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    ifo Konjunkturprognose 2013/2014  2652  0 Kommentare Gute Aussichten für deutsche Konjunktur

    Nach einem schwachen Winterhalbjahr wird sich die deutsche Konjunktur im Verlauf des Jahres 2013 voraussichtlich beleben. Darauf deutet das ifo Geschäftsklima hin, das sich in den vergangenen Monaten auf einem überdurchschnittlichen Niveau stabilisiert hat. Sofern die Eurokrise nicht erneut massiv eskaliert, sind auch die Perspektiven für das kommende Jahr günstig. Im Jahresdurchschnitt 2013 dürfte das reale Bruttoinlandsprodukt, bei einem Unsicherheitsintervall (2/3 Wahrscheinlichkeit) von 0,0 % bis 1,2 %, um 0,6 % zunehmen. Für 2014 ist ein Zuwachs um 1,9 % zu erwarten. Die Beschäftigungssituation dürfte sich aber nur moderat verbessern.
     
     
    Lage der Weltwirtschaft
     
    Seit dem vergangenen Herbst hat sich die Weltkonjunktur auf einem verhältnismäßig niedrigen Niveau stabilisiert. So verloren im Winterhalbjahr die Weltindustrieproduktion und der Welthandel kaum noch an Schwung, nachdem sich ihre Zuwachsraten in den zwei Jahren zuvor kontinuierlich verringert hatten. Maßgeblich für die Stabilisierung war vor allem die relativ robuste konjunkturelle Entwicklung in den USA, in Japan sowie in wichtigen aufstrebenden Volkswirtschaften, die die Vertiefung der Rezession im Euroraum ausglich. Im Sommerhalbjahr dürfte sich das globale Expansionstempo moderat beschleunigen. Darauf deuten der ifo World Economic Survey sowie zahlreiche weitere Früh- und Stimmungsindikatoren hin, die seit einigen Monaten wieder, wenn auch nur leicht, aufwärtsgerichtet sind.
     
     
    Annahmen und Risiken
     
    Der vorliegenden Prognose liegt die Annahme zugrunde, dass die strukturellen Anpassungen im Euroraum wie angekündigt fortgesetzt werden. Dies ist auch die wichtigste Voraussetzung dafür, dass es zu keinen neuerlichen Unruhen an den Finanzmärkten und daher keiner erneuten Eskalation der Eurokrise kommt. Dann dürfte sich das Vertrauen von Investoren, Konsumenten und Produzenten langsam weiter festigen. Dieses Basisszenario ist jedoch mit erheblichen Risiken behaftet. Von besonderer Bedeutung ist dabei die ultralockere Geldpolitik. Zwar haben die Eingriffe der Notenbanken vor allem in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften zur konjunkturellen Stabilisierung oder zur Vermeidung eines tieferen Einbruchs beigetragen. Es ist aber zu befürchten, dass die Ankündigung der EZB, notfalls unlimitiert an den Staatsanleihemärkten einzugreifen, zu Fehlanreizen bei den Regierungen der europäischen Krisenländer führt. Diese dürften nämlich, angesichts einer solchen „Rückendeckung“ durch die EZB, in die Versuchung geraten, die Reform- und Konsolidierungsanstrengungen zu reduzieren. Die jüngste Ankündigung der EU-Finanzminister, die vereinbarten Budgetziele für eine Reihe von Euroländern aufzuweichen, deutet bereits in diese Richtung.
     
     
    Ausblick für die Weltwirtschaft
     
    Zahlreiche Frühindikatoren deuten auf eine moderate Belebung der Weltkonjunktur im Sommerhalbjahr hin. Soweit sich das Basisszenario realisiert, dürfte die Weltwirtschaft im weiteren Prognosezeitraum zusätzlich an Fahrt gewinnen. Gleichwohl ist mit keiner kräftigen Beschleunigung zu rechnen. Denn die Restrukturierung der von der Krise betroffenen Mitgliedsländer des Euroraums sowie der notwendige Abbau der Verschuldung werden die Expansion in den meisten fortgeschrittenen Volkswirtschaften dämpfen. Alles in allem dürfte das Bruttoinlandsprodukt der Welt in diesem Jahr um 2,9 % und im nächsten Jahr um 3,7 % zunehmen. Der Welthandel wird im Jahr 2013 voraussichtlich um lediglich 2,6 % expandieren, ehe er im Jahr 2014 um 5,5 % zulegt.
     
