschaftslage in den USA
      Dr. Kurt Richebächer, früher Chefökonom der Dresdner Bank, hielt die folgende Rede auf einem Seminar der EIR-Nachrichtenagentur am 5. November 2001 in Berlin. Wir haben den Text hier etwas gekürzt. Die ganze Rede wird in einem EIRNA-Bericht zusammen mit den anderen Beiträgen veröffentlicht werden.



      Wahn und Wirklichkeit

      Die tatsächliche Lage der amerikanischen Wirtschaft


      Meine sehr verehrten Damen und Herren,

      -- à propos Generationen. Ich bin groß geworden in einer Zeit, als die Volkswirte die Aufgabe hatten, nachzudenken. Sie müssen bedenken: Die alte Generation hatte wenig Statistik zur Verfügung, und schon das zwang zum Denken. Aber besonders unter amerikanischem Einfluß hat die Statistik so sehr um sich gegriffen, ist so überwältigend geworden, daß das Denken vollkommen aufgehört hat. Das intellektuelle Niveau in der ökonomischen Diskussion ist heute für mich das niedrigste seit 200 Jahren (vor etwas über 200 Jahren erschien Adam Smith mit seinem Wealth of Nations). Die Amerikaner haben schon in den 20er Jahren die Theorie aufgegeben. Es gibt nicht einen großen amerikanischen Nationalökonomen; es gibt jede Menge Nationalökonomen aus England, aus Schweden, aus Österreich -- aber nicht einen aus Amerika. Nun zur Sache.

      Nach herrschender Meinung hat die amerikanische Wirtschaft in den vergangenen Jahren eine große Renaissance erlebt, die Wunder der Produktivität und der Gewinne vollbracht hat. Ich habe die Sache immer im Auge behalten, und ich habe festgestellt, daß die Wunder im Grunde nur in der Statistik, aber überhaupt nicht in der Wirtschaft stattgefunden haben.

      Um das Ergebnis vorwegzunehmen: Die Gewinnentwicklung der letzten Jahre ist die mieseste der gesamten Nachkriegszeit. Jetzt werden Sie fragen: "Wie ist denn das möglich?" Das kann ich Ihnen sehr einfach sagen: Es gibt in dieser Sache zwei Zahlenreihen -- "Reihe" ist schon übertrieben: es gibt eine Reihe, und das andere ist Stückwerk. Also: Das worauf jeder schaut, was Schlagzeilen macht, das sind die Berichte der Unternehmen. Und diese Berichte sind in einem Maße frisiert, daß sie keinerlei Beziehung zur Realität haben. Die Amerikaner sind heute an dem Punkte, wo die Unternehmen sogenannte Pro-forma-Gewinne mitteilen. Pro-forma-Gewinne sind errechnete Gewinne, bei denen jede beliebige Kostenart weggelassen wird, vor allen Dingen Zinskosten und Abschreibungen, die ausgegliedert werden nach dem Motto, diese Kosten spiegelten nicht die organische Entwicklung wider. Vodafone machte neulich Schlagzeilen: "Gewinnanstieg 40%." Das war aber nur der "EBITDA-Gewinn", das heißt Einnahmen ohne Zinsen, ohne Steuern, ohne Abschreibungen, ohne Amortisation. Außerdem müssen Sie eines bedenken: Warum führen die amerikanischen Unternehmen alle diese Akquisitionen und Mergers durch? Das Ziel besteht darin, Gewinne zu kaufen. Die wollen keine Synergien. Die wollen Gewinne kaufen, und diese werden dann dem eigenen Gewinn zugeschlagen. Das macht man zehn Mal im Jahr. Dann wird das extrapoliert, und Sie erhalten die wunderschönsten Gewinnkurven und bewundern die ungeheure Rentabilität der amerikanischen Wirtschaft. Mich stört, daß nicht ein Mensch aufsteht und sagt: "Das ist doch alles Quatsch."

      Denn es gibt eine andere Zahlenreihe. Und das ist die Zahlenreihe, an die ich mich als Volkswirt halte. Das ist die Zahlenreihe der amtlichen Statistik, der amtlichen Sozialprodukt- und Einkommensstatistik. Die kommt jeden Monat heraus und ist sehr ausführlich. Da können Sie, aufgeteilt nach 20 Branchen, in Details die Zahlen haben -- und dies sind die Zahlen, nach denen ich mich richte. Tatsache ist folgende: Die amerikanischen Gewinne sind scharf angestiegen von 1990, der Rezession, bis 1994. Mehr als 50% dieses Gewinnanstiegs von insgesamt 66% kam von Zinssenkungen. Der Rest kam von fallenden Abschreibungen, die ihren Grund darin hatten, daß die amerikanische Wirtschaft Ende der 80er Jahre aufgehört hatte zu investieren. Und das übersetzte sich jetzt in sinkende Abschreibungen, sinkende Zinsen und explodierende Gewinne. Aber der Gewinnanstieg hörte bereits im Jahre 1994 auf. In den nächsten fünf Jahren bis 2000 stiegen die Gewinne nur noch um 22%. Wie gesagt, das sind die amtlichen Gewinnzahlen. Und danach hatten die Amerikaner in den vergangenen fünf, sechs Jahren für eine "Hochkonjunktur" die mieseste Gewinnentwicklung aller Zeiten. In den Jahren 1998/99 gab es eine leichte Besserung. Aber seit dem 3. Quartal vergangenen Jahres erleben wir den steilsten Gewinnsturz aller Zeiten -- im übrigen auch bei den Gewinnen, welche die Unternehmen berichten. Denn diese Unternehmen haben in der Vergangenheit, aus ihren Akquisitionen, gewaltige Aktivposten in Form von "Goodwill" gebildet. Sie haben ja alle anderen Fabriken aufgekauft zu Überpreisen. Die mußten sie irgendwie in der Bilanz unterbringen, und das geschah, indem man sie auf die Aktivseite als einen immer größeren Posten "Goodwill" einsetzte. Und da nun die Gewinne einfach verschwinden, muß man den "Goodwill" abschreiben. Sie wissen, Nortel hat 49 Mrd. "Goodwill" abgeschrieben und andere Unternehmen 10 Mrd. Es sind unglaubliche Zahlen, sofern sie sich um die Wahrheit bemühen. Aber es gibt kaum jemanden, der sich um die Wahrheit bemüht.

      Was ist mit dem Produktivitätswunder? Produktivitätswunder und Gewinnwunder sind ja in unseren Vorstellungen eng miteinander verkoppelt. Das eine Wunder fand so wenig statt wie das andere. Mir fiel als erstes auf: Es waren ja immer die Zahlen über den gewaltigen Investitionsboom. In den letzten Jahren lag die Investitionsquote der Amerikaner bei 35% der Wachstumsrate. Auf der anderen Seite gab es Null Ersparnisbildung, zusammenbrechende Ersparnisbildung. Für mich ist es logisch ein Unding, daß man zugleich einen Investitionsboom und zusammenbrechende Ersparnisse haben kann. Das ist nicht möglich, denn ich kann nur investieren, wenn ein anderer spart und mir dadurch die Ressourcen freigibt für meine Investition. Das war also von vorneherein ein totaler Unfug. Aber niemand nahm Anstoß daran, denn, wie gesagt, theoretisches Denken ist völlig abhanden gekommen. Als nächstes fielen mir die Computerinvestitionen auf. Es wird dauernd gesagt, gewaltige Computerinvestitionen bringen Produktivität. Ja, das tun sie auch. Aber wie? Ich verglich nominale Ausgaben für Computer und reale Ausgaben in den beiden Sozialproduktrechnungen. In der nominalen Statistik haben die Investitionsausgaben der amerikanischen Unternehmen für Computer in der Zeit von 1997 bis 2000 34 Mrd. Dollar betragen. Das ist gar nichts für eine Volkswirtschaft von 10000 Milliarden Dollar BIP. Aber in der Realrechnung des Sozialprodukts stehen keine 34, sondern 214 Mrd. Dollar. D.h. in der Realrechnung wurden aus einem für Computer ausgegebenem Dollar fast sieben Dollar. Wie ist das möglich?


      Hedonischer Preisindex und andere Operationen

      Die Amerikaner haben in den 80er Jahren beschlossen, bei der Berechnung der Investitionsrate mehr und mehr Qualitätsverbesserungen zu berücksichtigen, und das nennen sie den hedonischen Preisindex. Beim Computer war das nun schon seit Jahren im Gang, aber ab 1995 begann eine förmliche Explosion in den Computerleistungen. Ich bin da ein totaler Laie, aber es geht wohl um Memory (Speicherkapazität) und um Geschwindigkeit und alle diese Dinge. Das explodierte. Und mit der Computerleistung explodierte die Berechnung der Investitions- und Produktionszahlen für Computer: Sie versiebenfachte sich. Aus 34 Mrd. wurden in der Statistik 214 Mrd. Diese 214 Mrd. machten 20% des realen Sozialproduktwachstums aus. Das war also schon ein dicker Posten. Der zweite Schlag kam dann vor zwei, drei Jahren. Da beschlossen die amerikanischen Statistiker, daß Software-Ausgaben eigentlich nicht als Kosten, sondern als Investitionsausgaben zu betrachten seien. Das gab noch einmal 70 Mrd. in die Sozialproduktrechnung hinein. Sie müssen bedenken: Kosten gehen nicht ins Sozialprodukt. Ins Sozialprodukt gehen nur Endausgaben. Aber als Investitionsausgaben gehen sie nun ins Sozialprodukt, und insgesamt ergab sich dann aus hedonischem Preisindex plus Kapitalisierung der Software -- auf dem Papier -- ein Investitionsboom von 25% des Wachstums oder 1% des Sozialprodukts. Dann gab es eine dritte Operation. Im Jahre 1995 empfahl die Boskin-Kommission Verbesserungen der Berechnung der Inflationsraten unter stärkerer Berücksichtigung etwaiger Qualitätsverbesserungen. Da ging es sehr kompliziert zu. Insbesondere die Mieten wurden plötzlich ganz niedrig. Auf diese Weise kamen weitere 0,8% Sozialprodukt zustande.

      Wenn Sie jetzt diese drei Dinge zusammenrechnen, dann kommen Sie zu dem Ergebnis, daß im Grunde der ganze Investitionsboom überhaupt nicht stattgefunden hat, außer in diesen statistischen Veränderungen.

      Ich persönlich habe vor allen Dingen auch den hedonischen Preisindex abgelehnt. -- Die Idee scheint ja plausibel zu sein: Mehr Leistung muß berücksichtigt werden. Allerdings sind diese hedonischen Dollars, die immerhin eine gute Portion des Wachstums ausmachten, Dollars, die kein Mensch ausgibt, kein Mensch einnimmt und keiner sieht. Es sind Dollars ohne jede Spur von wirtschaftlicher Wirkung. Und deswegen habe ich diese Behandlung immer als groben Unfug betrachtet. Aber es führte zu diesen phantastischen Zahlen, nicht nur beim Sozialprodukt, sondern auch bei der Produktivität. Denn jede statistische Berechnung, die das Sozialprodukt erhöht, geht mit gleicher Menge von Dollars in die Produktivität hinein. Und so hatten sie plötzlich nicht nur ein Wachstumswunder, sondern auch das berühmte Produktivitätswunder.

      Noch ein anderer Punkt: Die Amerikaner bauen keine Fabriken mehr. Der Investitionsboom fand nur auf dem beschriebenen Wege in Computern statt. Das hat nun aber zu einer gewaltigen Veränderung in der ganzen Investitionsstruktur geführt. Es wird immer weniger kurzfristig investiert, und langfristig überhaupt nicht mehr. Das erhöht zwar am Anfang das Sozialprodukt über Bruttoinvestitionen, aber dann kommen die Abschreibungen, und die schießen immer schneller in die Höhe, je länger dieser Prozeß dauert. Wir sind jetzt an dem Punkt, wo die Abschreibungen in Amerika die Investitionen überholt haben. Amerika hat heute negative Nettoinvestitionen, und das gesamte Sozialprodukt, ohne Abschreibungen, ist längst im Minus. Das amerikanische Sozialprodukt ist in den letzten drei Jahren um 14% gestiegen, aber die Abschreibungen sind um 34% gestiegen. Das heißt, Amerika ist hauptsächlich damit beschäftigt, seine Abschreibungen zu verdienen. Das bringt in der Statistik auch noch Wachstum, obwohl es eigentlich nur darauf hinausläuft, alte Maschinen zu ersetzen.


      Produktivitätswunder hat nie stattgefunden

      Was nun die Gewinne betrifft, so muß man bedenken, daß natürlich der hedonische Preisindex keinen einzigen Dollar in die Kasse bringt. Da kommt kein Gewinn zustande. Die Kapitalisierung der Software dagegen ging voll und ganz in die Gewinne. Denn plötzlich werden Kosten weggenommen und als Investitionsausgaben aktiviert. Das hat die Gewinne erhöht. Bemerkenswert ist, daß die Gewinnentwicklung trotz dieser Verschönerung einfach katastrophal ist. Insofern stellt sich die Frage: Wieso verlaufen die Gewinne so schlecht? Eine einfache Antwort ist: Das Produktivitätswunder hat nie stattgefunden. Es hat eben nur in der Statistik stattgefunden, aber nicht in der Wirtschaft. Es gab statistischen Zuwachs, aber keinen echten Produktivitätszuwachs für die Unternehmen. Prosperität kommt nicht von Produktivitätswundern, sondern sie kommt vom Sparen und vom Investieren. Die industrielle Prosperität hatte ihren Grund darin, daß man riesige Fabriken bauen mußte, um diese Maschinen herzustellen. Bedenken Sie, was man investieren mußte, um die Elektrizität herzustellen. D.h. die Prosperität kommt vom Investieren, und nicht ohne weiteres von der Produktivität. Wenn ich zusätzlich Produktivität erhalte, dann ist das prima. Aber die Prosperität kommt von der Kapitalbildung, die stattfindet: vom Bau der Fabriken und dem Bau der Maschinen. Es ist die Tätigkeit, die Einkommen entstehen läßt. Die Prosperität kommt von der Einkommensbildung und nicht automatisch von der Produktivität. Die Kapitalausgaben sind somit der Kernpunkt bei all diesen Dingen. Und die sind eben in Amerika minimal, wenn sie diesen statistischen Hokuspokus wegnehmen. Der andere Punkt ist der, daß in meinen Augen diese berühmte Shareholder-Value-Kultur die schlimmste Mißkultur darstellt, die es je im wirtschaftlichen Denken gegeben hat. Akquisitionen und Mergers sind schließlich kein Ersatz für Kapitalbildung und Investitionen. Diese Unternehmen haben en masse diese Akquisitionen betrieben, um nicht zu investieren. Ich sage immer: "Restrukturing" und "Downsizing" und all diese schönen Worte sind bloß Synonyme für "Nichtinvestieren". Und aus diesem Grunde fehlt es in den USA an Kapitalbildung. In einem Lande, wo nicht gespart wird, kann es ja auch gar keine Kapitalbildung geben, höchstens auf dem Papier.

