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    Konjunktur USA  2226  0 Kommentare Fiskal- und Geldpolitik der USA etwas berechenbarer, doch…

    In den USA wurde im vergangenen Monat ein fiskal- sowie ein geldpolitischer Unsicherheitsfaktor entschärft. Erstens wurde nach einer weiteren Hängepartie im Kongress der kurzzeitige Government Shutdown aufgehoben und die Schuldenobergrenze angehoben – offenbar früh genug, um größere Auswirkungen auf die Konjunktur zu vermeiden. Zweitens nominierte Präsident Obama wie erwartet Fed-Vizepräsidentin Janet Yellen als Nachfolgerin von Ben Bernanke.

     

    Aktuelle Fiskalpolitik kauft nur Zeit

    Der Government Shutdown wird die Konjunktur wohl nur vorübergehend bremsen, auch wenn die Daten in den nächsten Wochen uneinheitlich sein könnten. Wichtiger ist, was als Nächstes geschieht. Der Haushaltskompromiss ist eine Übergangslösung, mit der nur Zeit gekauft wurde. Wichtige Probleme wie die Reform des Sozial- und Steuersystems klammerte man aus. Keine der großen politischen Differenzen wurde überwunden und der allseits verabscheute Sequester blieb in Kraft. Der Übergangshaushalt gilt nur bis Mitte Januar 2014. Die Schuldenobergrenze wurde bis Mitte Februar ausgesetzt

    So könnte Anfang nächsten Jahres der nächste Akt des Washingtoner Dramas auf dem Spielplan stehen. Viel wird davon abhängen, ob sich die Parteien bis Mitte Dezember auf einen neuen Haushalt einigen. Vorsichtig optimistisch darf man sein: Nach dem Umfrageabsturz dürfte den Republikanern nicht viel an einem weiteren Shutdown liegen. Außerdem wird das Finanzministerium eine Verletzung der Schuldenobergrenze mit kreativen Maßnahmen wohl bis zum Frühjahr vermeiden können. Je näher der Wahlkampf für die Zwischenwahlen 2014 rückt, umso mehr werden die Politiker das Thema auf 2015 vertagen wollen.

     

    Geldpolitik unter Yellen noch nicht abschätzbar

    Ob sich die Ernennung von Janet Yellen zur Fed-Präsidentin auf den Tapering-Fahrplan auswirken wird, lässt sich heute noch nicht sagen. Die Konjunkturdaten werden infolge des Shutdowns verspätet veröffentlicht werden und könnten auch Anfang nächsten Jahres noch unzuverlässig sein. Das spricht dafür, dass das Tapering erst im März 2014 eingeleitet wird, sechs Monate später als allgemein erwartet. Die Fed hat auf ihrer Oktober-Sitzung allerdings nicht ausgeschlossen, dass sie ihre Wertpapierkäufe ab Dezember reduziert.

    Auch der nächste Zinserhöhungszyklus könnte sich unter Janet Yellen verzögern. Ihre jüngsten Reden machen deutlich, dass sie von einem großen Angebotsüberhang am Arbeitsmarkt ausgeht und an die Wachstumseffekte einer expansiven Geldpolitik glaubt. Wir werden beobachten, ob sie bei den Bestätigungsanhörungen im Senat eine andere Einschätzung zu erkennen gibt. Vorerst vermuten wir, dass Yellen im derzeitigen Konjunkturumfeld zu einer lockeren Geldpolitik neigt. Wenn sie als Fed-Präsidentin bestätigt wird, dürften die Zinserhöhungen eher später beginnen.

     

    Stabile Aussichten für die Weltwirtschaft

    Die Ereignisse in Washington haben die Aussichten für die Weltwirtschaft kaum verändert. Nach wie vor spricht fast alles für ein moderates Wachstum bei geringer Inflation. Die Wachstumserwartungen für die Weltwirtschaft sind allenfalls geringfügig zurückgegangen. So hat der IWF in seinem World Government Outlook vom Oktober seine Prognosen für das Weltwirtschaftswachstum zurückgenommen. Für die Jahre 2013 und 2014 werden nun 2,9 % bzw. 3,6 % erwartet. Das sind 0,3 bzw. 0,2 Prozentpunkte weniger als im Juli.

    Unterdessen werden für die Industrieländer unverändert 1,2 % (im Jahr 2013) und 2,0 % (im Jahr 2014) prognostiziert. Höhere Erwartungen für Europa und Großbritannien gleichen die etwas niedrigere US-Prognose aus. Die Bewertungen der Emerging Markets wurden dagegen um 0,4 bzw. 0,5 Prozentpunkte auf 4,5 % für 2013 und 5,1 % für 2014 gesenkt. Insbesondere die Erwartungen für China, Indien und Brasilien wurden sowohl aus konjunkturellen als auch strukturellen Gründen deutlich nach unten revidiert.

    Im Aktienbereich spricht das eher für die Industrieländer als die Emerging Markets. Dort dürfte das schon seit einiger Zeit nachlassende Wachstum für weiter rückläufige Bewertungen sorgen. Rentenanleger hingegen können angesichts des nach wie vor mäßigen Wachstums bei niedriger Inflation davon ausgehen, dass die mittel- und langfristigen Renditen insbesondere in den Industrieländern nicht sehr stark steigen. (Gastbeitrag von Robert Spector, CFA Portfolio Manager bei MFS)




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    Konjunktur USA Fiskal- und Geldpolitik der USA etwas berechenbarer, doch… In den USA wurde im vergangenen Monat ein fiskal- sowie ein geldpolitischer Unsicherheitsfaktor entschärft. Der nächste Akt des Dramas in Washington ist trotzdem nicht ausgeschlossen.