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    Sechs Jahre zu spät?  2739  0 Kommentare
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    Goldproduzenten wollen endlich „tatsächliche“ Kosten melden

    Die Goldminenbranche hat in den letzten sechs Jahren immer schlechter abgeschnitten als der Goldpreis. Das soll sich jetzt ändern. Immer mehr Unternehmen planen, in Zukunft einen genaueren Einblick in ihre Kosten zu geben, um das Vertrauen der Anleger zurückzuerlangen.

    Barrick Gold (WKN 870450) und Goldcorp (WKN 890493), die beiden größten Goldproduzenten Kanadas, gehen bereits mit gutem Beispiel voran und meldeten bereits zum ersten Mal so genannte „All-In-Kosten“. Diese lagen im Durchschnitt der beiden Gesellschaften im vierten Quartal bei 941 USD pro Unze. Und damit im die Hälfte über den durchschnittlichen, so genannten Cashkosten von 626 USD pro Unze, die man noch in den drei Monaten zuvor angeführt hatte.

    Insbesondere die Gold-Majors versuchen Anleger in eine Branche zurückzuholen, die einen Wert von 300 Mrd. Dollar hat, nachdem eine Reihe von gigantischen Investitionen in im Endeffekt Verlust bringende Übernahmen und überteuerte Projekte die Investoren abgeschreckt hatte. Barrick & Co. versprechen nun, sich auf die Margen zu konzentrieren und die steigenden Produktionskosten in den Griff zu bekommen, statt auf Teufel komm raus die Produktion zu steigern.

    Analysten sind der Ansicht, dass sich die Goldproduzenten in den letzten 12 Jahren selbst ins Bein geschossen haben, indem sie immer mit der Bruttomarge statt mit der Netto- oder operativen Marge hantierten. Das Management und die Boards der Firmen seien ganz allein für die negative Stimmung und die Enttäuschung verantwortlich, heißt es.

    So ist der S&P/TSX Global Gold Sector Index von 2007 bis 2012 jedes Jahr dem Goldpreis mehr oder weniger deutlich hinterhergehinkt. Er fiel in diesem Zeitraum um fast 7%, während sich der Goldpreis mehr als verdoppelte.

    Der Goldpreis war in den letzten 12 Jahren jedes Jahr gestiegen, unter anderem auf Grund der Investmentnachfrage nach dem gelben Metall als Absicherung gegen die Inflation. Obwohl sie von dieser Rallye profitierten, gerieten die Margen der Goldproduzenten angesichts steigender Preise für Arbeitskraft, Equipment und Rohstoffe unter Druck.

    Die Goldfirmen hatten bislang in ihren Jahres- und Quartalszahlenveröffentlichungen immer so genannte Cashkosten angeführt, die auf einem in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts entwickelten Standard beruhen und Kosten wie Exploration und die Abraumbeseitigung außen vor lassen.

    Im dritten Quartal lagen die durchschnittlichen Cashkosten der zehn größten Goldproduzenten bei 694 USD pro Unze und damit um 49% über dem Niveau von zwei Jahren zuvor. Das zeigen Daten von Bloomberg. Der durchschnittliche Goldpreis stieg im gleichen Zeitraum um rund 35%. Der hohe Goldpreis führte dazu, dass die Gesellschaften so schnell wie möglich so große Projekte wie möglich bauen wollten – und zwar gleichzeitig, erläuterte J. Paul Rollinson, CEO bei Kinross Gold (WKN A0DM94) in einem Interview von Mitte Februar. Es entbrannte ein heftiger Konkurrenzkampf um Personal, Stahl, Reifen und Ersatzteile.

    Laut Daten von Bloomberg lag die Bruttomarge von Branchenprimus Barrick Gold, als Anteil am Umsatz, 2012 bei 47%, während die operative Marge lediglich 39% erreichte. Die Kosten des Goldgeschäfts seien höher als es auf den ersten Blick aussehe, erklärte Jamie Sokalsky, neuer CEO bei Barrick, bereits Ende Januar. Man müsse sich in Zukunft genau daran ausrichten, sagte er.

