US-Philosoph Sandel
Profitmaximierung ist nur Mittel zum Unternehmenszweck
Der US-amerikanische Philosoph Michael Sandel ruft die Unternehmen dazu auf, sich nicht nur auf die reine Profitmaximierung zu beschränken. „Unternehmen sind
Institutionen zur Förderung des Gemeinwohls, das ist ihre primäre und ursprüngliche Funktion“, sagt Sandel im Interview mit der „WirtschaftsWoche“. Deshalb sei es ein Fehler, den Zweck von
Unternehmen eng zu fassen. „Natürlich ist Profitmaximierung eine hervorragende Möglichkeit für Unternehmen, das Gemeinwohl zu fördern“, räumt Sandel ein. Aber Konzerne könnten auch mit anderen
Mitteln einen Beitrag zur Förderung des Gemeinwohls leisten: „Mit fairer Bezahlung, mit guten Beziehungen zu Kunden, Zulieferern, Mitarbeitern und mit der Übernahme von Verantwortung in den
Gesellschaften, in denen sie operieren.“
„Das Marktdenken hat uns im Griff“, warnt der Philosoph in der „WirtschaftsWoche“. Die heutige Marktgesellschaft sei „ein Raum, in dem alles zum Verkauf steht und in dem das Marktdenken unser
gesamtes Leben überformt: Familie, Beziehungen, Gesundheit, Politik, Recht – alles“. Sandel appelliert: „Wir brauchen eine moralische Debatte über die angemessene Rolle von Märkten.“ Die
Finanzkrise markiere das Ende einer drei Jahrzehnte währenden, unhinterfragten Marktgläubigkeit. „Sie basierte auf der irrigen Annahme, dass Märkte und ihre Mechanismen aus sich selbst heraus
Gerechtigkeit und Gemeinwohl produzieren. Umso verblüffender, dass die überfällige Debatte auch nach dem Zusammenbruch der Finanzmärkte weitgehend ausblieb“, kritisiert der Harvard-Professor und
Bestsellerautor.