GESAMT-ROUNDUP
Solarunternehmen profitieren von vorübergehender Minikonjunktur
FRANKFURT (dpa-AFX) - Eine kleine Sonderkonjunktur vor neuen Solar-Förderkürzungen hat Unternehmen wie Solarworld und SMA Solar zu einem positiven Jahrsauftakt verholfen. Der erbitterte Preiskampf in der Branche setzt sich jedoch fort, mit Blick auf den Sommer sind die Konzerne nicht mehr so optimistisch. Das Nachfragehoch dürfte also nur ein Strohfeuer gewesen sein. Mit Spannung wartet die Industrie zudem auf die Entscheidung des Bundesrats an diesem Freitag über die neuen Förderkürzungen. Aufgrund des Widerstands einiger Bundesländer bahnt sich ein vorläufiger Stopp der Pläne an.
Für das Bonner Photovoltaik-Unternehmen Solarworld brachten die angestrebten Kürzungen der Einspeisevergütung für Sonnenstrom im ersten Quartal Vorteile - auch wenn Konzernchef Frank Asbeck angesichts der künftigen Konsequenzen dieser Einschnitte wohl lieber darauf verzichtet hätte. Vor allem in Deutschland entschieden sich viele Investoren für Solar-Neuinstallationen, um noch in den Genuss der höheren Einspeisesätze zu kommen. Das operative Ergebnis stieg um 13 Prozent auf 31,5 Millionen Euro. Unter dem Strich ging der Gewinn zwar um gut 40 Prozent auf 7,2 Millionen Euro zurück - da aber viele Marktbeobachter mit einem Verlust gerechnet hatten, setzte sich die Solarworld-Aktie mit Abstand an die Spitze des TecDax .
AMBITIONIERTE ZIELE
Solarworld will unabhängiger sein von den politisch begründeten Schwankungen auf dem Heimatmarkt und künftig nur noch ein Viertel seiner Umsätze in Deutschland erzielen. Im Gesamtjahr will Konzernchef Asbeck wieder ein positives operatives Ergebnis schaffen, nach einem Verlust im vergangenen Jahr. Um die Kosten weiter zu senken, setzt Solarworld bei der Technik an: Bei gleichem Materialeinsatz soll die Leistung um jeweils mehr als zehn Prozent gesteigert werden. Asbeck selber nennt das Ziel 'ambitioniert'.
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Auch der Solartechnikhersteller SMA Solar konnte im ersten Quartal tüchtig zulegen. Das Unternehmen aus Niestetal bei Kassel profitierte ebenfalls von den Vorzieheffekten in den wichtigsten europäischen Ländern. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) verdreifachte sich auf 42,8 Millionen Euro, auch der Gewinn war mit 29,6 Millionen Euro fast dreimal so hoch wie vor einem Jahr. Die Börse zeigte sich zunächst positiv überrascht, dennoch drehte die Aktie im Verlauf des Tages ins Minus. Der Grund: Für die Zukunft ist Konzernchef Pascal Urbon weniger zuversichtlich. 'Die zweite Jahreshälfte sehen wir mit mehr Sorge', sagte er. Das Unternehmen hofft auf das Geschäft in Asien und Amerika. Ob damit die Rückgänge in Europa aufgefangen werden können, ist aber unklar. Die Kasseler gehen nicht davon aus, dass sie bei Umsatz und Profitabilität an das Vorjahr heranreichen können.
CENTROTHERM MIT ROTEN ZAHLEN
Wie es in den kommenden Monaten weitergehen könnte, davon gibt schon der auf die Solarindustrie spezialisierte Maschinenbauer Centrotherm einen Vorgeschmack: Das Unternehmen rutschte zum Jahresauftakt mit einem Verlust von 30,6 Millionen Euro noch tiefer in die roten Zahlen. Viele Photovoltaikunternehmen können sich derzeit keine Investitionen in neue Produktionsanlagen leisten. Eine Verbesserung der Lage ist somit nicht in Sicht./nmu/stb/kja