checkAd

    Fiscal Cliff  2240  0 Kommentare Nichts für schwache Nerven

    Die Entscheidung ist gefallen. Entgegen den Prognosen, die ein Kopf-an-Kopf-Rennen vorhergesagt haben, endete die US-Präsidentschaftswahl mit einem relativ klaren Sieg für Barack Obama. In 7 der 10 sogenannten Swing-States konnte der Amtsinhaber das Duell für sich entscheiden.

    Die Mehrheit der US-Wähler hat der bisherigen Administration also erneut das Vertrauen geschenkt. Die Aktienmärkte reagierten etwas enttäuscht. An der Wall Street hätte man anscheinend lieber den republikanischen Herausforderer Mitt Romney im Weißen Haus gesehen. Nur der Goldpreis schlug deutlich nach oben aus, da mit einer weiteren Lockerung der US-Geldpolitik (Quantitativ Easing) gerechnet wird.

    Mittlerweile herrscht an den Finanzmärkten eine seltsame Ruhe, die sich als Ruhe vor dem Sturm erweisen könnte. Denn viel Zeit, den Sieg auszukosten, wird Barack Obama nicht haben. Dem alten und neuen Präsidenten bleiben nur wenige Wochen, um ein Desaster für die Wirtschaft in Gestalt des viel zitierten „Fiscal Cliff“ zu verhindern. So nennen Ökonomen den Mix aus Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen, der automatisch zu Beginn des kommenden Jahres greifen würde, sofern sich die beiden politischen Parteien nicht vorher noch auf entsprechende Budgetanpassungen einigen.

    Wenn nicht, könnte das die größte Volkswirtschaft der Welt und damit auch die globale Konjunktur in die schlimmste Krise seit der Rezession vor vier Jahren stürzen. Das konjunkturwirksame Volumen des Fiscal Cliff wird von offiziellen Stellen auf rund 600 Milliarden Dollar beziffert. Diese Summe, knapp vier Prozent des US-Bruttoinlandprodukts, würde der US-Wirtschaft im kommenden Jahr zumindest theoretisch verloren gehen. Oder mit anderen Worten: Der ohnehin angeschlagenen US-Konjunktur droht der endgültige Absturz in die Rezession.

    Aber noch ist es nicht soweit. Zwar ist die ideologische Kluft, die Demokraten und Republikaner trennt, gewaltig, und der diesjährige Wahlkampf hat die beiden Lager anscheinend noch weiter voneinander entfernt. Doch allein der Ernst der Lage dürfte die beiden Parteien an den Verhandlungstisch zwingen. So hat Obama bereits angekündigt entschiedene Schritte vorzunehmen, um dem Fiscal Cliff zuvor zukommen. Und auch auf republikanischer Seite haben sich wichtige Vertreter wie Senator Bob Corker zuversichtlich geäußert, dass man noch vor Jahresende zu einer Einigung kommen werde.

    Trotzdem: Die kommenden Wochen sind nichts für schwache Anlegernerven. In Washington stehen sich die gleichen Akteure gegenüber, die die USA mit ihrer Kompromisslosigkeit in Fragen des Staatshaushalts und der Schuldengrenze schon einmal an den Rand des Staatsbankrotts gebracht haben. Nun droht dieses Spiel erneut – oder wie es in einer Studie von Analysten der Citi zur US-Wahl heißt: Man erwarte eine Fortsetzung des Weges der Last-Minute-Herzinfarkt-Kompromisse.

     




    Dirk Heß
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen
    Dirk Heß schreibt regelmäßig zu aktuellen Markt- und Derivate-Themen. Als Co-Head EMEA Public Listed Products Sales & Distribution bei Citigroup Global Markets Europe besitzt er langjährige Expertise in allen Fragen rund um Börse und Investments. In seinem regelmäßigen Kommentar gibt Dirk Heß fundiertes Fachwissen weiter.
    Mehr anzeigen



    Broker-Tipp*

    Über Smartbroker, ein Partnerunternehmen der wallstreet:online AG, können Anleger ab null Euro pro Order Wertpapiere handeln: Aktien, Anleihen, 18.000 Fonds ohne Ausgabeaufschlag, ETFs, Zertifikate und Optionsscheine. Beim Smartbroker fallen keine Depotgebühren an. Der Anmeldeprozess für ein Smartbroker-Depot dauert nur fünf Minuten.

    * Wir möchten unsere Leser ehrlich informieren und aufklären sowie zu mehr finanzieller Freiheit beitragen: Wenn Sie über unseren Smartbroker handeln oder auf einen Werbe-Link klicken, wird uns das vergütet.



    Verfasst von Dirk Heß
    Fiscal Cliff Nichts für schwache Nerven Die Entscheidung ist gefallen. Entgegen den Prognosen, die ein Kopf-an-Kopf-Rennen vorhergesagt haben, endete die US-Präsidentschaftswahl mit einem relativ klaren Sieg für Barack Obama. In 7 der 10 sogenannten Swing-States konnte der Amtsinhaber das Duell für sich entscheiden.