DAX
Nervöse Charttechnik, aber mit Möglichkeiten
Der Mai hat seinem schlechten Ruf alle Ehre gemacht. So musste der DAX auf aktueller Basis über 6% im Verlauf des Monats abgeben. Damit ist der jetzige Mai der schwächste Börsenmonat seit August 2011. Dieser war allerdings mit seinen über 20% Verlust schon eine Besonderheit. Klammert man diesen aus und setzt auf halbwegs normale Tendenzen, so muss man bis zum Januar 2010 zurückgehen, um eine ähnlich negative Wertentwicklung zu finden.
Damit trifft das Sprichwort „Sell in may and go away“ wieder einmal ins Schwarze. Allerdings: Selbst, wenn man den sprichwörtlich abergläubischen Börsianern unterstellt, diese Binsenweisheit wieder einmal über Gebühr beherzigt zu haben, so muss man auch feststellen, dass das aktuelle Umfeld erneut dafür sorgte, dass kein Optimismus aufkommen konnte.
Die Liste der Risiken und Verunsicherungen ist prägnant: Schuldenkrise, Angst vor Euro-Bonds (besonders in Deutschland), weitere Unruhen im Nahen Osten und letztlich auch eine erlahmende Konjunktur in Amerika und China. Das bringt eine Gemengelage, in der sich Börsen oder Einzelwerte nur schwer behaupten können.
Entsprechend angeschlagen präsentierte sich auch der DAX in den letzten Wochen. Was allerdings auch nur eine Fortsetzung der seit Ende März laufenden Korrektur war. Die Frage ist, ob das jetzt erreichte Niveau nur Zwischenstation auf dem weiteren Weg nach unten ist oder ob hier an einer Trendwende gearbeitet werden kann.
Natürlich muss man bei solchen Einschätzungen immer auch das fundamentale Umfeld, in diesem Fall vor allem das politische Umfeld, im Auge behalten. Am 17. Juni wählen die Griechen ihr nächstes Parlament. Und der Wahlausgang wird wahrscheinlich darüber entscheiden, ob es zu einem Austritt aus der Euro-Zone kommt oder nicht. Bis also die Wahllokale geschlossen haben, wird sich an den Börsen nicht viel bewegen, auch wenn die generelle Volatilität hoch bleiben dürfte.
Aus meiner Sicht bedeutet dies für den DAX: Er ist derzeit eingeklemmt zwischen seiner 50-Tage-Linie und der 200-Tage-Linie. Wobei Letztere bei rund 6.200 Punkten noch eine solide Unterstützung bildet. Solide vor allem deshalb, weil sie durch einige technische Indikatoren unterfüttert wird. So der Relative Stärke Index RSI, der zuletzt schon im überverkauften Bereich lag. In der Zwischenzeit gab es aufgrund leichter Erholungstendenzen im Index zwar auch beim RSI eine Entspannung, aber von Signifikanz kann noch nicht die Rede sein.
Positiv für eine Orientierung in Richtung 6.650 Punkte und damit in Richtung der 50-Tage-Linie stimmt der aktuelle MACD. Denn hier wurde durch das Schneiden von Signallinie und MACD eine erste Bestätigung der Kurserholung gegeben. Aber wie gesagt: Technik ist das eine, die politischen und makroökonomischen Turbulenzen sind das andere.
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Carsten Müller
Herausgeber „alphabriefe“
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