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    BEHAVIORAL FINANCE/ECONOMICS  1737  0 Kommentare Traust du deinem Gold-ETF?

    Nicht die Schlange war schuld: Die bloße Tatsache, dass der liebe Gott den Baum der Erkenntnis ins Paradies pflanzte, hat das Schicksal von Adam und Eva eigentlich schon besiegelt. Anreize haben eine große Macht. Heute sind es weniger Schlangen und Äpfel, die den Menschen in Versuchung führen, sondern oftmals finanzielle Verlockungen. Dabei ist das nicht immer nur negativ: Anreize bewegen  Menschen etwa dazu, unternehmerische Wagnisse einzugehen. Ihr hässliches Gesicht zeigen diese Anreize jedoch häufig in der Finanzindustrie: Die Bonuskultur der Bankmitarbeiter ist vielen schon seit Jahren ein Dorn im Auge, denn saftige Boni verleiten Bankmitarbeiter immer wieder dazu, ihre finanziellen Interessen über die Interessen ihres Unternehmens oder die der gesamten Gesellschaft zu stellen. Auch die Rating-Agenturen sind in den Sog dieser Anreize geraten, schließlich wurden die Agenturen von den Banken und Unternehmen bezahlt, für die sie die Bewertungen erstellen sollten. Brandaktuell: Die Händler einiger Banken, etwa von Barclays, fühlten sich verführt, den LIBOR-Referenzzinssatz in ihrem Sinne zu manipulieren – Geschäfte im Wert von Billionen von Dollars sind davon betroffen. Es ist also in unser aller Interesse, diese finanziellen Anreize unter die Lupe zu nehmen und womöglich in Frage zu stellen. Vor allem, wenn es wenige Mechanismen gibt, die der Verlockung Einhalt gebieten können.

     

    Gedankenspiel: Gold-ETF

    Man nehme etwa Gold-ETFs oder physisch besicherte Gold-Zertifikate: Die Gold-Fonds, die mit physischem Gold besichert sein sollen, erfreuten sich in den vergangenen Krisenjahren größter Beliebtheit als sicherer Hafen und Inflationsschutz. So groß war der Boom, dass sich viele Käufer gar nicht so recht Gedanken machten und prüften, was sie da kauften. Denn sie halten am Ende der Transaktion das Gold ja nicht in den Händen – stattdessen vertrauen sie lediglich darauf, dass die Fondsgesellschaft oder der Zertifikate-Emittent irgendwo das Gold verwahren lässt, für das der Anleger gezahlt hat. Genauso wenig, wie die Bundesbank nach Fort Knox spazieren kann, um nachzuprüfen, ob ihr Gold noch dort liegt, kann der Anleger nicht den Keller des Treuhänders der Fondsgesellschaft inspizieren. Nur ein Gedankenspiel: Die Fondsgesellschaft erhält den Kaufauftrag eines Anlegers. Doch statt sogleich physisch Gold zu kaufen, wartet der Verantwortliche eine Zeit lang ab, um das Metall zu einem besseren Preis zu erwerben und damit einen kleinen Profit zu erzielen. Das funktioniert, solange sich der Markt entwickelt wie gewünscht. Der Treuhänder (eine Bank), hat wenig Veranlassung einzuschreiten. Er würde sonst am Ast sägen, auf dem er sitzt – schließlich wird er von der ETF-Fondsgesellschaft bezahlt. Das bedeutet nicht,  dass überall soviel wie möglich belogen, betrogen und manipuliert wird – aber der Anreiz ist da, seinen eigenen finanziellen Interessen zu folgen.

     

    Erkenntnis kommt oft zu spät

    Der Baum der Erkenntnis gehört eingezäunt: Wenn die finanziellen Anreize so machtvoll sind, dann gehört die Macht im Falle der Gold-ETFs in die Hände der Anleger: Sie sollten die Verwahrer des Goldes direkt bezahlen, um so die Motivation, die ordnungsgemäße Abwicklung zu kontrollieren, sicherzustellen. Man muss sich genau anschauen, wie diese Anreize wirken: Wer setzt sie und wer profitiert davon? Unglücklicherweise kommt diese Erkenntnis oft zu spät. Wie Warren Buffet zu sagen pflegt: Erst wenn die Ebbe kommt, wirst du sehen, wer nackt geschwommen ist.

    Autor: Steven Sredzienski, aus dem Englischen übertragen von Christin Stock

     

     




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    Christin Stock, Analystin und Bloggerin.
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    Weitere Informationen zur Autorin und der Behavioral Finance: www.blognition.de.
    Verfasst von 2Christin Stock
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