      Und daher bin ich der Meinung, daß diese Technik, die so gerühmt wird für ihre Produktivität, gar keine Profite generiert. Wenn Sie heute die Nasdaq-Unternehmen nehmen und all die Abschreibungen berücksichtigen, dann haben diese Unternehmen seit 1995 keinen Pfennig verdient. Sie sind alle in den roten Zahlen. Das waren Scheingewinne in der Vergangenheit, die sie großenteils aus dem Aktienmarkt geholt haben. Sie haben ihre Gewinne im Aktienmarkt gemacht, haben dann andere Unternehmen gekauft, und die Gewinne wurden aufeinandergetürmt. Das waren alles Papiergewinne, Scheingewinne, keine Gewinne aus Produktion und Produktivität. Es war alles Betrug. Und insofern sehe ich das Problem in der Technik. Die Amerikaner haben geglaubt, das muß doch eine wunderbare Technik sein, für die man so wenig tun muß. Da kann man 50% mehr produzieren, von heute auf morgen, und dann sind wir alle reiche Leute. Wir haben geglaubt, daß diese Technologie besonders gut sein muß, weil sie so wenig kostet. Aber das ist der Grund, warum sie auch keinen Gewinn bringt. Gewinne können nur über Ausgaben entstehen. Ich sage immer: Die Hauptgewinnquelle sind kapitalisierte Ausgaben. Und wenn ich keine kapitalisierten Ausgaben habe, kann ich keine Gewinne machen. Und diese Quelle fließt nicht bei dieser neuen Technik. Sie fließt auch nicht von dieser neuen Shareholder-Value-Kultur, die ja andere Transaktionen vorzieht. Ich lese immer wieder, was die amerikanische Notenbank alles unternimmt: neun Zinssenkungen, demnächst die zehnte Zinssenkung. Und dann sage ich: Aber liebe Leute, allmählich ist es doch Zeit, einmal darüber nachzudenken, warum diese Zinssenkungen überhaupt keine Wirkung haben -- abgesehen davon, daß sie im Moment den Aktienmarkt hochtreiben. Nebenbei gesagt, die Aktien werden immer teurer, da die Gewinne nämlich noch viel schneller als die Aktienkurse gefallen sind. Im Transportsektor zahlen sie das 800fache für die Gewinne, vielfach sind ja gar keine Gewinne mehr da, und bei Utilities (Versorgungsunternehmen für Wasser, Strom etc.) bezahlen sie das 60fache. Bei Dow-Jones-Firmen zahlen sie das 35fache, und das bezieht sich wohlgemerkt auf die frisierten Gewinne. Die Gewinne sagen mir, wohin die Wirtschaft geht, nicht der dämliche Index von der Michigan University über die Stimmung der Konsumenten. Nicht der Konsument, wie die Amerikaner glauben, sondern die Gewinne und die Investitionen der Unternehmen sind entscheidend. Der Konsum kommt dann von selber.


      Die andere erstaunliche Sache: Alle Rezessionen der Vergangenheit hatten ein und dieselbe Ursache. Steigende Inflationsraten zwangen die Notenbank, die Bremse zu ziehen, und es kam zu drastischen Kreditrestriktionen. Scharf rückläufige Kredite führten zum Abschwung. Das ist die Ursache einer jeden wirtschaftlichen Rezession der Nachkriegszeit in Amerika und in Europa gewesen. In Amerika hat aber überhaupt keine Verlangsamung der Kreditexpansion stattgefunden. In den Boom-Jahren lag die Kreditexpansion des privaten Sektors in Amerika, also der Unternehmen und der Konsumenten, bei über einer Billion Dollar pro Jahr. Bis 1997 waren die Kredite um etwa 700 Mrd. Dollar gewachsen. Seit 1998 wachsen sie pro Jahr um über 1000 Mrd. Dollar. Aber diese tausend Mrd. Dollar bringen gar nichts mehr. Das Komische ist: Sie haben ein scharf rückläufiges Wirtschaftswachstum, sie haben zusammenbrechende Gewinne, sie haben zusammenbrechende Investitionen, aber sie haben eine Geld- und Kreditexpansion, die alle Rekorde schlägt. Die breite Geldmenge wächst um 13,5% -- Kreditwachstum von 1000 Mrd. Dollar im privaten Sektor -- im finanziellen Sektor ist auch noch eine gewaltige Kreditausweitung im Gange. Wir haben die tollste Kreditausweitung aller Zeiten, und dennoch bricht die Wirtschaft einfach zusammen. Es wäre nun an der Zeit, einmal darüber nachzudenken, wie es denn überhaupt zu dieser scharfen Konjunkturabschwächung kommen konnte, während die Kredite und die Geldmengen in unvermindertem Tempo weitergeflossen sind. Wie ist das möglich? Ich will Ihnen sagen, warum: durch den Zusammenbruch der Gewinne. Das ist die einzige plausible Erklärung. In Amerika fehlt kein bißchen Geldmenge, kein bißchen Kredit. Früher, also in den normalen Zeiten, kam auf einen Dollar Wachstum des Sozialprodukts 1,6 Dollar Kreditausweitung. Wir waren schon in den Jahren 1998/99 bei vier, fünf Dollar Kreditausweitung pro Dollar zusätzlichem Sozialprodukt. Heute sind wir bei Milliarden Dollar für nichts. Für mich lautet die ganze Frage daher nicht: "Wie können wir die Kredite ankurbeln?" Ja, wohin wollen sie denn noch mit den Krediten? Wir sind heute bei tausend Milliarden. Wollen sie morgen auf 1500 Milliarden gehen? Der Punkt ist: Die Kredite gehen nicht in die Wirtschaft. Und sie gehen nicht vom Unternehmen in die Wirtschaft, weil die Unternehmen nichts mehr verdienen. Deswegen sehe ich keine Besserung in dieser Beziehung. Der einzige, der bis jetzt noch immer mehr gepumpt hat und die Konjunktur noch einigermaßen hochgehalten hat, war der Konsument. Und die Amerikaner sind ganz stolz darauf, daß der Konsument sein Haus immer mehr bis zum Schornstein verschuldet. In Amerika ruft man seine Bank an und sagt: Der Wert meines Hauses ist wieder um 10% gestiegen, ich möchte meine Hypothek um 10% erhöhen. Drei Tage später haben Sie 30000 Dollar auf dem Konto. So einfach geht das. Abertausende von Amerikanern haben das in den letzten Wochen und Monaten gemacht. Und darauf sind die Amerikaner auch noch stolz.

      Wo ist die Prosperität, wenn sie darin besteht, daß die Konsumenten ihre Ausgaben nur steigern können, indem sie ihre Haus beleihen? Das ist doch Schwachsinn. Ökonomisch ist das unglaublich. Wenn Sie sich die Statistik ansehen, dann stellen Sie fest, daß der amerikanische Konsument seit 20 bis 30 Jahren eine rapide steigende Verschuldung auf sein Haus besitzt. Ich habe noch die Generation der Amerikaner gekannt, die stolz darauf waren, wenn die Hypothek abbezahlt war. Heute sind sie stolz darauf, wenn sie sie erhöhen können. Und das steigt und steigt und steigt. Für mich ist das nun beim besten Willen kein Zeichen von Wohlstand. Es ist das Gegenteil. Greenspan ist im Kongreß gefragt worden: "Sagen Sie mal, ist das nicht problematisch, steigende Häuserpreise, steigende Hypotheken?" Und da sagt Greenspan: "Och, solange die Häuserpreise weitersteigen, steigt ja auch die Equity, das Eigenkapital." Der fand gar nichts dabei. Man muß sich das vorstellen: Die Häuserpreise erlauben steigenden Konsumkredit, und das wiederum soll die Konjunktur retten.

      Heute morgen war von Lösungen die Rede. Ich gehöre zu denjenigen, die sagen: "Die Leute, die uns das eingebrockt haben, sind nicht in der Lage, uns da wieder herauszubringen." Und nebenbei gesagt: Es ist viel schwieriger, als wir glauben. Um nur ein Beispiel zu nennen: Sehen Sie sich Japan an. Da wird immer gesagt, die Japaner weigerten sich, zu restrukturieren. Das Problem Japans besteht darin: Die haben sich in den Bubble-Jahren ihre Investitionsdynamik zerstört. Endgültig zerstört. Aber auf der anderen Seite: Die Konsumenten sparen. Bei Nullzins muß ich ja noch mehr sparen als vorher, um meinen Lebensabend zu sichern. Im Grunde krankt Japan daran, daß es seine Investitionsdynamik nicht mehr in den Griff bekommt. Aber es hat Konsumenten, die noch sparen. Und wir haben sie in gemilderter Form ebenfalls. Wir haben immer noch Sparer, aber immer weniger Investitionen. Die Amerikaner und die Angelsachsen im allgemeinen sind in dieser Beziehung der krasse Gegensatz. Die sparen überhaupt nicht, investieren auch nicht, aber sie haben Kreditsysteme, die bis zum Exzeß darauf eingerichtet sind, Konsumkredit zu finanzieren. Die amerikanischen Banken schicken jedes Jahr in Milliardensummen Kreditkarten aus. Jeder Amerikaner bekommt jedes Jahr mindestens 50 Kreditkarten. Und jede Kreditkarte hat eine Kreditlinie. Die Besonderheit Amerikas besteht also darin, daß es ein Kreditsystem hat, das voll und ganz auf Konsumkredit ausgerichtet ist. Und die Scheinprosperität der Amerikaner besteht darin, daß sie immer weniger sparen, immer weniger investieren, immer mehr konsumieren. Die alten Ökonomen nannten diesen Prozeß Kapitalkonsum. Und das führt zwangsläufig zum wirtschaftlichen Niedergang. Aber die Amerikaner haben soviel dämliche Europäer und Japaner und andere Asiaten, die ihnen das Geld immer jeden Tag von neuem schicken. Insofern geht das weiter. Wenn Sie genau hinsehen, stellen Sie fest: Der Anstieg des Lebensstandards in den USA hat seinen alleinigen Grund in den Auslandskrediten. Das ist die einzige Möglichkeit, den Lebensstandard zu erhöhen. Denn der Durchschnittslohn des Amerikaners geht seit 1973 beständig zurück, und der Reallohn des Amerikaners liegt heute mindestens 25% unter dem Standard von 1973.

      Dazu passend:
      NASDAQ 100 Companies Report Combined Losses of over $82 Billion to the SEC, While Reporting Profits of $19 Billion to Shareholders
      http://www.miprox.de/Wirtschaft_allgemein/NASDAQ_Companies-E…

      http://www.miprox.de/Wirtschaft_allgemein/Wahn_und_Wirklichk…
      Avatar
      schrieb am 06.10.03 14:23:02
      Beitrag Nr. 7 ()
      Sehr aufschlussreicher Artikel im folgendem, den ich Euch hier reinstelle.
      Q.: das amerikanische Anlegermagazin Barron`s in der Wirtschaftswoche 41/03, S.164ff

      "Der Kauf von Technologieaktien auf Pump blüht. Unvorsichtige Anleger sorgen damit für eine neue Aktienblase an der Börse


      Auszugsweise, S.165: "...Niemals zuvor in den vergangenen Jahrzehnten waren so viele Anleger bereit, auf nichts als auf Basis von Spekulationen ihre Gelder zu verwetten. Die wilden Jahre zw. 1998 und 2000 eingeschlossen. Immerhin hatten die Optimisten der späten Neunzigerjahre damals einen Wirtschaftsboom im Rücken, auf dem sie ihren Optimismus stützen konnten.
      Heute hingegen heißt das Motto: Vergiss die trübe Konjunkturentwicklung, hoffe stattdessen auf eine erstaunliche Geschäftsbelebung im nächsten Jahr bei deinem Lieblingsunternehmen - oder spätestens im Jahr darauf oder darauf... Und rechne dabei unverdrossen mit einer kräftigen Erholung der Wirtschaft, auch wenn die Aussicht trüb ist. :cry: :cry:

      Am deutlichsten zeigt sich das Gefälle zw. Hoffnung auf der einen Seite in den Kursen der High-Tech-Unternehmen. Es scheint, als ob die heutigen Enttäuschungen das morgige Potential noch größer machten: Der erhoffte
      Aufschwung bei Umsätzen und Gewinnen lässt zwar auf sich warten, aber das macht erstaunlicherweise nur noch mehr Appetit auf weitere Spekulationen - die, absurderweise, größenteils noch auf Pump laufen.

