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    Aktien Europa  13213  0 Kommentare Was tun bei Deflation?

    Die für manche etwas überraschende Zinssenkung kam nicht von ungefähr. Die große Angst der EZB ist das Japan-Szenario einer rückläufigen Wirtschaft mit jahrelanger Deflation. Dann funktioniert nicht nur die finanzielle Repression der Bürger mehr, sondern auch die Wirtschaft schrumpft  in diesem Kreislauf sinkender Preise und rückläufigen Konsums.

    Daher waren die vermehrten Anzeichen rückläufiger Inflationsdaten eine Indikation für Mario Draghis Zinsschritt. Die niedrigen Inflationsraten lassen auch das Sentiment für Anleihen ins Positive drehen. Hat die EZB damit ihr letztes Pulver verschossen? Sicherlich nicht! Anleihekäufe wie die der FED oder der Bank of Japan sind ein weiteres Mittel, ein Steigen der Zinsen zu verhindern. Überhaupt gibt es eigentlich kein Szenario, indem Zinsen steigen dürften. Dafür werden die Notenbanken schon sorgen. Dies jedenfalls ist der Grundtenor, den insbesondere institutionelle Anleger an den Tag legen. Die Aktienindizes brechen nach oben aus, insbesondere der Russell 2000 (Nebenwerte USA), der Dow Jones Transport (gilt als Vorlaufindikator) und auch der DAX sind aus ihren Dreieckskeil nach oben ausgebrochen. Wer nicht dabei ist, schaut in die Röhre bzw. wird zum Underperformer. Dennoch gehen wir mittelfristig von steigenden Zinsen aus.

    Cash und Qualitätsaktien

    Im Falle einer Deflation bleiben einzig Cash und Qualitätsaktien, in die man investieren kann. Unternehmen, die als Preisführer ihre Margen aufrechterhalten können, weil sie einen „economic moat“ oder starken Brand haben. Dazu zählen dann Marken wie Apple, Coca Cola oder Nestle. Aber auch im Technologiebereich gibt es quasi Monopolisten, die ihre Preise durchsetzen können. Dazu sollten unsere Aktien Kontron, Hersteller von eingebetteter Rechnertechnologie, oder die durch die Spionageaffäre zunehmend an Aufmerksamkeit gewinnende Secunet gehören. Wir setzen aber auch auf Aktien, die eher anfällig für ein Deflation-Szenario sind, wie die rohstoffintensiveren Unternehmen Hargreaves Services, Ciments Francais oder auch eine Sto AG.

    Als Problem bleiben nicht erst nach der Zinssenkung die fehlenden alternativen Anlagemöglichkeiten. Eine Korrektur oder ein Rücksetzer sind nicht ausgeschlossen, dennoch deutet im Moment vieles auf eine Jahresendrallye hin. Die Kapitalmärkte sind zunehmend teuer geworden. Dazu müssen wir nicht einmal auf die Highflyer der Social Media Aktien schauen. Facebook, zuletzt von 15 auf 40 Euro gestiegen, und Twitter mit einer Bewertung des 12-fachen des Umsatzes von 2014, das noch keinen Gewinn erzielt, verdeutlichen einmal mehr, dass Kapitalmärkte kurzfristig nicht effizient sein müssen und die Börse weiterhin bereit ist, viel Geld für Spekulation zu bezahlen. Aber auch im MDAX finden wir nicht eine Aktie, deren Preis wir aktuell zu zahlen bereit sind.

    Die größten Sorgen in Europa macht weiterhin Frankreich, das einfach keine Reformen auf den Weg bringen möchte. Zu Recht hat daher auch die Ratingagentur S&P Frankreich aktuell wieder abgestuft. Nicht zuletzt in Vorahnung dessen haben wir auch unsere Positionen in M6 Metropole Television und Faiveley Transport reduziert, wenn auch zugegebenermaßen etwas zu früh. Aber das entspricht unserer Philosophie als Value-Investoren: lieber den Fuß zu früh auf der Bremse, als nachher zu den Verlierern zu gehören.

     


    Frank Fischer
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    Frank Fischer, CEO & CIO der Shareholder Value Management AG und in dieser Funktion verantwortlich für den „Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen“, schreibt regelmäßig über die internationalen Aktienmärkte. Als überzeugter Value-Investor hat Fischer langjährige Expertise in allen Fragen rund um Fonds, Börse, aber auch das Stiftungswesen. In seinen regelmäßigen Marktkommentaren legt er besonderes Augenmerk auf Behavioral Finance, sowie Investments in Small- und Midcap-Werte.
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    Verfasst von Frank Fischer
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