Scope Analysis
Bonitätsrisiken nicht immer eingepreist
Zertifikate beinhalten ein Bonitätsrisiko, welches theoretisch im Kurs berücksichtigt wird. Dass Anleger jedoch nicht immer für das Ausfallrisiko entlohnt werden, zeigt eine Untersuchung der Scope Analysis.
Strukturierte Anlagezertifikate sind, im Gegensatz zu Investmentfonds, kein Sondervermögen sondern eine Inhaberschuldverschreibung. Insofern gehen Anleger auch ein Bonitätsrisiko ein: Fällt der Emittent aus, so wird auch das Zertifikat, wie im Falle Lehman, nicht ausgezahlt. Daher können Anleger für dieses Risiko eine Risikoprämie erwarten, die umso höher ausfällt je höher das Ausfallrisiko eines Zertifikate-Emittenten ist.
Dass dies in der Realität nicht immer so ist, zeigt eine aktuelle Untersuchung der Scope Analysis. Dabei wurden stichprobenartig Emittenten mit hohen und Emittenten mit niedrigen CDS verglichen. Die Royal Bank of Scotland etwa wies zum Zeitpunkt der Untersuchung einen hohen CDS von rund 320 Basispunkten auf. Beim Vergleich über identische Zertifikate (Discounter) mit der Deutschen Bank (CDS: 186,6) zeigte sich tatsächlich, dass bei der gezogenen Stichprobe die Zertifikate der RBS tatsächlich niedrigere Preise aufweisen und somit eine höhere Rendite bringen. Die Renditeunterschiede lagen bei bis zu 1,3%.
Der Emittent Morgan Stanley weist mit rund 435 Basispunkten einen noch höheren CDS-Wert auf. Beim Vergleich identischer Produktstrukturen würde man nun bessere Konditionen für den Anleger erwarten. Das Gegenteil ist jedoch der Fall: Die Produkte dieses Emittenten weisen die höchsten Preise und somit die niedrigsten Renditen auf.
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Fazit: Bei der Royal Bank of Scotland erhalten Anleger tatsächlich einen Renditeaufschlag gegenüber Produkten anderer Emittenten. Morgan Stanley zeigt jedoch, dass dies keine Regel ist. Anleger müssen also genau hinschauen, wenn es um die Bonität des Emittenten geht. Nicht immer werden sie für das Zusatzrisiko entlohnt.