      Ein perfektes Beispiel liefern die Halbleiterausrüster." Weiterhin:
      "... Branche liegt am Boden. Ein Menetekel ist aber, dass das Volumen der Auftragseingänge dieser Branche deutlich hinter dem Wert der Auftragsrechnungen liegt. Dieses Verhältnis "(book to bill ratio" ) betrug 91 Prozent im August und 90 Prozent im Juli. Trotzdem schienen die Aktien Flügel zu haben. Diverse Aktien haben sich verdoppelt seit ihrem Tief, viele ein
      12-Monatshoch. Deren KGVs liegen nicht selten bei 40 - 50 auf Basis 2004, usw.!!!" :eek: :eek:


      ENDE


      Festzuhalten bleibt, dass die Anlagekredite der US-Börsenbroker (also der Privatpersonen) seit 1997 NIE so hoch waren, wie derzeit - nichtmals im absoluten Boomjahr 2000, wo sie gerade Mal bei knapp 19 Mrd. Dollar lagen (bei einem Nasdaq-Composite-Stand von ca. 5.000 Punkten.
      Aktuell: Von Mai bis Juni stiegen die kreditfinanzierten Aktienkäufe von vorwiegend privaten Investoren (besser: Spekulanten) bei amerikanischen
      Brokern von 7,3 Mrd Dollar auf sage und schreibe über 26 Mrd. Dollar auf einen neuerlichen absurden Allzeit-Höchststand.
      :eek: :eek: (Siehe auch Grafik auf S. 165) Vorwiegend fließt das Geld in "qualitätsarme Titel" (also Schrottaktien!!!) - und wird so zum Triebwerk der aktuellen Börsenrally, da die Schrottaktien
      (übrigens: hüben wie drüben) am meisten zuleg(t)en. Die NASD (National Association of Securities Dealers = Vereinigung der amerikanischen Wertpapierhäuser)
      sind mittlerweile aufgrund der absurden und exzessiven Kreditspekulationen nervös geworden und sprachen eine deutliche Warunung aus: "Es wird explizit gewarnt, dass man das Risiko beträchtlicher Verluste in Kauf nimmt." Zu deutsch: Totalverlust droht.[/b] :mad: :mad:
      :mad:

      Anschließend folgt noch eine Rubrik zu den "hochgelobten" Softwareaktien mit dem bezeichnenden Titel: "Trübe Aussichten."

      Neues selbstbeschei*erisches Spielchen der hirnlosen Ami-Garde und der Analystenschar: Nicht mehr das einzelne KGV der Unternehmen herausstellen oder gar benennen, sondern einfach auf die Konsenz-Schätzung der Unternehmen zeigen. Die werden im Vorfeld einfach schön niedrig angesetzt, um sie dann - welch` getürktes und nichtsaussagendes Spielchen, welch` Überraschung - um mind. 1 Cent zu übertreffen. :mad: :mad: :mad:

      Doch da können die Vollidioten - wie am Freitag noch so gestört hier steigen, weil sie einen Short-Squeeze auslösen - zum positiven werden die gar nichts ändern. Im Gegenteil: Wenn die Volltrottel all ihre Gewinne realisieren wollen, werden sie im Domino-Effekt den nächsten kräftigen Downmove einläuten, insbesondere, wenn die ganzen Kreditspekulanten (absolutes
      Rekordniveau - und wieder nichts gelernt!!! :cry: :cry: ) wieder zwangsliquidiert werden. Dann geht´s nämlich mit doppelter und dreifacher Geschwindigkeit nach unten!!! Die nächsten ganz großen Pleiten seitens privater Haushalte stehen in den Staaten vor der Tür. Dank des Oberidioten namens Greenspan, der das
      alles noch dank seiner unverantwortlichen Geldpolitik fördert - mit bekannten und absehbaren Ende.
      Avatar
      schrieb am 16.10.03 12:26:35
      Beitrag Nr. 8 ()
      Donnerstag, 16. Oktober 2003 | 11:28 Uhr

      Alle Dämme brechen


      Nach dem Motto „Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich völlig ungeniert“, agiert derzeit die Bundesregierung. Am Wochenende hat der ehemalige Sparminister Hans Eichel erst eingeräumt, dass die Neuverschuldung beim Bund in diesem Jahr auf das neue Rekordniveau von mehr als 40 Milliarden Euro klettern könnte. Trotzdem bleibt noch Platz für Geschenke: So sollen den Versicherungen bis zu zehn Milliarden Euro Steuernachzahlungen auf Aktienverluste erlassen werden.

      Während die Assekuranzen ihre Gewinne aus den Beteiligungsverkäufen in den letzten Jahren steuerfrei kassiert haben, soll jetzt für die Fehlspekulationen der Portfoliomanager die Allgemeinheit gerade stehen – so viel zur sozialen Gerechtigkeit der rot-grünen Koalition. Vertreter anderer Brachen werden sich bestimmt zu Wort melden und ebenfalls einen Steuererlass für die Verluste aus Beteiligungen der letzten Jahre verlangen. Mit welcher Begründung deren Ansprüche dann zurückgewiesen werden sollen, ist fraglich. Aber auf ein paar Milliarden Euro Schulden mehr kommt es Eichel wohl nicht mehr an.

      Kurzfristig haben die Steuergeschenke für die Versicherungen die Aktienmärkte beflügelt. Das Pendel dürfte aber irgendwann zurückschlagen. In den USA wird das hohe Staatsdefizit schon lange als Problem gesehen. In Deutschland, wo dank der fahrlässigen Regierungspolitik die Löcher in der Bundeskasse bezogen auf das Bruttosozialprodukt in der gleichen Größenordnung liegen, redet niemand darüber – bislang zumindest. Wenn der Staat aber die Nachfrage nach Geld weiter in die Höhe treibt, müssen die Zinsen mittelfristig steigen und das ist bekanntlich Gift für die Börsen. Die ausufernde Staatsverschuldung ist deshalb nicht nur unverantwortlich im Bezug auf nachfolgende Generationen, sondern auch ein Risikofaktor für die Wirtschaft.

      Immerhin gibt es noch Hoffnung: Während die SPD selbst um kleine Reförmchen ringt, scheint in der Union der Wille zu einem grundlegenden Systemwechsel in der Steuer- und Sozialpolitik vorhanden. Wenn Kanzler Schröder jetzt noch eine seiner zahlreichen Rücktrittdrohungen umsetzt, kann es mit Deutschland wieder aufwärts gehen.

      In diesem Sinne

      Wolfgang Braun


      Wolfgang Braun ist Chefredakteur des „Global Performance“. Der Börsenbrief für deutsche und amerikanische Wachstumswerte überzeugt seit Jahren mit einer weit überdurchschnittlichen Performance der Musterdepots. Weitere Informationen unter www.globalperformance.de.
      Avatar
      schrieb am 16.10.03 15:32:47
      Beitrag Nr. 9 ()
      US-Dollar aus China sollen helfen


      von Patrik Etschmayer / Montag, 13. Oktober 2003


      Wieder ist in Bagdad eine Bombe hochgegangen, hat sich eine neue Untergrundorganisation zu Wort gemeldet, scheint die Unsicherheit im Zweistromland noch grösser geworden zu sein. Eine gewisse Schadenfreude ist bei den Kriegsgegnern des letzten Winters eingekehrt: Der Riese USA scheint über den Zwerg Irak gestolpert zu sein und muss nun ungeheure Geldsummen in die Besetzung stecken. Und unterdessen fällt der Dollar immer weiter.
      Der "Krieg gegen den Terror" hat die US-Regierung dazu gebracht, sämtliche Beschränkungen bei den Rüstungsausgaben wie eine heisse Kartoffel fallen zu lassen.

      Das projektierte Budgetdefizit der USA für das nächste Jahr beträgt auf Grund dieser Entwicklung (schliesst man die 87 Milliarden Dollar für den Wiederaufbau in Irak und in Afghanistan mit ein) gigantische 567 Milliarden Dollar, im Endeffekt wahrscheinlich fast 600 Milliarden. Ein Grossteil (mit Afghanistan und Irak eingeschlossen) dieses Defizits resultiert aus den Militärausgaben, die unterdessen 51% des amerikanischen Staatsbudgets ausmachen.

      Dieses Geld muss von irgendwoher kommen, da die Steuern ja offenbar nicht ausreichen. Trotzdem wird mehr und mehr Geld in das Militär gepumpt, da es als unpatriotisch gilt, jetzt, in einer Zeit der Krise, Forderungen nach neuen Geldern für die Rüstung in Frage zu stellen.

      Absurderweise finanzieren die USA gerade durch ihr Wahnsinnsdefizit ihren künftig grössten Gegner auf dem globalen Schauplatz: in China. Im letzten Jahr kauften die Chinesen US-Staatsanleihen im Wert von 41 Milliarden Dollar. Staatsanleihen also, deren Zinsen in den chinesischen Haushalt fliessen und so mehr Forderungen nach neuen Verteidigungsausgaben in den USA generieren werden, wenn das Reich der Mitte wieder stärker als Gegner wahrgenommen wird.

      Ausserdem hält China Fremdwährungsreserven im Wert von über 450 Milliarden Dollar, grösstenteils in US-Dollar. Sollten die USA nun die Notenpressen anwerfen, um die Schulden zu zahlen, nützt dies nicht einmal etwas, da US-Staatsanleihen inflationsgesichert sind und jedes Prozent Inflation 67 Milliarden zusätzlicher Zinszahlungen auf das 6 700 000 000 000 Dollar Defizit der USA aufsatteln würde.

      Also selbst dies wäre keine Problemlösung. Und würden die asiatischen Staaten bei einem sinkenden US-Dollar sich dazu entscheiden, ihre Währungsreserven auf den Markt zu schmeissen, könnten die USA eine Hyperinflation gewärtigen, welche die ganze Welt in eine Wirtschaftskrise mitreissen würde. Um dies zu verhindern, müssen die USA Einsparungen am Verteidigungsbudget von mindestens 25% machen.

      Allein der Verzicht auf die 295 F/A-22 Raptor Kampfflugzeuge (entwickelt für den Kalten Krieg und voller Probleme), 30 Virginia-Class-Atom-U-Boote, 650 neue Comanche Helikopter, 458 V-22 Osprey Schwenk-Propeller Flugzeuge (auch sehr fehlerhaft) und die sinnlose Entwicklung von Raketenabwehrsystemen und Mini-Atombomben könnten weit über 300 Milliarden Dollar einsparen, ohne die Verteidigungskraft der USA gross zu schwächen.

      Doch die Rüstungslobby sitzt fest in der Regierung drin, ist zum Teil US-Regierung. Eine Hoffnung, dass die unnötigen Programme gestoppt werden, ist daher illusorisch. Die Budgetzeitbombe tickt unvermindert weiter - eine internationale Bedrohung gegen die es im Moment keine Verteidigung zu geben scheint. Es wäre Zeit, George Bush als internationalen Wirtschaftsterroristen zur Fahndung auszuschreiben.
      Avatar
      schrieb am 22.10.03 14:09:44
      Beitrag Nr. 10 ()
      D:Neuste Nachrichtenjunge welt vom 22_10_2003 - Quizsaison eröffnet.htm

      22.10.2003

      Titel
      Klaus Fischer

      Quizsaison eröffnet

      Wirtschaftsinstitute tippen auf Konjunkturerholung. Alle anderen raten mit

      Der Sozialabbau ist auf dem Weg, und die Kapitallobbyisten können sich wieder verstärkt schöneren Dingen zuwenden. So zum Beispiel dem beliebten Ratespiel »wann kommt der Aufschwung?«. Nachdem am Montag der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) dran war und schon mal ein bißchen Optimusmus verbreitete, trat am Dienstag in Berlin die geballte Macht wirtschaftswissenschaftlicher Kompetenz vor die Mikrofone. Die »sechs führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute«, so jedenfalls heißen sie in der offiziellen Sprachregelung der Einheitsmedien, präsentierten ihr Herbstgutachten zur wirtschaftlichen Entwicklung.

      Die Damen und Herren aus Kiel, Essen, Halle, München, Hamburg und Berlin hatten, wie das oft bei Orakeln so ist, eine gute und eine schlechte Nachricht an die nach Aufschwungsmeldungen lechzende Öffentlichkeit. Die gute: Im kommenden Jahr gibt es ein deutliches Wachstum. Um 1,7 Prozent werde das Bruttoinlandsprodukt in der BRD steigen. Vielleicht.

      Die schlechte Nachricht: Mehr Beschäftigung wird das nicht bringen. Im Gegenteil. Für das Jahr 2004 gehen die Führungsökonomen von einer klar höheren durchschnittlichen Erwerbslosigkeit aus. Davon würden durchschnittlich knapp 4,45 Millionen Menschen betroffen sein. Die Arbeitslosenquote erreiche damit bundesweit 10,5 Prozent. Und das Jahr 2003 wurde von den Instituten schlicht abgehakt. Es war schlecht, brachte kein Wachstum und bescherte den Sozialkassen im Jahresdurchschnitt 4,393 Millionen Erwebslose. Offiziell.

      Zwar sind 1,7 Prozent BIP-Zuwachs auch nicht gerade der Boom. Gemessen an zwei Jahren Stagnation – eine Tatsache, die wahrscheinlich noch schöngerechnet war, um den Begriff »Krise« nicht ins öffentliche Bewußtsein zu lassen – möchte man eine solche Entwicklung fast einen großen Sprung nennen.

      Nun wäre ein Quiz keine Quiz, wenn man nicht auch danebentippen könnte. Deshalb sichern sich professionelle Rateexperten gern vor möglichen Blamagen ab. So auch die Autorinnen und Autoren des Herbstgutachtens, die noch für 2003 ein Wachstum von einem halben Prozent prophezeit hatten – was bekanntlich nicht stattfand. Große Unbekannte für 2004 seien demnach die Entwicklung der Währung, des Erdölpreises und der Konjunktur in den USA. Hinzu kämen – Achtung »Terrorismusgefahr«! – anhaltende weltpolitische Unsicherheiten, insbesondere in Nahost.

