Smart Investor Weekly SIW 38/2013
Wahlausgang und Aktien
Wir machen den Weg frei
Die Bundestagswahl ist gelaufen und der Wahlabend war kein bisschen spannender als der Wahlkampf. Bereits ab 18:00 Uhr stand das materielle Wahlergebnis fest. Die Union unter Kanzlerin Merkel war
die klare Siegerin und es zeigte sich einmal mehr, dass gerade in Phasen der Unsicherheit der Amtsinhaber einen nicht zu unterschätzenden Bonus hat. FDP und Grüne mussten gleichermaßen Federn
lassen, wobei es bei den ehedem Liberalen erstmalig nicht mehr für den Einzug in den Bundestag reichte. Wer Merkel-Politik ohne liberales Profil wollte, der wählte gleich die Union. Während die FDP
mit gewaltigen Vorschusslorbeeren in die vergangene Legislaturperiode gestartet war, wendeten sich nun etwa zwei von drei Wählern von der Partei ab. Zu sehr hing die FDP-Ministerriege an ihren
Regierungssesseln, als es – etwa bei der ESM-Abstimmung – darum gegangen wäre, Flagge für liberale Positionen zu zeigen. Einzig Frank Schäffler opponierte unermüdlich gegen den „alternativlosen“
Euro-Rettungssozialismus Merkelscher Prägung. Auch der Niedergang der Grünen war verdient. Schließlich wählt der Souverän mit den Abgeordneten sein politisches Personal und nicht seine
(Um-)Erziehungsberechtigten. Letztlich war es auch die Überheblichkeit eines Jürgen Trittin und die Selbstverständlichkeit mit der nach dem Geld anderer Leute greifen wollte, die die Grünen
Sympathien kosteten. Bis zum Schluss blieb er sich treu und das heißt halsstarrig. Die Gesellschaft sei einfach „noch nicht so weit“ gewesen, erklärte er bei seinem Rücktritt. Überhaupt verließen
ehemalige Spitzenpolitiker in Scharen ihre sinkenden Parteischiffe. Man möchte sich deren Reaktionen in einer Staatskrise lieber nicht vorstellen. Da säße „Mutti“ dann aufgrund ihrer
Pattex-Qualitäten bald alleine am Kabinettstisch. Den drolligsten Rücktritt lieferte FDP-Chef Philipp Rösler: „Jetzt muss man die Ärmel hochkrempeln“, appellierte er an die FDP-Mitglieder – und
ging. Überraschend stark war für den Mainstream die AfD, für deren Anhänger allerdings überraschend schwach. Den ganzen Wahlabend über blieben die Newcomer wie festgenagelt unter der magischen
5%-Hürde und verpassten damit denkbar knapp den Einzug ins Parlament.