Vertrauenskrise
Telekom-Vorstand ruft in NSA-Affäre nach der Politik
Die NSA-Affäre stellt für die Deutsche Telekom eine Belastung dar, weil die Deutschen zunehmend das Vertrauen in das Internet verlieren. Das erklärte
Thomas Kremer, Datenschutz-Vorstand der Telekom, in einem Interview mit dem „Wall Street Journal Deutschland“. Er ruft daher nach der Politik:
Insbesondere eine europäische Datenschutzverordnung wäre ein wichtiger Schritt, um das Vertrauen der Bürger in das Internet zurückzugewinnen, sagte Kremer. Ein Vorteil einer solchen EU-weiten
Regelung sei es, dass sie amerikanische Firmen an strengere europäische Datenschutzrichtlinien binde, wenn diese in Europa Dienstleistungen anbieten wollen. „Da kann die Politik eine Menge tun,“
forderte Kremer in dem per E-Mail geführten Interview.
Ob und wann eine solche EU-weite Datenschutzverordnung kommt, ist aber noch nicht abzusehen. Zwar hat sich die Bundesregierung für eine baldige Einführung ausgesprochen. Die Europawahl im kommenden
Mai werde die EU-Gremien im nächsten Jahr aber erst einmal lähmen, erwartet Kremer.
Die Deutsche Telekom investiert hierzulande gerade Milliarden Euro in neue Netze, weil sie an die Zukunft der Cloud glaubt, wo Daten von Unternehmen wie Privatpersonen in virtuellen
Rechenzentren gespeichert werden, was den Datenverkehr beträchtlich erhöhen würde.
Im Interview mit dem „Wall Street Journal Deutschland“ verteidigte Kremer auch die Initiative „E-Mail Made in Germany“, die von Mitgliedern des Chaos Computer Clubs jüngst als
„schlechter Witz“ bezeichnet worden war. „Fakt ist, dass es ausländische Geheimdienste viel schwerer haben, wenn E-Mails bei ihrer Übertragung verschlüsselt und Daten in unseren
Hochsicherheits-Rechenzentren gespeichert werden. Natürlich ist das Netz grenzenlos. Wir wollen keine künstlichen Barrieren errichten. Jeder soll auch in Zukunft weltweit sämtliche Dienste nutzen,
die er nutzen möchte. Wir fragen nur: Warum sollten Daten Deutschland oder den Kontinent verlassen, wenn Sender und Empfänger hier sitzen?“, sagte Kremer.