      Allein der Punkt »Konjunktur in den USA«, macht jedoch deutlich, wie fragil das Rategebäude wirklich ist. Gelingt es Washington, auf Pump – und auf Kosten der Welt – erneut den Konsum anzuheizen, mag die deutsche Wirtschaft als »Futterlieferant« wieder kurzzeitig davon profitieren. Allerdings wäre ein solcher Aufschwung – die USA erwarten in diesem Jahr ein Haushaltsdefizit von 374,2 Milliarden Dollar und ein Handelsbilanzdefizit von fast 500 Milliarden – höchstens eine Karikatur. Selbst wenn die Konjunktur anziehe, werde das Haushaltsdefizit für 2004 »wahrscheinlich mehr als 500 Milliarden US-Dollar betragen, hieß es am Montag abend aus dem Weißen Haus.

      Die Bundesregierung wird die Wachstumsprognose jedenfalls erneut nutzen, um den vagen Anschein einer gesicherten Finanzierung des Bundeshaushaltes aufrechtzuerhalten. Denn deren Beteiligung am Herbstquiz ist ziemlich eigennützig. Stehen die Zeichen auf Wachstum, kann die horrende Neuverschuldung von zuletzt geschätzten 43 Milliarden Euro leichter kleingeredet werden. Das trifft ebenso auf die erneute Verletzung der Maastricht-Kriterien zu, die eine jährliche Neuverschuldung der Euro-Staaten nur bis zu einer Höhe von drei Prozent des BIP erlauben. Die BRD schafft voraussichtlich diesmal über vier Prozent. Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement sah am Dienstag jedenfalls schon das Konjunkturtief überwunden: Das vorgelegte Gutachten der Wirtschaftsforschungsinstitute sei ein »Beleg dafür, daß die deutsche Wirtschaft seit diesem Sommer wieder Fahrt aufnimmt«.
      Avatar
      schrieb am 22.10.03 16:45:24
      Beitrag Nr. 11 ()
      Wer liest denn soooone langen Texte im I-Net ???

      Da kauf ich mir lieber ein Buch oder ne Wochenzeitung - ist bequemer !!
      Avatar
      schrieb am 25.10.03 00:18:49
      Beitrag Nr. 12 ()
      Es wird kühl ...

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Gestern war in Manhattan ein sehr schöner Herbsttag, mit goldenem Sonnenschein ... aber es lag trotzdem Kälte in der Luft ... vergleichbar mit der Kälte, die die US-Wirtschaft ergreift.

      An der Wall Street ist es hingegen weiterhin T-Shirt Wetter. Die Investoren genießen die warme Luft eines wirtschaftlichen Hawaii. Sie glauben, dass der Aktienmarkt so angenehm wie die Gewässer von einer Südseeinsel ist, und sie erwarten süße Kursgewinne. Und niemand denkt mehr an " kleine Spekulationsblasen" , oder an irgendwelche Spekulationsblasen.

      Der Dollar konnte sich zwischenzeitlich etwas erholen, nachdem US-Finanzminister der Financial Times London mitgeteilt hatte, dass die Bush-Administration niemals den Dollar runterreden wollte ... offensichtlich haben ein paar Hundert Millionen Investoren die Absichten der Bush-Administration falsch verstanden ...

      Die stetigen Gewinne der Aktienbörsen während der letzen Monate reflektieren ein unerschütterliches Vertrauen in eine wirtschaftliche Erholung. Kein Kurs ist für eine Aktie zu hoch, scheinen die Kleinanleger zu glauben, solange nur die Wirtschaft wächst.

      Wahrscheinlich lag das Wachstum des amerikanischen BIP im dritten Quartal über 6 % und damit fast doppelt so hoch wie das Wirtschaftswachstum von 3,3 % im zweiten Quartal und deutlich über den 1,4 % Zuwachs im ersten Quartal. Und US-Finanzminister John Snow wird noch mehr versprechen. Er prognostiziert, dass die US-Wirtschaft im Jahresdurchschnitt 2004 um 4 % wachsen wird. Der optimistische Snow könnte Recht haben, oder er könnte einfach so zweckoptimistisch wie immer sein.

      Heute sieht der hoffnungsvolle US-Finanzminister nicht eine Wolke am gesamtwirtschaftlichen blauen Himmel. " Der Frühling hat begonnen" , sagt Snow. " Ich bin zuversichtlich, dass diese wirtschaftliche Erholung nachhaltig sein wird und jede Menge neue Jobs schaffen wird."

      Der US-Finanzminister prognostiziert auch steigende Zinssätze ... aber das sei gut, sagt er. " Die Zinsen sind der Preis für Kapital, und es wird einen Prozess des Kapital-Rationierens geben. Höhere Zinsen sind ein Indiz (sic!) für eine stärkere Volkswirtschaft. Ich wäre frustriert und würde mir Sorgen machen, wenn die Zinsen nicht steigen würden."

      Steigende Zinsen können durchaus ein " Indiz" für wirtschaftliche Stärke sein, aber sie sind auch eine wirkliche Belastung für die wirtschaftliche Aktivität. Weder der hoch verschuldete US-Konsument noch die hoch verschuldete US-Regierung freuen sich über steigende Zinsen. Welcher Schuldner würde das schon? Die steigenden Zinsen, die Snow erwartet, könnten das robuste Wirtschaftswachstum, das er ebenfalls erwartet, ziemlich schnell verhindern, und stattdessen einen Abschwung schaffen.

      Die US-Wirtschaft würde steigende Zinsen nicht einfach tolerieren. Schuldenmachen ist die neue wirtschaftliche Mode im Land. Präsident Bush, ein Republikaner, gibt genauso mit beiden Händen das Geld aus wie die demokratischen Präsidenten Roosevelt oder Lyndon Johnson es taten. Und dennoch hat er es mit keiner Weltwirtschaftskrise zu tun. Stattdessen versucht er nur, die große Konsum- und Geldausgeben-Blase weiter anzuheizen. Und er hat Erfolg gehabt – wie die Zahlen zum dritten Quartal zeigen.

      Aber wenn man eine Menge Geld, das man nicht hat, ausgibt, dann wacht man eines Tages mit einer Menge Schulden auf, die man nicht haben will ... und es wird sehr schwer, die wieder loszuwerden (besonders wenn die Zinsen steigen).

      " Die Steuersenkungen von George W. Bush werden 1 Billion Dollar in 6 Jahren in die Taschen der Leute bringen" , so die New York Times vor kurzem, " aber weil die Regierung erheblich mehr ausgibt als sie einnimmt, bedeutet das, dass die Politik des Präsidenten in der Zukunft zu einer erheblichen größeren Steuerrechnung führen wird – oder zu vergleichbar großen Kürzungen der Staatsausgaben –, um den Haushalt auszugleichen."

      " Von 2001 bis 2006 werden die Amerikaner Steuersenkungen von durchschnittlich 3.593 Dollar pro Person erhalten, während ihr Anteil an den Pro-Kopf-Schulden von 2002 bis 2007 um 13.000 Dollar steigen wird. Das Haushaltsdefizit wird dieses Jahr bei schätzungsweise 480 Milliarden Dollar liegen, und schätzungsweise ein Viertel davon wird Steuersenkungen finanzieren."

      Mit anderen Worten: Für jeden Dollar Steuersenkungen wird sich die US-Regierung um 3,60 Dollar verschulden, um diese Steuersenkung und den Krieg gegen den Terror und die normalen Staatsausgaben zu finanzieren (Quelle: Budgetabteilung des US-Kongresses). " Die Regierung leiht in Ihrem Namen 1.000 Dollar und gibt Ihnen dann 250 Dollar davon" , so Robert McIntyre, Direkter von " Citizens for Tax Justice" , vergleichbar mit dem deutschen Bund der Steuerzahler. " Der Netto-Effekt davon ist, dass Sie immer tiefer und tiefer ins Schuldenloch fallen."

      Vielleicht würde US-Finanzminister Snow auch jede Menge Schulden als " ein Indiz für Stärke" ansehen. Ich würde sie aber eher als einen Beweis für nicht haltbares Wirtschaftswachstum bezeichnen. Holen Sie Ihre Wollpullover heraus; es wird ziemlich kühl.
      Avatar
      schrieb am 25.10.03 03:29:06
      Beitrag Nr. 13 ()
      Mit Verlaub, mußte den nachfolgenden Beitrag aus "Thema: Kommt nun die große Trendwende ! (oder nur kleine mittelfristige) [Teil 2] [Thread-Nr.: 768428]" hier einfügen, da er zur Abrundung des Themas passt:

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      #6 von oegeat 15.09.03 20:20:06 Beitrag Nr.: 10.739.147 10739147
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      Malik Aktuell

      US-Zahlen irreführend vom 14.09.2003

      - Unkritische Medien
      - Falsche Vergleiche
      - Täuschende Hoffnungen

      Einmal mehr haben wir ein krasses Beispiel dafür, wie mit amerikanischen Wirtschaftszahlen unkritisch - nachgerade dumm - umgegangen wird. Offenbar wird jede US-Zahl einfach naiv geglaubt. Die Schlüsse, die daraus gezogen werden, sind falsch, irreführend und zum Teil gefährlich. Man kann darauf keine Anlageentscheidungen stützen, keine Konjunkturbeurteilung und schon gar keinen
      Vergleich mit Europa und Deutschland. Die Wahrheit der Zahlen machen die Hoffnung auf eine deutliche Konjunkturerholung in den USA mehr als fragwürdig.

      Wäre die US-Wirtschaft im 2. Quartal tatsächlich 3,1% gewachsen, würden wir sie mit Recht bewundern und müssten uns für unsere eigenen Zahlen schämen. Dann wären auch die jetzt im Wallstreet Journal publizierten Prognosen von 53 US-Oekonomen einigermassen glaubhaft, nämlich 4,7% für das dritte Quartal und 4,0% für das vierte.

      Abgesehen davon, dass die historischen Prognose-Erfolge dieser Umfragen miserabel sind, müssen folgende Korrekturen an der Zahl für das 2. Quartal gemacht werden:

      1. Annualisierung
      Alle US-Zahlen werden annualisiert. Niemand sonst tut das. Es ist Unfug, den man nicht verhindern kann. Wer in den Medien glaubt, darauf Jubel-Schlagzeilen stützen zu können, beweist seine ökonomische Ignoranz.

      Die Zahlen müssen durch 4 dividiert werden, um quartalsrelevant zu sein. Es ergibt sich somit ein Wachstum von knapp 0.8%. So würde das in anderen Ländern publiziert (und wäre Grund für mediale und politische Lamentos). Das ist höchst bescheiden. Der absolute Zuwachs entspricht genau dem; es sind rund 73 Mia Dollar.

      2. Erwartungen übertreffen
      Einer der Tricks, mit dem man Psychologie bei jenen macht, die darauf hereinfallen, ist die Verbreitung von " erwarteten" Zahlen. Für das 2. Quartal waren das 1,5%. Wenn die " realen" Zahlen dann mit 3,1 mehr als doppelt so hoch liegen, dann ist die Euphorie in den Medien kaum noch zu bremsen. Dass die Börse trotzdem nur geringfügig reagiert hat, müsste nachdenklich machen.

      3. Zusammensetzung
      Man muss die Zusammensetzung des Wachstums anschauen. Es gibt gesundes und krankes Wachstum. Mehr als die Hälfte der Wachstumsrate, nämlich 1.53 Prozentpunkte sind Staatsausgaben, und zwar reine Verteidigungsausgaben - wofür, ist offenkundig.

      Der zweite dominierende Posten sind die " Business fixed investments" . Das tönt nach deutlichem Erholungssignal. Das Wallstreet Journal konnte sich vor Freude kaum beherrschen.


      3. Blähungen
      Darin wiederum der grösste Anteil entfällt auf Computer. Die Investitionen für Computer seien -so die Berichte - um 12% oder 38.4 Mia Dollar gestiegen. Schön, wenn es so wäre. 85% dieser Ziffer sind aber reine Statistik, nämlich " hedonic pricing" . Die tatsächlichen Ausgaben für Computer betrugen bescheidene 6.3 Mia Dollar. Genau dieser Betrag - und kein Dollar mehr - findet sich in den Umsätzen der Unternehmen, genau für diesen Betrag können Löhne, Zinsen, Vorleistungen bezahlt werden; genau um diesen Betrag ist das Volkseinkommen gestiegen. 32,1 Mia Dollar oder eben 85% der Computer-Investitionen sind rein statistischer Schönrechnungseffekt.

      4. Wirklichkeit
      Der Schönrechnungstrick beträgt mit 32,1 Mia auf das Gesamtwachstum von 73.1 Mia 44%. Wenn beinahe die Hälfte des Wachstums aus reiner Statistik entsteht, für die es keine Dollarausgaben gibt, dann wird die Sache definitiv lächerlich. Wenn das in den Medien als Erfolg gewertet wird, Europa, insbesondere Deutschland schlechtgeredet wird, dann wird es bedenklich. Wenn man noch die anderen Probleme der US-Wirtschaft in Rechnung stellt, z. B. das Aussenhandelsdefizit, die verwüsteten Unternehmensbilanzen, die Verschuldung, die niedrigen Ersparnisse und das monströs geleveragte Finanzsystem, dann zeigt sich die Vorbild-Wirtschaft der Welt in einem desolaten Zustand. Kein Grund für Europa, nichts zu tun; aber ein Grund für Zuversicht.

      ****

      Anmerkung von mir alles eine Blase Betrug Beschiß genaues lesen und verstehen ist Notwendig .... big Enron !
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      Avatar
      schrieb am 25.10.03 03:40:46
      Beitrag Nr. 14 ()
      Hier noch ein etwas älterer Artikel/Interview mit der Erklärung des Stichwortes aus v. g. Artikels „Hedonic Pricing“, womit wir offensichtlich alle über den Tisch gezogen werden sollen.

