ROUNDUP
Übernahmepoker um US-Mobilfunker Clearwire geht auf Zielgerade
BELLEVUE (dpa-AFX) - Der US-Satelliten-TV-Anbieter Dish droht im spektakulären Übernahmekampf auf dem US-Mobilfunkmarkt der großer Verlierer zu werden. Nach der Kapitulation im Übernahmekampf um den US-Telekomkonzern Sprint Nextel droht das Unternehmen nun auch im noch laufenden Rennen um die Sprint-Tochter Clearwire leer auszugehen. Dessen Gremien empfahlen ihren Aktionären am Donnerstagabend die Annahme eines erhöhten Angebots von Sprint. Zuvor galt die Empfehlung der Dish-Offerte.
Das neue Gebot der Muttergesellschaft Sprint, die Clearwire komplett schlucken will, liegt mit 5 US-Dollar je Aktie deutlich über dem Dish-Gebot von 4,40 Dollar. Die Clearwire-Anteilseigner sollen am 8. Juli über das weitere Schicksal ihres Unternehmens abstimmen, damit haben sie nun gut zwei Wochen mehr Bedenkzeit als ursprünglich geplant.
Dish-Chef Charlie Ergen hatte sich mit den Geboten für Sprint und für Clearwire weit aus dem Fenster gelehnt, um an Mobilfunkfrequenzen zu kommen und groß in die Mobiltelefonie einzusteigen. Bei Sprint hatte Ergen das Nachsehen gegen den drittgrößten japanischen Mobilfunker Softbank , der auf dem US-Markt Fuß fassen will. Nachdem Softbank sein Angebot auf 21,6 Milliarden Dollar aufstockte, wollte Dish sich ganz auf den Erwerb von Clearwire konzentrieren. Ein weiteres Hochschaukeln im Poker um den kleineren Anbieter ist nicht ausgeschlossen. Pikant: Dish hatte im vermeintlich vergeblichen Kampf um Sprint auch einen tieferen Blick in die Bücher werfen dürfen.
Wichtige Eigner wollen dem Hin und Her aber offenbar ein Ende setzen. Gewichtige Investoren teilten mit, ihre Anteile auf jeden Fall an Sprint abtreten zu wollen, selbst wenn das Angebot nicht die volle Unterstützung der Anleger erhält. Damit wird es für Ergen immer schwieriger, die angepeilten 25 Prozent der Aktien zu ergattern.
Lesen Sie auch
Profitieren kann von der Entwicklung auf dem US-Markt offenbar die Tochter der Deutschen Telekom. Zwar hatte Softbank-Chef Masayoshi Son für den Fall eines Scheiterns beim Kauf von Sprint auch ein Auge auf die Tochter der Bonner geworfen. Die Übernahmefantasie hielt an: Die Papiere von T-Mobile USA legten in New York am Donnerstag im Zuge des Bietergefechts um Clearwire rund 3 Prozent zu.
Sprint will mit der Komplettübernahme seiner 51-Prozent-Tochter Clearwire den Weg freimachen, um an deren Mobilfunklizenzen für schnelles Internet zu kommen. Im hart umkämpften und stark fragmentierten US-Markt sind diese Lizenzen besonders wichtig, um Kunden gewinnen zu können. Sprint ist nach Verizon Wireless und AT&T der drittgrößte Mobilfunker im Land. Clearwire braucht als kleinere Gesellschaft frisches Kapital. Das Angebot von Sprint würde das Unternehmen mit rund 14 Milliarden US-Dollar bewerten./men/he/jha/enl