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Große Koalition, kleiner Nettoertrag
Wer will mit Angela Merkel regieren? Noch ziert sich die SPD. Aber alle schwarz-grünen Gedankenspiele und linke Lockrufe können nicht davon ablenken, dass eine große Koalition das wahrscheinlichste Szenario ist, seit Angela Merkels Wunschpartner FDP aus dem Bundestag geflogen ist.
Auch für Aktionäre wäre eine Regierungsbeteiligung der Liberalen mit Blick auf die Wahlprogramme und die bisherigen schwarz-gelben Regierungszeiten das Optimum gewesen. Angstschweiß müssen sie wegen einer großen Koalition aber nicht bekommen. So fuhren Anleger während der ersten Unions-SPD-Regierung unter Kurt Georg Kiesinger von 1966 bis 1969 mit dem DAX-Vorgängerindex rund 75% Rendite ein. Die zweite große Koalition unter Angela Merkel in den Jahren 2005 bis 2009 brachte zwar nur geringe Zuwächse im DAX. Allerdings tobte seinerzeit an den Finanzmärkten die schlimmste Krise seit den dreißiger Jahren.
Gleichwohl sollten sich Aktionäre nicht zu früh freuen. Die Programme von CDU, CSU und SPD sind weit weniger anlegerfreundlich als das der FDP. Da der Zeitgeist zudem gegen die Kapitalmärkte ist, dürfte die Union der SPD in einem Koalitionsvertrag weit entgegenkommen. Eine Finanztransaktionssteuer würde wohl eingeführt, sobald auf europäischer Ebene eine Einigung gelänge.
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Leichter zu bewerkstelligen wäre indes eine Erhöhung der Abgeltungsteuer, die übrigens während der letzten großen Koalition in Kraft trat. Der aktuelle Satz von 25% dürfte, wie von uns bereits im März prognostiziert, nicht mehr lange Bestand haben. Setzt sich die SPD durch, würde Anlegern inklusive Solidaritätszuschlag und ggf. Kirchensteuer über ein Drittel abgeknapst. So oder so bleibt für uns ausgemacht, dass inländischen Aktionären netto weniger übrigbleiben wird, selbst wenn Bruttorenditen wie zu Kiesingers Zeiten erreicht werden sollten.