Steuern

Wohlhabende im Fadenkreuz

Die spinnen, die Gallier! Das meint zumindest Obelix-Darsteller Gérard Depardieu und sagt der „Grande Nation" Adieu. 85% Steuern wie im Jahr 2012 will der französische Filmstar nicht mehr zahlen, auch ängstigt ihn die neue Reichensteuer von 75%. Lieber lässt er sich von Wladimir Putin die russische Staatsbürgerschaft schenken und hofft auf den Traum-Steuersatz von 13%.

Auch wenn das unwürdige Schauspiel viele Beteiligte beschädigt: Wenn Wohlhabende um ihr Eigentum fürchten und ins Ausland flüchten, um sich dem gierigen Zugriff des Staates zu entziehen, stimmt etwas Grundsätzliches nicht. Das französische „Nationalheiligtum" Gérard Depardieu ist ein prominenter Fall, den allerdings viele Wohlhabende und Unternehmer als Vorbild für ihre Flucht nehmen könnten.

Frankreichs Präsident François Hollande scheint indes trotz dieser Ausweichreaktionen auf Konfrontationskurs zu bleiben. Hierzulande werden einige Parteien im Wahlkampf in dieselbe Kerbe hauen, darunter auch die SPD mit ihrem vermeintlichen „Wirtschaftsfachmann" Peer Steinbrück.

Der SPD-Kanzlerkandidat kalkuliert mit dem Zeitgeist, ist doch das Schimpfen auf die Reichen aktuell ähnlich beliebt wie Banken-Bashing. Die Deutschen gelten zwar generell als Meister der Neiddebatten. Gleichwohl ist das Herumhacken auf allem, was irgendwie der „Komplizenschaft" mit dem Kapitalmarkt verdächtigt wird, auch ein Kind unserer Zeit.

Gewiss ist die Polemik auch dem Wahlkampf geschuldet. Dennoch werden Vermögende nach der Bundestagswahl einige Giftpillen schlucken müssen, egal wer dann in Berlin regiert. Vor allem am Abgeltungsteuersatz lässt sich mit dem Argument der „sozialen Gerechtigkeit" vortrefflich schrauben. Eifern die Deutschen den Franzosen indes zu stark nach, begrüßt Wladimir Putin vielleicht schon bald auch wohlhabende Neubürger aus Deutschland.