     
    Ausblick für die Wirtschaft im Euroraum
     
    Nach dem deutlichen Rückgang im Winterhalbjahr wird die Wirtschaftsleistung des Euroraums im zweiten Quartal wohl wieder erkennbar zulegen. Maßgeblich dafür dürften aber witterungsbedingte Nachholeffekte in der Bauwirtschaft sein, die die konjunkturelle Grundtendenz überzeichnen. Für den weiteren Verlauf dieses Jahres ist daher nur mit marginal positiven Zuwachsraten zu rechnen. Aufgrund des niedrigen Ausgangsniveaus zu Jahresbeginn dürfte das Bruttoinlandsprodukt im Jahresdurchschnitt um 0,6 % abnehmen. Für das Jahr 2014 ist mit einem Zuwachs um 0,7 % zu rechnen.
     
    Dabei dürfte die Heterogenität zwischen den einzelnen Mitgliedsstaaten im Prognosezeitraum hoch bleiben. So wird die aggregierte Produktion in den Krisenländern außer Irland wohl weiter schrumpfen. Denn die Anpassungsprozesse bei der öffentlichen und privaten Verschuldung sowie beim sektoralen Mix dieser Volkswirtschaften sind noch lange nicht abgeschlossen. Zwar dürften die Schrumpfungsraten im Verlauf des kommenden Jahres etwas abnehmen. Strukturell besser aufgestellte Volkswirtschaften wie Deutschland und Österreich werden aber wohl stärker von der sich bessernden Weltkonjunktur und den günstigen Refinanzierungsbedingungen profitieren.
     
    Die schwache Konjunktur dürfte die Arbeitslosenquote, bei erheblichen regionalen Unterschieden, auf 12,4 % in diesem und 12,8 % im kommenden Jahr steigen lassen. Angesichts der hohen Unterbeschäftigung werden die Lohnzuwächse sehr moderat ausfallen, so dass sich die Inflation weiter abschwächt, und zwar auf 1,6 % in diesem Jahr und 1,5 % im kommenden Jahr.
     
     
    Lage der deutschen Wirtschaft
     
    In Deutschland ist die Wirtschaft schwach in das neue Jahr gestartet, im ersten Quartal 2013 stieg das reale Bruttoinlandsprodukt nur um 0,1 %. Zuvor war die gesamtwirtschaftliche Produktion sogar sehr kräftig, nämlich um 0,7 %, gesunken. Die Unsicherheiten über den Fortgang der Konjunktur hatten im Jahresendquartal 2012 die Nachfrage von heimischen Investoren und Verbrauchern erheblich gedämpft, zugleich waren die Exporte insbesondere in den Euroraum eingebrochen. Zur Stabilisierung im ersten Quartal 2013 hat fast ausschließlich der private Konsum beigetragen, während der Außenbeitrag kaum Impulse geliefert hat.
     
    Bei alledem ist die Beschäftigung leicht beschleunigt gestiegen. Nicht so deutlich wurde das Arbeitsvolumen (in Stunden) ausgeweitet, weil offenbar weniger Überstunden geleistet wurden. Da die Produktivität – bei steigenden Arbeitnehmerentgelten – gesunken ist, haben die Lohnstückkosten zuletzt merklich angezogen. Die Zahl der Arbeitslosen hat sich bei steigendem Arbeitsangebot der Tendenz nach weiter leicht erhöht.
     
