GESAMT-ROUNDUP
Nervöse Märkte nach Wahlen in Griechenland und Frankreich
FRANKFURT/PARIS (dpa-AFX) - Die Wahlergebnisse in Griechenland und Frankreich haben die Anleger am Montag in Atem gehalten. Nachdem Euro und Aktienmärkte zunächst massiv unter Druck gerieten, beruhigte sich die Lage im weiteren Handelsverlauf. Als hohen Unsicherheitsfaktor nannten Analysten die problematische Regierungsbildung in Griechenland. Die Sorgen um einen möglichen Austritt Athens aus dem Euro sind wieder allgegenwärtig. Der Wahlausgang in Frankreich entsprach zwar insgesamt den Markterwartungen, doch Experten zweifeln am Reformwillen des neuen sozialistischen Präsidenten François Hollande. Insgesamt dürfte der Kampf gegen die Schuldenkrise schwieriger werden.
Besonders heftig reagierte der griechische Aktienmarkt auf das Wahlergebnis. Der Leitindex Athex Composite Share Price Index büßte 6,7 Prozent an Wert ein. Der FTSE/ASE 20, der die 20 größten börsennotierten Unternehmen des Landes enthält, brach um knapp acht Prozent ein. Am schlimmsten traf es die griechischen Finanzwerte, die prozentual zweistellige Kursverluste erlitten. So verloren Alpha Bank und EFG Eurobank jeweils mehr als 19 Prozent.
DAX FIEL ZEITWEISE AUF EIN 3-MONATS-TIEF
In Deutschland fiel der Dax zwischenzeitlich auf ein Dreimonatstief. Der Leitindex erholte sich allerdings später und fand zurück in die Gewinnzone. Bis zum Abend hatte er seine Verluste komplett wieder aufgeholt und lag zum Handelsschluss bei 6569,48 Punkten knapp im grünen Bereich. Kurz nach Börseneröffnung hatte der Dax noch mehr als 2,3 Prozent an Wert verloren.
Lesen Sie auch
Auch der EuroStoxx 50 drehte zurück ins Plus, nachdem er zuvor bis auf den tiefsten Stand seit Ende Dezember gefallen war. In Paris ging der französische Leitindex Cac 40 ebenfalls auf Berg- und Talfahrt. Nachdem es am Morgen noch 0,59 Prozent einbüßte, ging er mit mit einem Gewinn von 1,65 Prozent auf 3 214,22 Punkte aus dem Handel. Am New Yorker Aktienmarkt startete der Dow-Jones-Index am Montag leicht im Minus.
KURSVERLUSTE IN ASIEN
Die Börsen in Asien hatten ihre zuletzt schwache Entwicklung bis zum Handelsschluss fortgesetzt: Der MSCI Asia Apex 50, der die Aktienkurse der 50 größten Unternehmen Asiens exklusive Japan abbildet, büßte mehr als 2 Prozent ein. An der Börse in Hongkong verlor der Hang-Seng-Index mehr als 2 Prozent. In Tokio schloss der Leitindex Nikkei 225 nach einer zweitägigen Handelspause jedoch um 2,78 Prozent schwächer bei 9119,14 Punkten. Er sank damit auf den tiefsten Stand seit Mitte Februar.
Die Sorgen an den Aktienmärkten drehten sich vor allem um die ungewisse Lage nach dem Wahlausgang in Griechenland: Konservative und Sozialisten können in Athen weder alleine noch zusammen weiter regieren. Bisher hat sich auch noch keine weitere Partei bereiterklärt, eine neue Regierung zu ermöglichen. 'Im neuen griechischen Parlament gibt es keine Mehrheit mehr für den mit IWF und EU vereinbarten Konsolidierungskurs', sagte Commerzbank-Experte Christoph Weil.
EURO NUR ZEITWEISE UNTER DRUCK
Auch der Eurokurs geriet zwischenzeitlich stark unter Druck, setzte jedoch am Nachmittag zur Erholung an. Die Gemeinschaftswährung fiel im asiatischen Handel zeitweise bis auf 1,2962 US-Dollar, nachdem der Kurs am Freitag noch deutlich über der Marke von 1,31 Dollar notiert hatte. Am späten Montagnachmittag notierte der Euro wieder etwas fester und wurde mit 1,3039 Dollar gehandelt.
Die Investoren an den Anleihemärkten zeigten sich relativ unbeeindruckt. So legten die französischen Kurse sogar zu, die Rendite der zehnjährigen französischen Staatsanleihe fiel leicht. In Italien und Spanien sorgte die zunehmende Verunsicherung hingegen für steigende Risikoaufschläge bei den Anleihen, doch auch hier entspannte sich die Lage zuletzt wieder etwas. Besonders deutlich war die Reaktion jedoch am griechischen Anleihemarkt, wo die Rendite für Zehnjahrespapiere um fast zwei Prozentpunkte auf zeitweise über 22 Prozent stieg. Als sicherer Hafen waren derweil einmal mehr die deutschen Anleihen gefragt. Im richtungweisenden zehnjährigen Laufzeitbereich fiel die Rendite um 0,01 Prozentpunkte auf 1,571 Prozent.
EXPERTE: MERKEL UND HOLLANDE WERDEN GUT ZUSAMMENARBEITEN
Nach den Wahlen sieht Berenberg-Chefvolkswirt Holger Schmieding die Euro-Rettung vor neuen Hürden. 'Es ist eine prekäre Situation, die vor allen Dingen erfordert, dass Deutschland und Frankreich möglichst rasch auf eine gemeinsame Linie kommen und den Märkten signalisieren, dass sie die Lage in Europa unter Kontrolle halten werden - und zwar egal, wie es in Griechenland ausgehen wird', sagte Schmieding am Montag der Deutschen Presse-Agentur in Frankfurt.
Trotz der Misstöne im Vorfeld der französischen Präsidentschaftswahl rechnet Schmieding damit, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der Sozialist Hollande gut zusammenarbeiten werden. Anders als Deutschland plädiert Hollande für einen deutlich weniger harten Sparkurs in der Schuldenkrise und für Wachstumsprogramme.
Die Unsicherheit an den Märkten dürfte zunächst anhalten. Während sich in Griechenland noch keine handlungsfähige Regierung abzeichnet, geht in Frankreich der Wahlkampf weiter: Im Juni stehen dort Parlamentswahlen an./jsl/gl/la/ben/hbr/DP/jkr