Börse und Geldpolitik
Die Superhelden sind zurück
Es war wohl leider nur ein kurzes Vergnügen! Eine Zeit lang dominierten nicht mehr die Ben Bernankes und Mario Draghis dieser Welt die Aktienmärkte. Für ein bis zwei Wochen waren doch tatsächlich mal wieder in erster Linie die Quartalszahlen der Unternehmen – und so sollte der Normalfall ja eigentlich immer aussehen! – maßgeblich für die Entwicklung der Aktienkurse. Doch das konnten die nur kurz aus dem Bild verschwundenen Dominatoren der Märkte wohl nicht lange auf sich sitzen lassen!
In dieser Woche haben sie sich wieder ins Rampenlicht gedrängt. Bei der Federal Open Market Committee (FOMC)-Aussage am Mittwoch hat die Fed bestätigt, dass das Quantitative Easing 3 genannte Gelddruckprogramm vorerst im vollen Umfang von 85 Milliarden Dollar weiter läuft.
Und alleine die Tatsache, dass die Fed nicht auf zusätzliche Wachstumsabschwächung durch den „Shutdown“ hingewiesen hat, hat einige Anleger verschreckt, da sie daraus abgeleitet haben, dass schon im Dezember das „Tapering“ beginnen könnte. Ist zwar leicht hysterisch diese Freistil-Ableitung, aber sie zeigt auch, dass für die Anleger wieder nur die Frage zählt: Druckt die Fed weiter oder nicht? Aber Anleger sollten sich da keine Sorgen machen. Die Fed wird weiter drucken und drucken und drucken. Sie kann gar nicht anders. Die Notenbank steckt in einem echten Dilemma.
Der Mai hat gezeigt, was passiert, wenn der Markt tatsächlich davon ausgeht, dass QE3 runtergefahren wird. Die Anleihenkurse purzeln und damit schießen die Renditen der Bonds in die Höhe.
Doch das wäre für das am Rande der Überschuldung taumelnden Wirtschaftsriesen USA fatal! Die Zinslast würde massiv ansteigen. Daher kann man einigermaßen beruhigt davon ausgehen, dass die Fed so lange weiter macht – bis sie den Stein der Weisen gefunden hat. Wenn es den überhaupt gibt. Damit dürfte eine der wichtigsten Triebfedern der Kursgewinne auch im kommenden Jahr aktuell bleiben.
Und am gestrigen Donnerstag hat sich die Europäische Zentralbank auch wieder mit aller Macht ins Rampenlicht zurück katapultiert. Inflationsdaten aus der Eurozone – die Preise sind im Oktober nur noch um 0,7 Prozent geklettert anstatt der erwartetem 1,1 Prozent – haben urplötzlich wieder Deflationssorgen bei den Anlegern geweckt. Da gleichzeitig auch die Arbeitsmarktdaten der Eurozone enttäuschten, durfte sich doch endlich der weltrettende (oder zumindest Eurozonenrettende) Superheld Super-Mario Draghi wieder hervor wagen. Die EZB hat umgehend angedeutet, dass sie zu weiteren Lockerungen wie zusätzlicher Liquidität für Banken und Zinssenkungen bereit sei.
Und die Anleger? Die waren sofort wieder glücklich, dass ihr Superheld wieder da ist, um die Welt zu retten und haben wieder beherzt zugegriffen. Der DAX kletterte deutlich über die Marke von 9.000 Punkten. Also alles wieder wie früher!? Fast, nur dass der DAX diesmal nochmal höher steht als zuvor. Und es steht zu vermuten, dass die Draghis und Bernankes dieser Welt dieses Spiel noch eine ganze Weile weiter spielen (müssen). Es sieht also ganz danach aus, als gehen die Notenbanker der Welt den weitaus gefährlicheren Weg: Pumpen, pumpen, pumpen, bis die Blase platzt … Anleger sollten darauf vorbereitet sein!
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