Anlagestrategie
Was soll man vorziehen: Aktien oder Rohstoffe?
Der Goldpreis – und auch die breiten Rohstoffindizes – sind in den letzten Wochen fast auf das Niveau von Mitte April
zurückgefallen; der SMI hingegen bewegt sich nach wie vor auf sehr hohem Niveau. Sollte man mit dem Trend gehen und Aktien vorziehen oder haben Rohstoffe nach den
jüngsten Rückschlägen die besseren Chancen?
Rohstoffe zählen zu den Sachwerten, ihr Wert ergibt sich aus ihrem realen Nutzen und sie sollten einen Schutz gegenüber steigender Inflation aufweisen. Auch Aktien können in gewisser Weise als
Sachwerte bezeichnet werden, da Investoren einen echten Gegenwert für Anteilsscheine erhalten; sie werden zum Teilhaber der Gesellschaft. Aktien bieten zusätzlich eine Dividende, welche in der
aktuellen «Jagd nach Rendite»-Situation entscheidend ist. Rohstoffe dagegen erfordern umgekehrt Lagerkosten und können eventuell auch verderben. Zudem ist eine «faire» Bewertung der Preise
schwierig, da sie von Angebot und Nachfrage abhängen und weniger auf fundamentalen Daten basieren. Wie Rohstoffe haben auch Aktien in der Vergangenheit einen gewissen Schutz vor Inflation –
insbesondere bei moderat steigender Inflation – gewährleistet. Lässt sich, unabhängig von diesen Gemeinsamkeiten, bestimmen, wann Aktien gegenüber Rohstoffen vorzuziehen sind oder umgekehrt?
Einer der Indikatoren, welche einen Einfluss auf die Beurteilung der Attraktivität von Aktien gegenüber Rohstoffen haben, ist zum Beispiel die aktuelle Vorratsmenge, sowohl der Ölvorrat als auch
der Kupfervorrat: geringe Vorratsmengen sprechen für eine Verknappung der Rohstoffe und damit für einen Preisanstieg und sind somit positive Indikatoren für Rohstoffe. Die anderen Indikatoren
favorisieren umgekehrt Aktien: Hohe Rohstoffpreise (wie zum Beispiel der Ölpreis) sind eine Reflexion hoher Nachfrage nach Ressourcen und damit boomender
Wirtschaft, und tendenziell positiv für Aktien. Neben Rohstoffpreisen sind auch die Transportpreise wichtige Indikatoren: Hohe Transportkosten sprechen für eine hohe Kapazitätsauslastung und damit
boomende Wirtschaft; als Mass gilt der Baltic Dry Index, ein wichtiger Preisindex für das Verschiffen von Frachtgütern. Auch die Realrendite von Obligationen ist als Faktor entscheidend: Hohe oder
steigende Renditen signalisieren ein Wachstum der Wirtschaft und sollten den Aktienmarkt positiv beeinflussen. Zuletzt ist eine steigende Dividendenrendite ein Indiz für eine positive
Unternehmenssituation und hat somit einen positiven Einfluss auf die Nachfrage und damit auch den Aktienpreis.
Insgesamt hat eine optimierte Kombination dieser Faktoren seit 2001 gegenüber dem Referenzindex besser rentiert. Im aktuellen Umfeld – bereits seit November 2012 – werden Aktien favorisiert; dies
hat bis jetzt zu einer Mehrrendite von 2.4% geführt und eine Trendwende ist noch nicht erkennbar. (Gastbeitrag von Dr. Frank Härtel, Senior Analyst Asset Allocation bei der Bank Sarasin & Cie
AG)
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