XAU/USD
Goldpreis langfristig gut abgesichert – US-Dollar bleibt Risikofaktor
Nach einem turbulenten ersten Halbjahr, was den Goldpreis angeht, hat sich die Lage in den vergangenen Wochen etwas beruhigt. Vom zwischenzeitlich erreichten Tief bei 1.180 US-Dollar für eine Feinunze Gold sind wir nun schon wieder gute zehn Prozent entfernt. Damit hat das Edelmetall zwar nur ein Fünftel seiner Verluste seit Jahresbeginn aufgeholt und liegt immer noch rund 24 Prozent im Minus, aber auf dem aktuellen Niveau scheint mir der Preis aus verschiedenen Gründen nach unten gut abgesichert. Das führt im Endeffekt zu der Einschätzung, dass erste Käufe mit einem längerfristigen Ausblick bei kurzfristigen Schwächeanfällen im Goldpreis durchaus Sinn machen.
Einen solchen Schwächeanfall erlitt der Goldpreis am vergangenen Freitag, als er nach durchweg guten Konjunkturdaten aus den USA und der Spekulation auf einen positiven Arbeitsmarktbericht im asiatischen Handel unter die Marke von 1.300 US-Dollar fiel. Aber dann kam es wie so oft an der Börse anders als man dachte, und statt erwarteter 185.000 wurden im Juli nur 162.000 neue Stellen außerhalb der Landwirtschaft geschaffen. Zusätzlich wurde der Juni leicht nach unten revidiert, was damit zu einem negativen Trend in den vergangenen vier Monaten führt. Setzt sich dieser in den nächsten Monaten fort, rückt der Zeitpunkt, zu dem die US-Notenbank beginnt, das Volumen ihrer 85 Milliarden US-Dollar schweren Anleihekäufe zurückzufahren, immer weiter in das kommende Jahr hinein. Den September, wie er von vielen Marktteilnehmern bereits in die Kurse hineininterpretiert wird, hielt ich schon immer für ausgeschlossen. Gelingt es der US-Wirtschaft nicht, bis zum Jahresende signifikant über 200.000 Arbeitsplätze pro Monat zu schaffen, wird sich in diesem Jahr an der geldpolitischen Front nichts mehr tun, zumindest gibt es keinen Kurswechsel in die restriktivere Richtung.
Inflation als Kurstreiber bleibt auf lange Sicht das Thema
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Länger geöffnete Geldschleusen bedeuten aber auch weiter steigende Geldmengen nicht nur in den USA, auch in Japan und der Eurozone wird noch sehr viel Liquidität in den Markt gepumpt werden. Die Theorie, steigende Geldmengen führten zwangsläufig zu Inflation, scheint zwar für die aktuellen Preisteuerungsraten in den großen Industrienationen außer Kraft gesetzt. Das bedeutet aber keinesfalls, dass dieser Effekt komplett ausfällt. Er ist nur auf den Moment verschoben, an dem die Konjunktur weltweit wieder Fahrt aufnimmt, was sich in steigenden Investitionen der Unternehmen widerspiegelt und zu einer erhöhten Nachfrage nach Rohstoffen und damit deren Preisen führt. Verbunden mit steigenden Löhnen führt dies zu Preissteigerungen für Güter aller Art, die auf dem aktuell schwachen Niveau der Weltwirtschaft nur schwer durchsetzbar wären. Dieser Zeitpunkt ist derzeit schwer vorauszusagen, allerdings sprechen die Wachstumsverlangsamung in China, der annähernde Totalausfall der Eurozone und die verloren gegangenen Belebungseffekte durch die Schwellenländer dafür, dass ich hier nicht mehr von 2014 sprechen möchte. Deshalb sehe ich auch keinen rapiden Anstieg des Goldpreises in den kommenden Wochen, der aus einer zunehmenden Inflationsangst gespeist wird.