      Interview
      „Wir werden eine Torschlusspanik am Rentenmarkt sehen“

      12. August 2002 Die Optimisten haben zurzeit einen eher schweren Stand. Mäandern die Börsen bei hoher Volatilität vor sich hin, so gibt es immer mehr Stimmen, die es für möglich halten, dass die bis jetzt beobachteten Kursverluste erst der Anfang einer extrem schwierigen Phase für die Finanzmärkte sein könnten.Hatte vor wenigen Tagen schon Professor Fredmund Malik von der Uni St. Gallen im FAZ.NET-Interview eine deflationäre Phase mit negativen Wachstumsraten und schrumpfenden Unternehmen prognostiziert, so schlägt nun Hedge Fonds Manager Hugh Hendry von Odey Asset Management in beinahe dieselbe Kerbe. Wenn seine Analyse richtig sein sollte, so wird eine „Torschlusspanik“ an den Rentenmärkten die Kurse nach oben treiben und die Renditen fallen lassen. Seine bisherige Performance jedenfalls spricht für ihn.Nach massiven Verlusten an den Börsen sieht es nun so aus, als ob sich die Lage stabilisieren würde. Sehen wir gerade den Boden, der sich ausbildet?Das ist sicher nicht der Boden, denn wir werden sehr viel tiefer gehen. Bärenmärkte von historischer Dimension - und dies ist einer - sind deswegen so zerstörerisch, weil niemand verkauft. Viele Anleger enden damit, beispielsweise auf einer Deutschen Telekom von 104 Euro bis auf acht Euro sitzen zu bleiben.Wieso verkaufen denn die Leute nicht?Wir fühlen uns sehr klug, wenn wir auf das Jahr 1929 zurückschauen und uns die Frage stellen: wieso haben sie nicht verkauft. Die Erklärung liegt in der Volatilität. Wir sahen in den vergangenen Tagen die größten absoluten Kursanstiege im Dow Jones aller Zeiten, 489 Zähler am 24. Juli und 447 Punkte am 29. Juli. Das ist absolut nicht bullisch, so etwas passiert in typischen Bärenmärkten. Denn mit solchen Kursgewinnen kommt immer wieder die Hoffnung auf einen neuen „Bullenmarkt“ auf.Es würde mich trotzdem nicht überraschen, wenn wir bis in den September hinein eine Rally haben könnten. Denn die US-Notenbank wird die Zinsen senken - und das wird die Kurse in einer ersten Reaktion treiben. Aber das wäre absolut nicht bullisch, sondern ein sehr, sehr negatives Zeichen.Es würde signalisieren, dass die Wirtschaft wirklich nicht wächst?Es wäre die Bestätigung einer Rezession oder gar der Anfang einer Depression. Der Abwärtstrend ist unverkennbar, die Märkte nehmen die schwache Wirtschaft vorweg. Die unsolideste Bilanz ist nicht die von Enron, sondern die volkswirtschaftliche Bilanz des amerikanischen Staates.Sie sagen, die Zahlen der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung in den USA sind manipuliert?Es gibt Verzerrungen und sie sind nicht unmittelbar mit europäischen Zahlen vergleichbar. Das typischste Beispiel ist das „Hedonic Pricing“. Wenn ich heute einen PC kaufe, für 1.300 Dollar, so hat er die fünffache Leistung dessen, den ich vor drei Jahren für 1.300 Dollar kaufen konnte. Dieser PC taucht aber auf Grund einer „statistischen Anpassung“ heute mit etwa 6.000 Dollar im Sozialprodukt auf - und nicht mit 1.300. Die Amerikaner sind die einzigen, die diese Anpassung vornehmen. Ich halte das für Schwindel.Was bedeutet das?Es führt dazu, dass nicht nur das reale Sozialprodukt zu hoch ausgewiesen wurde, sondern auch die Produktivität - auf massivste Weise. Diese Zahlen müssen nach und nach korrigiert werden.Was bedeutet das für einen Anleger?Es sollte nicht an der Börse engagiert sein, sondern beispielsweise deutsche Bundesanleihen kaufen.Trotz des jetzt schon hohen Preisniveaus?Ja, absolut. Denn die großen Pensionskassen werden diese Anleihen kaufen, um ihre Verbindlichkeiten abzusichern. Unabhängig davon, wo die Rendite ist. Die Börsen der industrialisierten Länder steigen und fallen immer um denselben Betrag, da sie wirtschaftlich reif sind und im Schnitt real nur zwei Prozent wachsen.Historisch betrachtet hat man in Deutschland kein Geld an steigenden Aktien verdient, zwischen 1980 und 1995 etwa. Ausländische Anleger verdienten ihr Geld über die Währung. Erst danach sind die Aktien gestiegen, inzwischen aber zumindest bis jetzt wieder auf das Niveau von etwa 1985 gefallen. Ich verdiene Geld über die Währungen und mit Bonds.Welche Möglichkeiten gibt es denn aktuell? Wetten auf den Dollar oder den Euro?Ich setze auf den Euro. Unser Hedge Fonds hat bisher in diesem Jahr eine Performance von 22 Prozent erzielt, weil wir den Dollar verkauft hatten. Und der Euro wird noch weiter steigen.Wie weit und in welchem Zeitraum?Auf ein Ziel lege ich mich nicht fest, aber der Euro wird innerhalb der nächsten zwölf bis 18 Monate deutlich höher notieren. Denn ich sehe die Fehler in den US-Zahlen. Erste Korrekturen waren in den vergangenen Tagen schon zu beobachten. Und es werden weitere kommen. Man wird sehen, dass es in den USA so gut wie kein Produktivitätswachstum gab und dass Europa gar nicht so schlecht aussieht.Wie geht es weiter mit den Börsen?Ich erwarte eine kleine Rally, aber die wird nicht andauern. Wir werden innerhalb der kommenden drei Jahre deutlich tiefer gehen, bis der Dow Jones und der S&P 500 ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von etwa zehn haben werden. Ich sehe den Dow Jones unter 5.000 Punkten. Und Anleger - was sollten die machen?Der Kapitalerhalt muss im Vordergrund stehen. Dann kann man später - unter Umständen sehr viel später - Aktien unglaublich günstig kaufen. Microsoft etwa mit einem KGV von zehn - und nicht zu einem Kurs-Umsatz- Verhältnis in dieser Größenordnung. Einen kleinen Anteil kann man vielleicht noch in Goldminenwerte investieren. Am besten über einen Fonds. Wenn überhaupt Aktien, dann sollten sie einen Bezug zu Rohstoffen haben. Kali und Salz oder Südzucker in Deutschland zum Beispiel.Zum Abschluss: Was halten Sie von Aktien wie Cisco und MLP?Cisco ist einfach lächerlich. Das Unternehmen ist vor allem durch eine wilde Zahl von Übernahmen gewachsen - noch schlimmer als Tyco. Die Firma ist überbewertet und produziert Massengüter wie Routers. Die Kunden sind Telekomunternehmen, die selbst schlecht da stehen. Höchstens meinem ärgsten Feind würde ich Cisco-Aktien ins Depot legen.Finanzwerte würde ich nicht anfassen, selbst wenn sie günstig erscheinen. MLP beispielsweise. Die könnten, wenn nicht gar pleite, so doch wie EM.TV den Weg zum Penny Stock gehen. Denn das Geschäft beruht auf Vertrauen. Und das ist nicht mehr da.

      Das Gespräch führte Christof Leisinger
      Avatar
      schrieb am 25.10.03 03:47:56
      Beitrag Nr. 15 ()
      Und noch ein paar Worte des Hr. F. Malik zur USA:

      DER SPIEGEL 36/2002 - 02. September 2002

      Ökonomie

      "Meisterwerk der Desinformation"

      Der Ökonom Fredmund Malik über das amerikanische Wirtschaftswunder der neunziger Jahre als gigantischen Bluff, die Tricks der Statistiker, das falsche Vorbild USA und die neue Nüchternheit in deutschen Unternehmen



      (...)

      Malik: (...) Das Wirtschaftswunder in den Vereinigten Staaten war lediglich ein Medienereignis, ein Meisterwerk der Desinformation. In der ökonomischen Realität hat es nie stattgefunden.
      SPIEGEL: Aber die USA verzeichneten doch hohe Wachstumsraten und enorme Produktivitätszuwächse.
      Malik: Die meisten dieser Zahlen sind falsch. Die Amerikaner haben sich systematisch schöngerechnet.
      SPIEGEL: Meinen Sie damit, die Zahlen wurden gefälscht wie die Bilanzen der Konzerne Enron und Worldcom?
      Malik: Fest steht, dass die Amerikaner seit Mitte der neunziger Jahre ein neues statistisches Verfahren benutzen, das so genannte Hedonic Price Indexing. (...)
      (...)
      Malik: In Amerika stehen die Ersparnisse von zwei Generationen im Risiko, in den vergangenen zwei Jahren ist mit fünf Billionen Dollar so viel wie das halbe US-Sozialprodukt vernichtet worden. Noch hoffen die Rentner darauf, dass sich ihre Portefeuilles wieder füllen. Was aber, wenn sie merken, dass die Reserven weg sind? Es wird überall Verzicht geben. Nach der letzten großen Wirtschaftskrise sind den Amerikanern soziale Konflikte erspart geblieben. Ich fürchte, diesmal wird es nicht so glimpflich ausgehen.
      (...)

      http://www.heidelberger-familienbuero.de/archiv/Die%20Legend…
      Avatar
      schrieb am 28.10.03 22:49:54
      Beitrag Nr. 16 ()
      Zur Info: (Ohne Bewertung!)

      "Teure Einwanderer?"
      Unter dieser Überschrift berichtete DER SPIEGEL, Heft 31/28.07.03, Seite 88, über eine Studie des niederländischen Wirtschaftsministeriums mit dem Namen ?Immigration und die niederländische Ökonomie?, die versucht, ?die politisch korrekte These von den positiven Effekten der Zuwanderung in alternden Gesellschaften zu widerlegen. . . Das dem Wirtschaftsministerium der konservativen Regierung Balkenrede angegliederte ?Central Planbureau? bewertet in einer 122seitigen Expertise Einwanderer unter dem Gesichtspunkt von Kosten und Nutzen. . . . In EU-Ländern mit hohem Wohlfahrtsniveau entnähmen Migranten während ihres Lebens mehr aus der Staatskasse, als sie einzahlten. Die Verfasser, drei Ökonomen, versuchen mit statistischen Modellen den Nachweis zu führen, dass schlecht ausgebildete Einwanderer der einheimischen Bevölkerung eher schaden, da sie zu scharfer Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt werden können. . . Für eine typische Einwandererfamilie mit zwei Kindern errechneten sie Nettokosten in Höhe von 230.000 Euro.? Aus unserer Sicht sind das pro Einwanderer 57.500 Euro. Auf deutsche Verhältnisse übertragen wären das bei 7 Millionen Zuwanderern und 3 Millionen eingebürgerten Zuwanderern, also insgesamt 10 Millionen, Nettokosten in Höhe von 575 Milliarden Euro. Diese Zahl entspräche rund 44 Prozent der deutschen Staatsverschuldung von zur Zeit 1.300 Milliarden Euro.
      Dazu passt auch eine Stellungnahme der NZZ vom 26. August 03, Seite 5, unter der Überschrift: ?Werden die Niederlande ausländerfeindlich?? mit dem Untertitel: ?Offene Diskussion über Probleme mit Einwanderern: Was früher Tabuthemen waren, wird heute unverblümt thematisiert.?



      http://www.bogen-gmbh.de/unser_know-how_.html#Teure Einwanderer
      Avatar
      schrieb am 12.11.03 01:48:56
      Beitrag Nr. 17 ()
      Dienstag, 11. November 2003 | 21:40 Uhr

      US-Konjunktur: Schönreden und Reichrechnen
      Die macro-Analyse Nr.123


      Das Bild, das die amerikanischen Statistiken über den US-Konjunkturverlauf einem oberflächlichen Betrachter vermittelt, setzt in Erstaunen. Die Wirtschaft läuft zu Hochform auf, das Wachstum von 7,2% im dritten Quartal grenzt schon an ein Wunder. Die guten Arbeitsmarktdaten mit 126.000 neu geschaffenen Arbeitsplätzen und einem Rückgang der Arbeitslosenquote von 6,1 auf 6,0% im Oktober zeigen anscheinend, dass Zweifel an der Nachhaltigkeit des Konjunkturaufschwungs nicht gerechtfertigt sind. Erst bei näherem Hinsehen ist zu erkennen, dass die statistischen Berechnungsmethoden in den USA nach gewohnter Manier alles schönreden und reichrechnen.




      Die Wachstumsziffer von 7,2% ist annualisiert und mit hedonischer Preisberechnung in hohem Maße aufgebläht. Der Zuwachs kam zu Stande durch monetäre und fiskalpolitische Konjunkturankurbelungsmaßnahmen, die es in diesem Umfang in der Geschichte noch nie gegeben hat und die sich auch nicht mehr wiederholen lassen. Das Wirtschaftswachstum wird daher von jetzt an wieder fallen. - Die Ermittlung der Zahl der Beschäftigten erfolgt nach sehr fragwürdigen Erhebungsmethoden (vgl. Analyse Nr. 107: Jobless Recovery). Die Wirtschaft muss jeden Monat 140.000 bis 150.000 neue Stellen schaffen, um das zusätzliche Angebot neuer Arbeitskräfte aufzunehmen. Der Beschäftigungsaufbau betrifft vor allem den Dienstleistungssektor (+ 143.000 Stellen, rote Linie) und den Bausektor (+ 6.000 Stellen), wohingegen das verarbeitende Gewerbe (blaue Linie) weitere 24.000 Stellen verlor. Dieser Sektor hat seit 39 Monaten in Folge ständig Arbeitsplätze eingebüßt. Seit Amtsantritt von Präsident Bush sind insgesamt 2,3 Mill. Arbeitsplätze verloren gegangen. Derzeit sind 8,8 Mill. Amerikaner als arbeitslos gemeldet.