     
    Ausblick für die deutsche Wirtschaft
     
    In den Frühjahrsmonaten hat die deutsche Konjunktur sehr deutlich Fahrt aufgenommen. Expansive Impulse kamen vor allem aus dem Verarbeitenden Gewerbe, getrieben von der lebhaften Exportnachfrage insbesondere aus China, Südostasien und den USA. Zudem wurden im Baugewerbe winterwetterbedingte Produktionsausfälle nachgeholt. Zwar ist es im Gefolge der jüngsten Hochwasserkatastrophe in Süd- und Ostdeutschland zu neuen Produktionseinbußen gekommen. Diese waren aber regional eng begrenzt und dürften vielfach schnell aufgeholt worden sein. Zudem dürften kaum größere Unternehmen von der Flut direkt betroffen gewesen sein.
     
    In der zweiten Jahreshälfte dürfte die Konjunktur im Vergleich zur Entwicklung im zweiten Quartal, die durch Nachholeffekte überzeichnet war, wieder eine langsamere Gangart einschlagen. Gegenzurechnen sind allerdings Impulse, die sich aus der Beseitigung von flutbedingten Schäden am Anlagevermögen ergeben. Allerdings werden wohl durch den Reparaturaufwand in einem nicht unbeträchtlichen Volumen ansonsten anderweitig getätigte Ausgaben verdrängt. In der vorliegenden Prognose wird die Annahme getroffen, dass bis Ende 2014 per saldo eine zusätzliche Nachfrage nach Konsum- und Investitionsgütern in Höhe von 6 Mrd. Euro angestoßen wird, wovon auf das laufende Jahr rund 3 Mrd. Euro entfallen.
     
    Alles in allem dürfte das reale Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2013 aufgrund des niedrigen Ausgangsniveaus zu Jahresbeginn im Jahresdurchschnitt nur um 0,6 % zunehmen. Im kommenden Jahr bleibt die konjunkturelle Grundtendenz voraussichtlich deutlich aufwärtsgerichtet. Denn die Rahmenbedingungen für die deutsche Wirtschaft sind weiterhin günstig. Vor allem die lockere Geldpolitik und das sehr reichliche Kapitalangebot führen zu historisch niedrigen Zinsen und sehr vorteilhaften Kreditkonditionen. Getragen wird der Aufschwung von der Binnenkonjunktur. Die Bau- und Ausrüstungsinvestitionen werden wohl kräftig zulegen können, der private Konsum dürfte sich im Tempo der stetig steigenden Realeinkommen um gut 1 % erhöhen. Insgesamt wird das reale Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2014 voraussichtlich um 1,9 % expandieren.
     
    Bei alledem dürfte sich die Erwerbstätigkeit im Jahresdurchschnitt 2013 um 250 000 Personen erhöhen. Im Jahr 2014 wird der Zuwachs voraussichtlich nur 100 000 Personen betragen. Zwar spricht die dann günstige Konjunktur für eine anziehende Arbeitsnachfrage. Die in den vergangenen Jahren deutlich gestiegenen Lohnkosten dürften dem jedoch entgegenwirken. Die Arbeitslosigkeit wird zunächst wohl weiter steigen, nicht zuletzt weil sich das Angebot an Arbeitskräften durch die Zuwanderung erhöht.
     
    Die Verbraucherpreise dürften in diesem Jahr um 1,6 % steigen und im kommenden Jahr um 1,8 %, da sich der heimische Preisauftrieb angesichts der guten Konjunktur etwas verstärkt. Das gesamtstaatliche Budget dürfte im Jahr 2013 ein leichtes Defizit in Höhe von rund 5 Mrd. Euro ausweisen. Im Jahr 2014 dürfte der Fehlbetrag auf etwa 3 Mrd. Euro zurückgehen. Auf Basis dieses nahezu ausgeglichenen Staatshaushalts würde für sich genommen die staatliche Bruttoschuldenquote von 81,9 % im Jahr 2012 auf rund 77 ½ % im Jahr 2014 sinken. Dies setzt jedoch voraus, dass es per saldo nicht zu einer erneuten Erhöhung des Schuldenstands infolge von zusätzlichen Maßnahmen zur Banken- oder Eurorettung kommt, z.B. im Zuge eines Schuldenschnitts für Griechenland. (Quelle: ifo Institut)
     

     




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