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Spannung zwischen Argentinien und Spanien vor YPF-Verstaatlichung
BUENOS AIRES/MADRID (dpa-AFX) - Die angekündigte Verstaatlichung der argentinischen Repsol-Tochter YPF hat die Beziehungen zwischen Buenos Aires und Madrid extrem gespannt. Argentiniens Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner hatte die Enteignung des größten Erdöl- Unternehmens des Landes mit fehlenden Investitionen des spanischen Mehrheitseigners begründet. Ein entsprechender Gesetzentwurf zur Verstaatlichung wurde dem Kongress vorgelegt und soll in einer Woche verabschiedet werden. Die Regierung hat die Mehrheit in beiden Parlamentskammern.
Der spanische Industrieminister José Manuel Soria bezeichnete das argentinische Vorgehen am Dienstag als 'eine eindeutig feindselige Geste'. Spanien werde in den nächsten Tagen Gegenmaßnahmen auf diplomatischer Ebene sowie im Handels-, Industrie- und Energie-Bereich ergreifen. Außenminister José Manuel García Margallo hatte bereits am Vorabend harte Gegenmaßnahmen angekündigt.
Die Gesetzesvorlage sieht die Verstaatlichung von 51 Prozent der Aktien von YPF vor. Der spanische Erdöl-Konzern Repsol als bisheriger Mehrheitseigner würde so die Kontrolle über YPF verlieren. Entgegen ersten Berichten wird die argentinische Unternehmerfamilie Eskenazi ihren Anteil von 25,5 Prozent behalten dürfen. Auch die restlichen Aktien, die sich mehrheitlich in Händen von US-Investmentfonds befinden, sollen nicht enteignet werden.
Repsol-Präsident Antonio Brufau bezifferte am Dienstag vor der Presse in Madrid den Wert des Anteils des spanischen Konzerns an YPF auf 10,5 Milliarden Dollar. Repsol werde ein internationales Schiedsgericht anrufen. Brufau nannte eine Verstaatlichung von YPF 'total unrechtmäßig und ungerechtfertigt'. Er beschuldigte die Regierung in Buenos Aires, sie habe gegen Repsol eine aggressive Kampagne mit dem Ziel geführt, die Repsol-Anteile an YPF zum Spottpreis zu kaufen.
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Der Preis der Repsol-Aktien wird ein zentraler Punkt des Konflikts darstellen, wenn die Enteignung durchgeführt wird. Der Marktwert von YPF war an der New Yorker Börse am Montag auf 7,7 Milliarden Dollar gefallen, nach Angaben der Zeitung 'Clarín'. Im Januar sei er noch doppelt so hoch gewesen.
Die argentinische Regierung bezichtigt Repsol, die hohen Gewinne in Argentinien als Dividende verteilt zu haben, mit nur geringen Investitionen im Land. YPF ist die wichtigste Einkommensquelle für den spanischen Konzern.
Derweil begann Spaniens Regierungschef Mariano Rajoy eine Lateinamerika-Reise, um in dem Konflikt für Unterstützung zu werben. Rajoy will im mexikanischen Badeort Puerto Vallarta vor dem Weltwirtschaftsforum für Lateinamerika die wirtschaftlichen Interessen Spaniens auf dem Subkontinent verteidigen.
Auf dem Programm stehen auch Treffen mit den Präsidenten Mexikos, Felipe Calderón, und Guatemalas, Otto Pérez Molina. Calderón hatte die argentinische Präsidentin am Montag aufgerufen, ihre 'wenig verantwortungsvolle' Entscheidung zur Enteignung der Repsol-Tochter rückgängig zu machen. Mexikos staatlicher Erdölkonzern Pemex hält einen Minderheitsanteil von 9,4 Prozent an Repsol./pe/jg/DP/jha