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    BEHAVIORAL FINANCE/ECONOMICS  2446  0 Kommentare Finanztransaktionssteuer – Strafe oder Segen?

    Kommt sie oder kommt sie nicht? Der neue französische Präsident Francois Hollande will die Finanztransaktionssteuer in jedem Fall. Und auch dank ihm hat die Steuer ihren moralischen Beigeschmack verloren. Denn er hat die Einführung einer solchen Abgabe in einem völlig anderen Licht präsentiert: Sie wird nicht länger als Strafe für sündige Banker propagiert. Stattdessen sollen damit neue Wachstumsmaßnahmen finanziert werden. Eine mit der Untersuchung der britischen Aktienmärkte beauftragte Kommission (Kay Review of UK Equity Markets and Long Term Decision Making) nimmt derweil den Kritikern, die befürchten, dass die Liquidität austrocknen und die Preisbildung an den Märkten behindert würde, den Wind aus den Segeln. In ihrem Zwischenbericht machte die Kommission deutlich, die Bedürfnisse von Kapitalanbietern und -nachfragern könnten möglicherweise sogar mit weniger Liquidität befriedigt werden.

    Mittlerweile halten sogar führende Ökonomen die Einführung einer solchen Steuer nicht mehr für die schlechteste Idee. Nobelpreisträger Paul Krugman zweifelt zwar an ihrem Nutzen, sieht aber die Chance auf eine bitter notwendige neue Einnahmequelle für die Staaten und ist letztlich überzeugt, die Steuer werde zumindest keinen Schaden anrichten.

    Womöglich hat die Finanzmarkttransaktionssteuer einen Zusatznutzen, an den anfänglich kaum jemand gedacht hat. Ich denke dabei an ihren Einfluss auf den Investor-Aktivismus. In jüngster Vergangenheit ist nämlich zu beobachten, dass sich Aktionäre engagierter gegen die Geschäftspraktiken einiger börsennotierter Unternehmen stemmen, man spricht schon vom „Shareholder Spring“ in Anlehnung an den „Arabischen Frühling“. Bis jetzt haben Anteilseigner, die nicht dem Management des Unternehmens einverstanden waren, einfach ihre Aktien verkauft und Dividendentitel vermeintlich „besserer“ Unternehmen gekauft. Mittlerweile haben aber viele erkannt, dass das Alternativ-Unternehmen vermutlich genauso schlecht gemanagt wird und stimmen daher nicht länger mit den Füßen sondern mit den Händen ab. Die Hauptversammlung wurde schon für manchen unglückseligen Manager in letzter Zeit zum Spießrutenlauf.  Eine Börsensteuer wird die Kosten, von einer auf die andere Aktie umzuschwenken, teurer machen, so dass Aktivismus auf der Hauptversammlung für Anleger am Ende gar der günstigste Weg sein könnte, um etwas für die eigene Investmentperformance zu tun. Mit der Zeit könnte diese Praktik gar zur Norm werden. Mit der neuen Steuer würden dann zwar nicht Einnahmen im erhofften Umfang erzielt, aber eine tiefgreifende Veränderung wäre trotzdem erreicht. Die Steuer wäre keine Strafe für Banken und Anleger. Im Gegenteil: Anteilseigner wären dann nicht mehr nur Zuschauer, sondern würden wirklich „Anteil“ an den Finanzmärkten nehmen.

     

    Auto: Herman Brodie, aus dem Englischen übersetzt von Christin Stock

     




    Christin Stock
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    Christin Stock, Analystin und Bloggerin.
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    Weitere Informationen zur Autorin und der Behavioral Finance: www.blognition.de.
    Verfasst von 2Christin Stock
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