Geld und Politik
Kommt eine neue Asienkrise?
Lange Zeit sah es so aus, als ob sich die Lage stark gewandelt hat. Früher waren die asiatischen Länder die wirtschaftlichen Krisenherde. Ende der 1990er-Jahre gab es die große Asienkrise. Die Schwellenländer wuchsen zwar schon damals stark, waren aber instabil. Doch die meisten Länder haben Lehren daraus gezogen. Mit Erfolg. Denn zu in den letzten Jahren gab es nicht wenige Investoren, die Asien als Zufluchtsort gesucht haben. Staats- und Unternehmensanleihen der Schwellenländer waren heiß begehrt. Kein Wunder. Im Gegensatz zu Europa und den USA gab es weiterhin Wachstum. Durch die Haushaltsdisziplin in den Jahren des Erfolgs haben die meisten Länder – die große Ausnahme in Asien ist Japan, das den höchsten Schuldenquotienten aller entwickelten Nationen hat – zudem im Vergleich geringe Verschuldungsquotienten. Einige Wirtschaftskommentatoren haben sich sogar schon dazu hinreißen lassen, von neuen Stabilitätsankern zu sprechen.
Doch plötzlich, fast wie aus dem Nichts, wird Asien erschüttert und die Welt zittert vor heftigen Marktverwerfungen in den Schwellenländern, aber auch im asiatischen Industrieland Japan. Vor allem da. Die letzten Tage haben am Devisenmarkt und am Aktienmarkt schon fast panische Reaktionen in Asien gezeigt. Der Nikkei hat schon mehr als 20 Prozent von seinem Hoch aus verloren. Der Yen schießt wieder gegenüber Dollar und Euro in die Höhe. Aber auch die Schwellenlandindizes dümpeln in der Nähe von Mehr-Monats-Tiefs herum, viele asiatische Währungen geraten in Wallung. Droht in Asien die nächste Krise?
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Um diese Frage beantworten zu können, muss man erst mal differenzieren. UND zwar zwischen Asien ex-Japan und Japan. In Asien ex-Japan ist es ein ganz anderes Problem als in Japan. Doch natürlich sind beide eng miteinander verwoben, sodass sich beide Problemfälle im schlimmsten Fall gegenseitig potenzieren können. In Asien außerhalb Japans waren schon seit geraumer Zeit warnende Töne zu hören. Aberwitzig viele Milliarden, wenn nicht gar Billionen, Dollar schnelles Geld von globalen Investoren sind, auch aufgrund der Liquiditätsflut der westlichen (und japanischen) Notenbanken, in die asiatischen Schwellenländer geflossen. Vor allem die oben genannten Gründe von stabilem Wachstum und solider Staatshaushalte haben das sogenannte „Hot Money“ angelockt. Dieser schnelle Zufluss von wahnwitzig viel Kapital kann jedoch schnell zu einem Problem für diese Länder werden.