    Sokalsky hat diese Strategie der Konzentration auf die Kostenkontrolle seit Juni immer wieder betont, nachdem sein Vorgänger bei Barrick, Aaron Regent, angesichts der schwachen Kursperformance des Konzerns gefeuert wurde. Barrick musste unter anderem miterleben, wie die Kostenschätzung für seine Pascua-Lama-Mine von 3,6 Mrd. Dollar 2011 auf 8,5 Mrd. Dollar 2012 explodierte.

    Regent gehörte zu mindestens sechs Chefs nordamerikanischer Goldproduzenten, die im vergangenen Jahr entweder ihren Rückgang ankündigten oder vor die Tür gesetzt wurden. Kinross, das Rollinsons Vorgänger Tye Burt im August entließ, musste Abschreibungen in Höhe von mehr als 5,5 Mrd. Dollar auf seine Projekte in Mauretanien vornehmen. Die hatte man 2010 mit der Übernahme von Red Back Mining für rund 8 Mrd. CAD übernommen.

    Aber während die Goldproduzenten zum Schaden der Gewinnmargen die Jagd nach einer höheren Produktion fortsetzten, steckten die Anleger lieber Milliarden von Dollar in so genannte Gold-ETFs – börsengehandelte Fonds, die mit physischem Gold unterlegt sind. Seit Anfang 2007 hat sich der Goldbestand der ETFs Daten von Bloomberg zufolge auf 2.530 Tonnen vervierfacht.

    Doch auch dieser Boom könnte sich nun dem Ende nähern. Erst kürzlich wurde bei den ETF-Beständen der größte monatliche Abfluss seit 2008 gemeldet. Ob allerdings die Goldproduzenten von dieser Entwicklung profitieren werden, ist nicht sicher.

    Fondsmanager und Analysten glauben nicht, dass die Branche genug getan hat, um Gold-ETF-Besitzer zu überzeugen, jetzt ihr Geld in Goldminenaktien zu stecken. Man muss natürlich sagen, dass zwar die Goldbranche immer die Cashkosten betonte, alle anderen Kostenkomponenten in den Finanzberichten aber ebenfalls zu finden waren. Allerdings variierte von Unternehmen zu Unternehmen, welche Posten einbezogen wurden. Nun will der Sektor wieder, soweit das möglich ist, für Berechenbarkeit und Genauigkeit sorgen.

    Doch noch gibt es keine allgemeingültige Übereinstimmung, in Bezug auf die neuen „All-In-Kosten“. Der World Gold Council, eine Interessenvertretung der Branche, arbeitet beispielsweise daran, festzulegen, wie man den Umsatz aus der Beiproduktion, Zinskosten und Gewinne aus Absicherungen gegen die Energiekosten einbeziehen sollte.

    Die Goldproduzenten hoffen darüber hinaus, dass nicht nur die Anleger, sondern auch die Regierungen die neuen All-In-Kosten berücksichtigen werden, erklärte Gold Fields‘ (WKN 856777) CEO Nick Holland Anfang des Monats in einem Interview. Der gewaltige Anstieg des Goldpreises in den vergangenen zehn Jahren hatte in einigen Ländern dazu geführt, dass der Staat einen größeren Anteil an den Unternehmensgewinnen erlangen wollte.

    So hatte der Präsident der Dominikanischen Republik erst gestern erklärt, dass der Vertrag mit Barrick zur Entwicklung einer 4 Mrd. Dollar teuren Mine in der derzeitigen Form nicht akzeptabel sei und geändert werden müsse, damit das Land stärker profitiere. Aber auch Burkina Faso und sogar Australien haben ihre Steuern angepasst, um höhere Beträge abzuschöpfen.

    Nach Ansicht des CEO von Gold Fields könnte die neue Art der Kostendarstellung den Regierungen realistischer präsentieren, wie es um die Unternehmensgewinne bestellt sei. Es gebe nämlich keine „Super Profits“, an die die Staaten bislang offenbar glauben würden.


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