      Folgerung: Die Lage am Arbeitsmarkt ist für das FED ein Grund, an ihrer expansiven Geldpolitik festzuhalten und die Leitzinsen weiter bei 1,0 Prozent zu belassen

      Die macro-Analyse
      Geld, Devisen Renten, Aktien
      Ausblick, Zusatz- und Hintergrundinformationen

      Dr. Eberhardt Unger
      ebunger@t-online.de
      Avatar
      schrieb am 18.11.03 11:12:20
      Beitrag Nr. 18 ()
      Artikel 1: Zeit-Fragen Nr.43 vom 17.11.2003


      Wie der IWF das Dollarsystem stützt
      von F. William Engdahl, USA/Deutschland

      Eine der tragenden Säulen zur Stützung des heutigen Dollarsystems ist Washingtons Kontrolle des Internationalen Währungsfonds, des IWF. Wie das tatsächlich funktioniert, wird sorgfältig hinter einer Fassade von Technokraten und einer Wirtschaftstheorie, die auf der Ideologie des freien Marktes beruht, verborgen. In Wirklichkeit ist der IWF eine moderne Geldsammelstelle für das Dollarimperium. Er fordert seinen Tribut mittels bedeutender internationaler Banken, die die Dollars dazu verwenden, die Macht der amerikanischen Finanz- und Geschäftshegemonie weiter auszudehnen - effektiv der treibende Motor dessen, was man Globalisierung nennt.

      Obwohl der IWF eine Hauptstütze des Dollarsystems darstellt, ist sein nomineller Direktor ironischerweise ein Europäer, derzeit der Deutsche Horst Köhler. Davor war es der Franzose Michel Camdessus. Die wirklichen Machtverhältnisse werden sorgfältig hinter dieser Fassade verdeckt. Die Statuten des IWF legen fest, dass keine wichtige Entscheidung ohne die Zustimmung von 85% des Exekutivdirektoriums getroffen werden kann. Die Vereinigten Staaten, welche 1944 die ursprüngliche IWF-Charta in Bretton Woods in New Hampshire entwarfen, sorgten dafür, dass sie mit einem Stimmenanteil von 18% über die entscheidende Sperrminorität verfügen. Diese Sperrminorität besteht bis heute. Insider wissen sehr wohl, dass der IWF von Washington aus geführt wird. Und es ist kein Zufall, dass sich der Hauptsitz auch dort befindet.
      Ursprüngliche Zielsetzungen

      Der IWF wurde 1944 anlässlich der internationalen Währungskonferenz von Bretton Woods in New Hampshire ins Leben gerufen; auf Initiative Präsident Roosevelts wurde dort ein Währungs- und Handelssystem für die Nachkriegszeit gegründet. Der IWF sollte ein Fonds sein, um die Stabilität der Währungen und des Handels der europäischen Alliierten in der Nachkriegszeit zu unterstützen. Zu dieser Zeit besassen die USA den grössten Teil der Weltgoldreserven und rechneten damit, Dollarkredite für den Wiederaufbau Europas zu gewähren. Die ursprüngliche IWF-Idee bestand darin, die Reserven der Mitgliedstaaten in einem Pool zusammenzulegen, aus dem jeder einzelne Staat im Falle einer kurzfristigen Zahlungsschwierigkeit Kredit aufnehmen konnte, um seine Währung zu stabilisieren. Zehn Jahre nach der grossen Depression lag es im Interesse der grösseren Industrienationen, einschliesslich der USA, ein stabiles, wachsendes Europa zu schaffen, nicht zuletzt als Exportmarkt für amerikanische Produkte. Das erste Land, welches nach dem Krieg Kredit aufnahm, war Grossbritannien. Das letzte europäische Land war 1977 Italien.
      Umstrukturierungen in den 80er Jahren

      Seit 1977 wandte sich keines der europäischen G-7-Länder mehr an den IWF, um Geld zu leihen. Statt dessen haben sie Geld bei Privatbanken aufgenommen oder Staatsschulden gemacht. Sie wissen alle nur zu gut, wie zerstörerisch sich die IWF-Bedingungen auswirken. Ende der 70er Jahre vertraten einige die Auffassung, dass der IWF seine Rolle erfüllt habe, ähnlich wie manche sich nach Beendigung des kalten Krieges bezüglich der Nato äusserten. Washington hatte allerdings andere Pläne mit dem IWF.

      In den frühen 80er Jahren änderte sich die Rolle des IWF unter dem Druck der USA dramatisch. Statt als Stabilisierungsfonds für die Industrieländer in Europa oder Japan zu dienen, wurde der IWF nun das entscheidende Instrument zur Kontrolle der Wirtschaftspolitik der unterentwickelten Länder. Im Zuge der ersten lateinamerikanischen Schuldenkrise zu Beginn der 80er Jahre übernahm der IWF eine völlig neue Rolle als Polizist, der Dollaranleihen für private New Yorker und internationale Banken sammelte. Der IWF wurde die treibende Kraft dessen, was später als «Globalisierung» bezeichnet wurde.
      Lateinamerikanische Schuldenkrise

      Nach dem ersten Anstieg des Ölpreises um 400% in den 70er Jahren nahmen viele Entwicklungsländer wie Brasilien, Argentinien und die meisten Länder in Afrika grosse Kredite auf, um die notwendigen Ölimporte oder Handelsdefizite zu finanzieren. Sie tätigten Dollaranleihen bei grossen internationalen Banken, die im Londoner Eurodollarmarkt operierten. London war das tatsächliche Zentrum, über das das Recycling der grossen Summen von Petrodollars der arabischen OPEC-Länder in die USA und auf andere bedeutende Banken abgewickelt wurde.

      Die Grossbanken nahmen die neuen Öldollars und verliehen sie mit einem hübschen Profit sofort wieder an Länder wie Argentinien oder Ägypten. Vor den 70er Jahren war Argentiniens Wirtschaft schnell gewachsen und hatte eine moderne Industrie und Landwirtschaft entwickelt, die seiner Bevölkerung einen steigenden Lebensstandard brachten. Es hatte beinahe keine Auslandsschulden. Zehn Jahre später befand sich das Land unter der Kontrolle des IWF und ausländischer Banken. Die USA veränderten die Regeln und schufen dadurch die Schuldenkrise.
      Der «Volcker-Zins-Schock»

      Im Oktober 1979 erlebten die verschuldeten Länder einen dramatischen Schock. Über Nacht kosteten ihre billigen Dollaranleihen 300% mehr Zinsen. Paul Volcker von der US-Notenbank (FED) veränderte unilateral die Zinspolitik, um den Dollar gegenüber anderen Währungen aufzuwerten. Als Folge wurden die US-Zinsraten um 300%, diejenigen der Londoner Banken gar noch massiver erhöht. Die Bankkredite an Argentinien und andere Länder waren mit «floatenden», das heisst frei schwankenden Zinssätzen vereinbart worden. War der internationale Referenzzinssatz am Londoner Bankenmarkt, Libor (London Interbank Offered Rate, Londoner Interbanken-Angebotssatz), niedrig, zahlte Argentinien einen niedrigen Zinssatz auf seine Schulden. Als dieser aber zwischen 1979 und 1980 plötzlich um 300% stieg, waren viele Länder auf einmal mit einer Zahlungskrise konfrontiert.

      1982 erreichte sie das Niveau der Zahlungsunfähigkeit. An diesem Punkt verlangte Washington, dass der IWF eingeschaltet werde, um einen Prozess der Schuldeneintreibung bei den sich zu Schuldnern entwickelnden Ländern zu beaufsichtigen. Daraus entstand das, was dann als Schuldenkrise der dritten Welt bezeichnet wurde. Dabei wurde der Eindruck erweckt, als ob Länder wie Argentinien diese durch eigenes Missmanagement verschuldet hätten. In Wirklichkeit war - wie gross das Ausmass an politischer Korruption in den Schuldnerländern auch immer gewesen sein mag - die Korruption des IWF-Systems und des Petrodollar-Recycling bei weitem grösser. Der Volcker-Zinssatz-Schock vervollständigte das Bündel der Zerstörung des Lebensstandards durch die Dollarschulden.

      Wie agierte nun der IWF während der Schuldenkrise der dritten Welt? Es ist dieser Ablauf, der deutlich macht, dass die Rolle des IWF darin bestand, die Dollarhegemonie der USA zu unterstützen, und nicht darin, armen Ländern beim Überwinden einer vorübergehenden Schuldenkrise zu helfen.
      IWF als überstaatliche Organisation

      Der IWF wird ab und zu als Werkzeug des Neo-Kolonialismus bezeichnet. Das ist jedoch zu harmlos ausgedrückt, denn der britische oder europäische Kolonialismus des 19. Jahrhunderts - so rücksichtslos er auch war - brachte niemals ein derartiges Ausmass an Abbau und Zerstörung des Gesundheits- und Lebensstandards zustande wie der IWF seit den 70er Jahren.

      Der IWF operiert als eine überstaatliche Organisation mit dem Ziel, hilflose Schuldnerstaaten zu kontrollieren und ihnen eine Wirtschaftspolitik aufzudrängen, die die Länder noch mehr in ihre Schuldenkrise hineintreibt, während er deren Märkte gleichzeitig für die Ausbeutung durch ausländisches, oft US-amerikanisches Kapital und globale Konzerne öffnet. Dass die Schuldnerstaaten nie aus ihren Dollarschulden herauskommen, sondern immer tiefer hineingeraten, ist so gewollt. Die Politik des IWF stellt das in der Tat sicher. Die Dollarverschuldung ist einer der Hauptstützen des Dollarsystems und der internationalen Privatbanken. Würden die Schulden zurückgezahlt, verlören die Banken ihren Einfluss und ihre Kreditverträge. Solange die Schulden zunehmen, wachsen auch die Kreditgeschäfte, das Paradox des modernen Bankwesens.

      Ein Hinweis darauf, dass die wirklichen Ziele des IWF sich deutlich von seinen öffentlichen Stellungnahmen unterscheiden, ist die Tatsache, dass er trotz wiederholter Beweise für die zerstörerische Wirkung seiner Politik, «Konditionalitäten» genannt, seine Methoden nie geändert hat. Das hat seinen Grund.
      Zum Beispiel Argentinien

      Nehmen wir zum Beispiel Argentinien: Im Frühjahr 2002 war Argentinien nicht in der Lage, seinen Zahlungsverpflichtungen über 141 Milliarden Dollar Auslandsschulden nachzukommen. Als Folge erlebte es eine der verheerendsten Wirtschaftskrisen der modernen Geschichte. Der IWF spielte eine entscheidende Rolle. Im Frühjahr 2000 hatte sich Argentinien an den IWF gewandt, um einen Notkredit aufzunehmen, mit Hilfe dessen der Zusammenbruch seiner Währung verhindert werden sollte, die damals an den starken US-Dollar gebunden war. Als der Dollar an Wert gewann, brach der argentinische Exporthandel zusammen. Das Land erlebte eine Rezession. Der IWF schritt ein mit einem «Rettungs»-Paket über 48 Milliarden Dollar - aber er stellte Bedingungen.

      Als erstes, und bevor irgendwelche Kredite gezahlt wurden, musste die Regierung einschneidenden Ausgabenkürzungen, die vom IWF diktiert wurden, zustimmen. Staatliche Subventionen auf Lebensmittel für Menschen mit niedrigem Einkommen wurden gestoppt, was zu Plünderungen von Lebensmitteln führte. Die Zinssätze explodierten beim vergeblichen Versuch, damit ausländische Banken und Inhaber von Wertpapieren vom Verkauf abzuhalten. Dadurch verschlimmerte sich die wirtschaftliche Depression nur noch mehr. Staatliche Gesellschaften sahen sich zur Privatisierung gezwungen, um an Geld zu kommen und sich für die Liberalisierung des freien Marktes einzusetzen. Die Wasserversorgung von Buenos Aires wurde zu einem lächerlich niedrigen Preis an Enron verkauft genauso wie eine Pipeline von Argentinien nach Chile.

      Mit dem Argument, das Vertrauen ausländischer Besitzer von Wertpapieren und ausländischer Gläubiger habe oberste Priorität, bestand Washington darauf, dass Argentinien seine feste Währung beibehielt. Dadurch geriet das Land in die schwerste Depression seiner Geschichte: Millionen Menschen verloren ihre Arbeit, im Endstadium wurden sogar die Bankkonten eingefroren; der gewöhnliche Bürger konnte sein erspartes Geld nicht einmal mehr für das Lebensnotwendigste abheben.
      Der «Washington Consensus»

      Was genau unternimmt der IWF, wenn er in einem Land eingreift, das in einer Krise um einen Notkredit ersucht, um eine Verschuldung oder eine Währungskrise zu überbrücken? Der IWF geht immer nach dem gleichen Muster vor, sei es in Russland, Argentinien, Simbabwe oder Südkorea - alles sehr unterschiedliche Kulturen, Wirtschaftssysteme und gesellschaftliche Situationen. Die Forderungen des IWF werden häufig auch als der «Washington Consensus» bezeichnet; ein Begriff, den der amerikanische Wirtschaftswissenschafter und IWF-Förderer John Williamson 1990 prägte, um die Angriffsmethode des IWF zu umschreiben. (vgl. unten)

      Die Medizin des IWF beinhaltet fast immer Forderungen nach Privatisierung der staatlichen Industrien, er verlangt, dass die öffentlichen Ausgaben - selbst für Gesundheit und Bildung - drastisch gekürzt werden, dass die inländische Währung gegenüber dem Dollar abgewertet wird und dass das Land für den freien Fluss des internationalen Kapitals geöffnet wird - sowohl für den ins Land hinein als auch insbesondere für das Kapital, das aus dem Land fliesst.
      «Memorandum of Understanding» - die Voraussetzung

      Als erstes verlangt der IWF von der jeweiligen Regierung, ein geheimes «Memorandum of Understanding» mit dem IWF zu unterzeichnen, in welchem sie sich mit einer Liste von «Konditionalitäten» (Bedingungen) einverstanden erklärt - Voraussetzung für jegliche finanzielle Zuwendung durch den IWF. Bei den globalisierten freien Kapitalmärkten von heute investieren die Banken in keinem Land, das nicht die offizielle Zustimmung des IWF hat. Daher besteht die Rolle des IWF in weit mehr als nur dem Gewähren eines Notkredits. Er legt fest, ob ein Land überhaupt Geld erhält, sei es von der Weltbank, von Privatbanken oder aus einer anderen Quelle.
      Die vier Schritte der IWF-Kur:I. Die Privatisierung

