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    EUR/TRY  3116  0 Kommentare Türkei vor Zinserhöhung – Ende der Lira-Abwertung in Sicht

    In diesen Tagen komme ich in keinem Kommentar um den Namen Ben Bernanke herum, was wieder einmal zeigt, wie abhängig ausnahmslos alle Märkte derzeit von der internationalen Geldpolitik, allen voran der US-Notenbank sind. Seitdem Bernanke offen darüber spekuliert, den bislang unendlich scheinenden Geldregen in naher Zukunft doch etwas zu limitieren, rumort es auch in den Schwellenländern gewaltig. Eine restriktivere Geldpolitik in den USA macht den Dollar langfristig wieder attraktiv. Deshalb verkaufen die Investoren rund um den Globus in diesen Tagen verstärkt andere Währungen zu Gunsten des Greenbacks.

     

    Dies allein wäre nicht allzu dramatisch, würden die Währungsverluste nicht zu einem Vertrauensverlust bei den Anlegern führen, die nun beginnen, ihre kompletten Engagements aus den betroffenen Schwellenländern, sei es in Aktien oder Anleihen, abzuziehen. Diese Kettenreaktion sorgt für enorme Verschiebungen am Kapitalmarkt und bringt gerade Länder wie die Türkei, die aufgrund ihres hohen Leistungsbilanzdefizites auf ausländisches Kapital angewiesen sind, unter Druck.

    Deshalb hat es das Land am Bosporus in den vergangenen Wochen auch besonders hart getroffen. In der Spitze büßte die Türkische Lira seit Anfang Mai fast zehn Prozent gegenüber dem US-Dollar ein, das Minus zum Euro lag bei neun Prozent. Allerdings ist die Schuld im Fall Türkei nicht allein bei einer bevorstehenden Kursänderung der US-Notenbank zu suchen. Die politischen Unruhen, ausgelöst durch die unterschiedlichen Zukunftspläne von Politik und großen Teilen der Bevölkerung für den Istanbuler Gezi-Park, haben die Investoren zusätzlich verunsichert. Langfristig halte ich aber die politischen Risiken in der Türkei für beherrschbar, während es deshalb nun gilt, das Augenmerk darauf zu legen, wie das Land mit den sich verändernden Bedingungen an den Finanzmärkten zurecht kommt. Aber auch in diesem Punkt bin ich leicht positiv gestimmt und glaube, dass die Türken gute Voraussetzungen haben, langfristig den Investoren weiterhin attraktive Renditen bei vernünftigem, heißt bezahlbarem Risiko zu bieten.

    Zinserhöhung ist der absolut richtige Schritt

    Nicht gerade vertrauenserweckend mutet hier allerdings die Tatsache an, dass die türkische Finanzaufsicht in der vergangenen Woche damit begonnen hat, die Kapitalabflüsse aus dem Land genauer unter die Lupe zu nehmen. Die zwar offiziell als „Routine“ bezeichneten Untersuchungen haben einen faden Beigeschmack, wenn man bedenkt, dass der türkische Premier Erdogan hinter Zinsentwicklungen generell Verschwörungstheorien und eine mächtige „Zins-Lobby“ vermutet. Während der Muslime Erdogan eher gar keine Zinsen sehen möchte, denkt die Türkische Zentralbank aktuell über eine Erhöhung des aktuellen Leitzinses von 4,5 Prozent nach, um den Verfall der Lira zu stoppen. Bislang versuchte sie mit Interventionen am Devisenmarkt durch Dollar-Verkäufe den Druck von der Türkischen Währung zu nehmen. Seit dem 11. Juni verkaufte sie 6,4 Milliarden US-Dollar, was zwölf Prozent der heimischen Devisenreserven entsprach. Die verbleibenden lediglich 40 Milliarden US-Dollar machen deutlich, wie begrenzt die Möglichkeiten der Zentralbank in diesem Punkt sind. Deshalb ist eine Zinserhöhung zum jetzigen Zeitpunkt der absolut richtige Schritt.

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    Torsten Gellert
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    Torsten Gellert ist seit Januar 2015 Head of Germany/Austria bei CMC Markets. Schon von 2007 bis 2009 war er mitverantwortlich für die Geschäfte im deutschsprachigen Raum und etablierte in dieser Zeit CMC Markets als größten Anbieter von CFDs und Forex in Deutschland. Der studierte Diplom-Mathematiker startete seine berufliche Karriere 1997 bei der Allianz Versicherung. Nach zehn Jahren in der Versicherungsbranche wechselte er 2007 zu CMC Markets Deutschland in die Geschäftsleitung. 2010 zog es ihn in seine Heimatstadt zurück und er baute das Deutschland-Geschäft des internationalen Brokers FXCM auf.
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    Verfasst von 2Torsten Gellert
    EUR/TRY Türkei vor Zinserhöhung – Ende der Lira-Abwertung in Sicht In diesen Tagen komme ich in keinem Kommentar um den Namen Ben Bernanke herum, was wieder einmal zeigt, wie abhängig ausnahmslos alle Märkte derzeit von der internationalen Geldpolitik, allen voran der US-Notenbank sind. Seitdem Bernanke offen darüber spekuliert, den bislang unendlich scheinenden Geldregen in naher Zukunft doch etwas zu limitieren, rumort es auch in den Schwellenländern gewaltig. Eine restriktivere Geldpolitik in den USA macht den Dollar langfristig wieder attraktiv. Deshalb verkaufen die Investoren rund um den Globus in diesen Tagen verstärkt andere Währungen zu Gunsten des Greenbacks.

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