      Die Bedingungen eines IWF-Deals sind immer dieselben: Oberste Priorität hat die Privatisierung der staatlichen Industrien. Die Privatisierung bei einem schwachen Peso oder Rubel führt dazu, dass ausländische Dollarinvestoren in der Lage sind, die Hauptvermögenswerte eines Landes spottbillig aufzukaufen. Häufig werden die zuständigen Politiker des Landes mit verlockenden heimlichen Deals dazu korrumpiert, nationales Vermögen zu privatisieren. Ausländische multinationale Konzerne können sich mit ihren Dollars profitablen Bergbau, Öl oder andere wertvolle nationale Ressourcen schnappen.
      Zum Beispiel Russland

      Klassisches Beispiel dafür ist die russische Regierung unter Jelzin: Über Nacht tauchten Dollar-Milliardäre auf - im Zuge der Plünderung des Volksvermögens via vom IWF diktierter Privatisierung. Die Clinton-Administration stand voll hinter diesem Prozess. Sie wusste, dass Russland sich so zu einer Dollarzone entwickeln würde, und das war auch die Absicht.
      II. Die Liberalisierung der Finanzmärkte

      Als zweite Auflage verlangt der IWF, dass das jeweilige Land seine Banken- und Finanzmärkte liberalisiert, das heisst für ausländische Investoren öffnet. Dies ermöglicht es hochprofilierten Spekulanten, wie zum Beispiel einem George Soros, der Citibank oder einem anderen Geldinstitut, sich in einem Land zu etablieren, Vermögenswerte in einer Spekulation zusammenkommen zu lassen, immensen Profit zu machen, wie in Thailand Mitte der 80er Jahre, und schnell wieder zu verkaufen, um schliesslich mit riesigen Gewinnen das Land zu verlassen, während die Wirtschaft des Landes hinter ihnen zusammenbricht. Dann können sich die multinationalen Konzerne des Westens einschalten und die Hauptvermögenswerte sehr billig aufkaufen.
      Zum Beispiel Asien

      Genau dies spielte sich in den 90er Jahren in Asien ab. Der IWF und das US-Finanzministerium, das eigentlich die US-IWF-Politik bestimmt, begannen 1993, starken Druck auf die schnell wachsenden ostasiatischen «Tigerstaaten» auszuüben, um deren nationale Kontrolle über den Kapitalfluss zu unterbinden. Sie argumentierten, dass man Asien so zu grossen Geldsummen für Investitionen verhelfen würde. In Wahrheit eröffnete dies amerikanischen Rentenfonds und grossen Banken einen riesigen neuen Markt für ihre Spekulationsgeschäfte. Es floss viel zuviel Geld ins Land, und der Immobilienmarkt wurde in ungesunder Weise aufgeblasen. Dieser Ballon platzte, als Soros und andere US-Spekulanten 1997 bewusst den Hahn zudrehten und damit die Asien-Krise auslösten. Als Endresultat sahen sich die asiatischen Wirtschaften gezwungen, sich für Rettungsmassnahmen an den IWF zu wenden.
      ... Kollaps der Banksysteme in Indonesien

      Der IWF «rettete» 1998 jedoch keine dieser asiatischen Wirtschaften. Er rettete vielmehr die internationalen Banken und den Hedge-Fond-Spekulanten. In Indonesien verlangte der IWF von der Regierung, die Zinssätze auf 80% anzuheben, mit der Begründung, dies würde die ausländischen Investoren davon abhalten, das Land zu verlassen und die Situation des Landes stabilisieren. In Wahrheit - das hatten IWF-Kritiker wie Joseph Stiglitz damals auch zum Vorwurf gemacht - garantierten die Zinsauflagen des IWF den totalen Kollaps des indonesischen und anderer asiatischer Banksysteme.
      ... versuchte Schwächung Südkoreas

      Sobald der IWF auf Südkorea, weltweit eine der stärksten industriellen Wirtschaftsmächte, Einfluss gewonnen hatte, machte er zur Auflage, die grossen Industrie-Konglomerate aufzulösen, denen er «Korruption» und kapitalistische «Vetternwirtschaft» vorwarf. In Wirklichkeit hoffte Washington, einen heranwachsenden Konkurrenten schwächen zu können und amerikanischen Firmen wie GM (General Motors) und Ford die Türe für eine Übernahme zu öffnen. Dies gelang auch zum Teil - bis Korea und andere regionale Wirtschaftsmärkte stark genug waren, wieder eigene nationale Kontrollen aufzubauen. Malaysia widersetzte sich offen den Auflagen des IWF und verhängte während der Krise Währungskontrollen. Als Folge trug es nur einen geringen Schaden davon - was den IWF in grosse Verlegenheit brachte.
      III. Die «Marktpreis»-Forderung

      Die nächste Stufe der IWF-Auflagen besteht darin, dass ein Land seine inländischen Preise «dem Markt entsprechend» festlegt - so die verschlüsselte Formulierung, die im Klartext die Abschaffung staatlicher Subventionen und Preiskontrollen bedeutet. In Entwicklungsländern werden häufig Benzin, Lebensmittel oder andere für die Bevölkerung lebensnotwendige Güter vom Staat subventioniert. 1998 verlangte der IWF zum Beispiel von Indonesien, die staatlichen Subventionen für die Armen zu streichen. Die Vorstellung eines «auf dem Markt basierenden» Preises ist in sich selbst eine Fiktion. Der Markt wird immer von Menschen gemacht. Der Markt in der Schweiz oder in Dänemark oder Japan ist ein anderer als in Kuba oder Kamerun. Das Ziel des IWF ist es, die Staatsbudgets drastisch zusammenzustreichen, um den Einfluss des Staates auf die Wirtschaft zu minimieren und das jeweilige Land wehrlos zu machen gegen die ausländische Übernahme seiner wichtigsten Vermögenswerte. Auch die Regierungsanteile an der schwachen Wirtschaft werden gekürzt, um damit den ausländischen Banken ihren Anteil an der Beute zu sichern.
      IV. Die Abwertung

      Schliesslich verlangt der IWF vom jeweiligen Land, seine Währung abzuwerten, und dies in massivem Umfang, häufig um 60 bis 70% oder mehr. Hier ist das Argument, dass dies den Export «wettbewerbsfähiger» mache und zu einem höheren Einkommen führe, mit dem man die ausländischen Dollarschulden dann abzahlen könne. Das ist ein entscheidender Bestandteil der Washingtoner Konsens-Medizin des IWF. Wenn zum Beispiel Chile den Peso um die Hälfte abwertet, oder die Republik Kongo, müssen zweimal soviel Tonnen Kupfer exportiert werden, um den gleichen Dollargewinn wieder aus Exportüberschüssen zu erwirtschaften. Für die riesigen multinationalen Konzerne der Industrieländer bedeutet dies eine Verringerung der Rohstoffpreise um die Hälfte.

      In den letzten 20 Jahren - seit der IWF sich eingeschaltet hat, um bei der Restrukturierung der Entwicklungsländer die entscheidende Rolle zu spielen - sind die Rohstoffpreise drastisch gedrückt worden, und dies, obwohl die Nachfrage gestiegen ist. Der Grund liegt darin, dass die Länder Afrikas und Lateinamerikas vorwiegend rohstoffexportierende Länder sind, und ihre Waren, wie zum Beispiel Öl, alle zu Dollarwerten verkauft werden. Sie müssen Dollars verdienen, um ihre Dollarschulden begleichen zu können. Der IWF hat also mit seiner Politik die Rohstoffpreise, die in Dollars berechnet werden, nach unten getrieben. Das war auch so beabsichtigt, wird aber nie zugegeben. Der IWF ist eine Agentur, die sicherstellt, dass der Dollar den Weltmarkt beherrscht, er ist nicht eine Organisation, die den Entwicklungsländern hilft.
      Der wahre Leistungsausweis des IWF

      Leider ist nichts von alledem Übertreibung. Verteidiger des IWF behaupten, die «Marktliberalisierung» habe während der letzten 20 Jahre in den Entwicklungsländern zu einem grösseren Wirtschaftswachstum geführt. Das Gegenteil ist Realität. Gemäss einer Studie, die Joseph Stiglitz während seiner Zeit bei der Weltbank durchführte, fiel das Bruttoinlandprodukt in allen Ländern der früheren Sowjetunion zwischen 1989 und 1997 auf 30% bis 80% des Standes, der vor dem Zusammenbruch der staatlichen Kontrolle erreicht worden war - einzige Ausnahme war Polen.
      Schnelle Privatisierung in Russland ...

      Das Bruttoinlandprodukt Russlands betrug nur noch 60% vom Ergebnis von 1989. Es brach um 40% ein, und die Zahl der Arbeitslosen stieg von 2 Millionen auf 60 Millionen. Die schnelle Privatisierung ohne angemessene gesetzliche und institutionelle Absicherungen, wie eine Arbeitslosen- oder Krankenversicherung, führte zu einer sozialen Katastrophe - derjenigen in Kriegszeiten vergleichbar. Die Forderungen des IWF nach freiem Kapitalverkehr erlaubten es den neuen russischen Dollar-Oligarchen wie Beresovsky, Milliarden von Dollars zu plündern und auf geheime Bankkonten in Zypern oder Liechtenstein zu verschieben und Luxusvillen in Monte Carlo zu kaufen.1
      ... Wirken des IWF in Afrika

      Das Wirken des IWF in Afrika ist ebenso ungeheuerlich und zerstörerisch. In Zimbabwe verlangte der IWF von der Regierung, bestimmte staatliche Unternehmen zu privatisieren und die Subventionen für Lebensmittel, Bildung und Gesundheitsversorgung zu kürzen, um Hilfe vom IWF zu bekommen. Die Regierung erfüllte die meisten Forderungen, doch dann erhob der IWF den Vorwurf, sie unterstütze den Krieg in der Demokratischen Republik Kongo und verweigerte unter diesem Vorwand die Vergabe von Krediten an Zimbabwe. In Kenia hatte der IWF verlangt, dass bestimmte westlichen Interessen wohlgesonnene Personen in die Regierung Moi berufen werden. Später beschuldigte Washington diese Regierungen, «korrupt» zu sein, ein Vorwurf, der sich gut eignet, um die öffentliche Meinung im Westen blind zu machen gegenüber dem moralischen Zerrbild, das die Vorgänge unter der Schirmherrschaft des IWF abgeben.
      Tiefer in die Schulden

      Nimmt man die offiziellen Schuldenstatistiken der Weltbank, wird offensichtlich, dass das Spiel des IWF dazu dient, den Dollar zu stützen. Die erste Schuldenkrise in der dritten Welt brach 1982 aus. Der IWF griff ein, um das Schuldenproblem zu «stabilisieren». Seither sind die Auslandschulden der Entwicklungsländer exponentiell angestiegen. In Argentinien, dem früheren «Erfolgsland» des IWF, lagen die Auslandschulden 1990 bei 62 Milliarden Dollar. Im Jahr 2000 waren es 146 Milliarden Dollar. Brasiliens Auslandschulden sind im gleichen Zeitraum von 120 Milliarden Dollar auf 240 Milliarden Dollar gestiegen. Der Iran, durch US-Sanktionen vom IWF-System isoliert, ist eines der wenigen Entwicklungsländer, die es zustande gebracht haben, ihre Auslandschulden zu reduzieren.

      Die gesamten Dollarschulden aller Länder mit niedrigen und mittleren Einkommen stiegen von 1,4 Billionen 1990 auf 2,5 Billionen (2500000000000) Dollar im Jahr 2000; sie haben sich also nahezu verdoppelt. In den meisten Fällen wurden die unbezahlbaren Zinskosten lediglich dem Kapitalbetrag, der ausländischen Kreditgebern geschuldet wurde, hinzugefügt - natürlich mit Zinseszinsraten. Bei Zinseszinsen in Höhe von oftmals 10 bis 15% pro Jahr wachsen die Schulden exponentiell.
      Eine Schuldenpyramide

      Das Ergebnis ist eine Ponzi-Schuldenpyramide:2 Je mehr ein Land zahlt, desto mehr verschuldet es sich. Banker nennen das «Zinskapitalisierung». Es besteht kein Unterschied zu der Zwangslage eines armen verschuldeten Ladenbesitzers, der gezwungen ist, sich an einen Kredithai der Mafia zu wenden, um zu überleben, und der am Ende mehr und mehr Zinsen bezahlt, bis er bankrott ist und die Mafia seinen gesamten Besitz übernimmt. IWF und Banken wissen, dass nur ungefähr 80% der Schulden der dritten Welt überhaupt jemals zurückgezahlt werden können. Worauf es ihnen ankommt, ist lediglich die Fiktion der Legalität und die Möglichkeit, die Schulden als Hebel zu benutzen, um das Vermögen der Länder billig an sich zu reissen. Laut Weltbank wurden zwischen 1980 und 1986 von einer Gruppe von 109 Schuldnerländern an die ausländischen Kreditoren insgesamt 326 Milliarden Dollar allein an Zinsen gezahlt; die Rückzahlungen der eigentlichen Schuld beliefen sich auf weitere 322 Milliarden Dollar. So floss also als Schuldendienst ein Gesamtkapital von 648 Milliarden Dollar auf New Yorker Banken und anderer Kreditinstitute - und dies für eine ursprüngliche Kreditsumme von 430 Milliarden Dollar. Aber trotz dieser enormen Anstrengung schuldeten die 109 Schuldner den Banken 1986 noch immer eine Summe von 882 Milliarden Dollar. Die Gründe dafür sind der Pyramideneffekt von Zinseszins, Zinskapitalisierung und Volckers Zinspolitik der floatenden Zinsen.

      1990 zahlten die Entwicklungsländer ungefähr 150 Milliarden an Zinsen auf ihre Dollarschulden, dreimal mehr als das, was sie insgesamt an Hilfe erhielten. Dies gab dem Dollarkreditsystem mächtigen Auftrieb, welches Geld auf der Basis der Annahme verleiht, dass die gesamten 2,5 Billionen Schulden der dritten Welt zurückgezahlt werden. Der IWF lässt diesen Mythos weiter bestehen. Der besetzte Irak muss trotz seiner verheerenden Situation heute noch die Milliarden von Schulden aus der Hussein-Ära «anerkennen», viele davon gegenüber der ehemaligen Sowjetunion. Russland ist immer noch gezwungen, Milliarden von Schulden aus der sowjetischen Ära gegenüber westlichen Agenturen zu akzeptieren. Unter dem IWF-System sind Schulden heiliger als Menschenleben.3

      Der gemeine Trick aller vom IWF durchgeführten «Schuldenumstrukturierungen» ist folgender: Solange der Schuldner in der Lage ist, die Zinsen auf seine Schulden zu bezahlen, müssen die kreditgebenden Banken in New York, London oder wo auch immer ihre Kredite nicht als überfällig deklarieren. Auch wenn sie wissen, dass sie niemals zurückbezahlt werden, behandeln sie die Darlehen, als wären es gute Kredite, und nutzen sie als zusätzliche Sicherheit für weitere Kreditvergaben durch ihre Bank. Das Bankensystem der Dollarwelt ist zu einem überwiegenden Teil abgestützt durch die Pyramide der nichtbezahlbaren Schulden der dritten Welt - von Afrika bis Indonesien, von Argentinien bis Kroatien.
      Entwicklung rückwärts dank IWF

      Das Wirtschaftswachstum in den Entwicklungsländern hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten dramatisch verlangsamt - seit der IWF 1982 begonnen hat, die Schuldnerstaaten zu überwachen. Hier besteht ein direkter Zusammenhang. Wenn wir das Wachstum des Bruttoinlandproduktes pro Kopf zugrunde legen, wies Lateinamerika zwischen 1960 und 1980 ein Wachstum von 75% auf. In den folgenden 20 Jahren bis 2000 stieg das Bruttoinlandprodukt pro Kopf lediglich um 6%.

      In den subsaharischen Ländern Afrikas wuchs das Bruttoinlandprodukt pro Kopf in den zwei Jahrzehnten bis 1980 um 36%. In den nächsten beiden Jahrzehnten ging es um schwankende 15% zurück. Gemäss eigenen Angaben der Weltbank müssen ungefähr 300 Millionen Afrikaner - fast die Hälfte der Bevölkerung des Kontinents - mit weniger als 0,65 Euro pro Tag überleben. Die vom IWF diktierten Einschnitte in das System der nationalen Gesundheitsversorgung haben zu einem Anstieg der Kindersterblichkeit auf dem ganzen Kontinent geführt. Im Jahr 2002 machte Malawi eine Hungersnot durch. Dies fiel mit der Entscheidung des IWF vom April 2002 zusammen, Malawi mit dem Vorwurf der «Korruption» von Hilfsgeldern auszuschliessen. Der IWF hatte die Regierung Malawis angewiesen, die Getreidereserven des Landes zu verkaufen, um ein Darlehen der Nationalen Food Reserve Agency bei einer Bank von Südafrika zurückzuzahlen. Der IWF verlangte auch den Export von Mais, um die Schulden zu bedienen, und ignorierte dabei die sich entwickelnde Hungersnot. Der IWF leugnete scheinheilig, dass dieses Vorgehen bei der Hungersnot irgendeine Rolle gespielt habe.4

      Bei den arabischen Staaten, einschliesslich Algerien und Marokko, ging das Wachstum des Bruttoinlandprodukts pro Kopf zwischen 1960 und 1980 von plus 175% auf minus 2% in den folgenden zwei Jahrzehnten zurück, ein atemberaubender Zusammenbruch.

      Die einzige offensichtliche Ausnahme in dieser negativen Entwicklung bildet Ostasien, einschliesslich China. Hier war das Wachstum zwischen 1980 und 2000 höher. Dafür gibt der Einbezug von China den Ausschlag: Das Land erlebte einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 400% und umfasst 83% der regionalen Bevölkerung. China hat alle Geschäfte mit dem IWF unnachgiebig verweigert, es führt eine kontrollierte Staatswirtschaft bei voller Kontrolle über die eigene Währung - also kaum ein Modellstaat im Sinne des IWF.
      Fazit

      Globalisierung ist ein Begriff, der heute oft ungenau benutzt wird. Wenn wir den Begriff Globalisierung verwenden, um auf den Gesamtprozess des von IWF und WTO geführten Neokolonialismus unter dem Dollarsystem zu verweisen, dann ist dies ein beschreibender Begriff. Er beschreibt die Schaffung eines weltweiten Dollarimperiums, einer Pax Americana. Etablierte Kritiker des IWF-Systems, wie beispielsweise Joseph Stiglitz, der früher Berater von Clinton und Chefökonom der Weltbank war, formulieren präzise Vorwürfe gegen den IWF. Sie vermuten jedoch, dass es lediglich eine fehlgeleitete Politik ist, die die Probleme verursacht. Aber die Institution des IWF an sich, wie auch die Weltbank und die WTO, sind vorsätzlich entwickelt worden, um die Globalisierung des Dollarsystems - neben der militärischen Macht die zweite Säule der Pax Americana - voranzutreiben. Es ist keine fehlgeschlagene Politik, kein Ergebnis verwaltungstechnischer Fehler. Das ist der entscheidende Punkt, der verstanden werden muss: Der IWF besteht, um das Dollarsystem zu stützen.5

      1 Marc Weisbrot et al. Growth may be good for the poor but are IMF and World Bank Policies good for growth? Center for Economic Policies Research Washington, August 2000. In diesem Papier wird die Politik des IWF scharf kritisiert. Es dokumentiert das reale Sinken des Lebensstandards seit 1980 in Ländern, die Zielscheibe des IWF sind.

      2 Charles Ponzi versprach den Leuten in den 20er Jahren, er kenne einen Weg, wie sie ihr Vermögen in lediglich 90 Tagen verdoppeln könnten. Er erstellte dazu ein eigenes Schema in Pyramidenform. Für ihn funktionierte es eine gewisse Zeit, bis er schliesslich wegen Betrugs usw. ins Gefängnis musste.

      3 Weltbank. World Development Indicators 2002, Table 4.16, External Debt.

      4 Belege für die Auswirkungen der IWF-Forderungen an Afrika finden sich unter www.africanperspective.com und im dem Magazin African Business vom Januar 2003, im Artikel «Who Caused the Malawii Famine?» von Kwesi Owusu und Francis Ng`ambi.

      5 Eine nützliche, aber begrenzte Kritik der Politik des IWF findet sich im Buch von Joseph Stiglitz. Schatten der Globalisierung. Berlin 2002. (Englisch: Globalization and its Discontents. London 2002)

      «Als Teil des amerikanischen Systems muss ausserdem das weltweite Netz von Sonderorganisationen, allen voran die internationalen Finanzinstitutionen, betrachtet werden. Offiziell vertreten der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Weltbank globale Interessen und tragen weltweit Verantwortung. In Wirklichkeit werden sie jedoch von den USA dominiert, die sie mit der Konferenz von Bretton Woods im Jahre 1944 aus der Taufe hoben.»

      Zbigniew Brezinski. Die einzige Weltmacht. Amerikas Strategie der Vorherrschaft. Frankfurt am Main 1999. S. 49.
      Was ist der «Washington Consensus»?

      we. Die Politik, die der IWF einem Land abverlangt, wurde in einer Liste von Punkten beschrieben, die als «Washington Consensus» bezeichnet wird. Der Consensus, der nirgends als offizielles Dokument dieser Politik existiert, ist eine genaue Beschreibung der politischen Leitlinien des IWF und wird auch als solche verwendet. Er wurde 1989/1990 von John Williamson, einem Wirtschaftswissenschafter am Institut für Internationale Wirtschaftslehre in Washington entworfen. Er listete 10 zentrale Ziele der Politik auf und bezeichnete sie als «Washington Consensus». Diese umfassen «Disziplin» beim Staatshaushalt, das heisst die Beschneidung öffentlicher Ausgaben, selbst im Gesundheits- und Erziehungswesen; Liberalisierung der Finanzmärkte, selbst wenn die meisten Länder nicht in der Lage sind, die grossen Mengen ins Land fliessenden ausländischen Kapitals zu handhaben; das Zulassen «wettbewerbsfähiger» Wechselkurse, um ein schnelles Exportwachstum anzukurbeln; die Aufhebung von Schutzzöllen, was ausländischen Importen den Weg freimacht, wobei es sich oft um amerikanische Landwirtschaftsprodukte handelt, die die heimischen Reis- oder andere Nahrungsproduzenten in den Bankrott treiben; die Abschaffung von Barrieren für ausländische Direktinvestitionen; die Privatisierung staatlicher Unternehmen; die Deregulierung, auch bei den Gewerkschaften, um einen neuen Wettbewerb zuzulassen, der auch ausländische Firmen einbezieht, die weit mehr Mittel zur Verfügung haben; die Garantie von Eigentumsrechten, besonders für ausländische Betriebe und Banken.

      Der Consensus als politisches Paket stellt sicher, dass ein schwaches Entwicklungsland wie Indonesien oder Zimbabwe gezwungen ist, seine Wirtschaft auf allen Ebenen für die Übernahme seiner wertvollsten Ressourcen durch ausländische Kräfte zu öffnen. Der Consensus enthält technische Beschreibungen, die vernünftig klingen. In Wirklichkeit ist er die Vorlage für eine fremde multinationale Herrschaft, von einigen Kritikern Neo-Kolonialismus genannt. Einmal ihrer Verteidigung und ihres Schutzes beraubt, vermögen nur wenige Länder mit riesigen multinationalen Unternehmen oder Banken zu konkurrieren.

      Die IWF-Strategie wird ausserdem durch die US-Vorherrschaft in der Welthandelsorganisation (WTO) und bei der Weltbank unterstützt, was bedeutet, dass ein Entwicklungsland nur wenige Möglichkeiten hat, den Forderungen zu widerstehen. Um überhaupt ausländisches Kapital in seinen Wirtschaftskreislauf zu bekommen, benötigt ein Land zuerst die Zustimmung des IWF. Das bedeutet, mehr oder weniger mit dem einverstanden zu sein, was im Washington Consensus beschrieben wird. Der ehemalige Chefökonom der Weltbank, Joseph Stiglitz, erhebt den Vorwurf, dass viele Länder in Lateinamerika und Afrika «dem Diktat des `Washington Consensus` - Herabsetzung der Inflation und Haushaltsdefiziten, Handelsliberalisierungen, Privatisierung staatseigener Unternehmen gefolgt sind - aber sie warten noch immer auf die Entwicklung».

      Im Gegensatz dazu verfolgten viele lateinamerikanische und afrikanische Wirtschaften in den sechziger Jahren gegenteilige Strategien und erfreuten sich eines starken Wirtschaftswachstums. Aus naheliegenden Gründen sieht man beim IWF gewöhnlich über diesen Punkt hinweg. Trotz der zunehmenden Angriffe auf die Vorstellungen des Washington Consensus und seiner marktwirtschaftlichen Politik, wird diese Politik weiterverfolgt. Dies deswegen, weil es nicht um Wirtschaftswachstum geht, sondern um ökonomische Steuerung durch multinationale Banken und Firmen, die das Dollarsystem stützen.

      «Die erste Stufe ist die Privatisierung - die laut Stiglitz treffender `Korruptisierung` genannt werden kann. Anstatt dem Ausverkauf staatlicher Betriebe zu widersprechen, sagt er, verscherbeln nationale Führungspersönlichkeiten fröhlich Elektrizitäts- und Wasserwerke, wobei sie die Forderung der Weltbank nutzen, um lokale Kritiker zum Schweigen zu bringen. `Man konnte zusehen, wie ihre Augen gross wurden` bei der Aussicht auf die zehnprozentigen Provisionen, die allein dafür auf Schweizer Bankkonten gezahlt wurden, dass einfach der Verkaufspreis der nationalen Vermögenswerte um ein paar Milliarden gekürzt wurde.»

      «The Globaliser who came in from the cold»Interview mit Joe Stiglitz von Greg Palast. London Observer vom 10. Oktober 2001


      «Die sich stetig weitende Kluft zwischen den Besitzenden und den Habenichtsen hat eine wachsende Zahl von Menschen in der dritten Welt, die mit weniger als einem Dollar pro Tag auskommen müssen, in bittere Armut gestürzt. Trotz wiederholter Versprechen in den neunziger Jahren, die weltweite Armut zu verringern, hat die Zahl der Menschen, die in Armut leben, tatsächlich um 100 Millionen zugenommen. Im gleichen Zeitraum ist das gesamte Welteinkommen im Schnitt um 2,5 Prozent jährlich gestiegen.»

      Stiglitz, Joseph, Die Schatten der Gloabalisierung. Berlin 2002. ISBN 3-88680-753-3. S. 20

      «Die moderne High-Tech-Kriegführung ist darauf ausgerichtet, physischen Kontakt zum Feind zu vermeiden: Wenn man Bomben aus einer Höhe von 10000 Metern abwirft, Ðspürtð man nicht, was man tut. Bei der modernen Wirtschaftssteuerung verhält es sich ganz ähnlich: Von einem Luxushotel aus kann man gefühllos Konditionen auferlegen, über die man zweimal nachdächte, würde man die Menschen kennen, deren Leben man zerstört.»

      Stiglitz, Joseph, Die Schatten der Gloabalisierung. Berlin 2002. ISBN 3-88680-753-3. S. 38

      http://www.zeit-fragen.ch/ARCHIV/ZF_111a/T01.HTM


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