checkAd

    Hüfner  858  0 Kommentare „Eine Währung braucht einen Staat“

    Martin Hüfner, Chefvolkswirt beim Vermögensverwalter Assenagon, sprach exklusiv mit FundResearch unter anderem über den Stand der Finanzkrise in Europa, den Weg, den die EU politisch einschlagen sollte und die Entwicklung der Aktienmärkte.

    FundResearch: Herr Hüfner, zum fünften Mal jährte sich vor kurzem die Lehman-Pleite. Seit fünf Jahren befinden wir uns in der Krise. Wie lange geht das noch weiter? Ist ein Ende absehbar?

    Martin Hüfner: Die Lehman-Pleite ist vorbei. Hoffentlich kriegen wir durch die Haushaltskrise keinen Nachfolger. Die Eurokrise ist aus meiner Sicht zu drei Vierteln vorbei. Aber da gibt es sehr unterschiedliche Meinungen. In diesem Jahr hat sich dramatisch viel getan.

    Was macht Sie so sicher, dass die Krise zu drei Vierteln vorbei ist? Was hat sich in diesem Jahr getan?

    Angefangen hat es durch die berühmten Worte von EZB-Präsident Mario Draghi im Sommer 2012. In der Folge, sozusagen um den Worten Glaubwürdigkeit zu verleihen, wurde das OMT verabschiedet, das glücklicherweise nie gebraucht wurde. Dann gab es strukturelle Reformen, die in der Tat wirken. Viele hatten ja gedacht, es würde nicht funktionieren, wenn man nur Austeritäts- und Reformpolitik macht. Aber die Maßnahmen ziehen in den Ländern, in denen sie umgesetzt werden. Irland ist wieder an den Märkten, Portugal ist auf einem guten Weg und vor allem auch Spanien. Griechenland hat noch einiges vor sich. Und auch die konjunkturelle Situation in diesen Ländern hat sich verbessert, was natürlich hilft.

    Es gab im Sommer gute Nachrichten. Zum ersten Mal seit sechs Quartalen gab es im zweiten Quartal 2013 ein leichtes, vorsichtiges Wachstum. Als wie nachhaltig bewerten Sie das?

    Wir sind zum ersten Mal seit Langem mit einem sehr leichten Wachstum aus der Rezession herausgekommen. Das ist aber bei Weitem noch nicht gesichert. Ich denke, in Griechenland und Spanien werden wir ein gutes drittes Quartal haben. Bei den anderen Staaten muss man abwarten. Das Wachstum ist noch sehr fragil. Wenn irgendwo etwas passiert – und sei es außerhalb der Eurozone – dann kann es sehr schnell wieder zusammenbrechen.

    Was erwarten Sie von der neuen Bundesregierung in Sachen Krisenpolitik?

    Zwei Dinge. Das erste ist: Wir müssen wieder Schwung in die Verhandlungen bringen. Natürlich als erstes in die Verhandlungen zur Bankenunion. Aber wir müssen weiter gehen. Die Integration muss jetzt praktiziert werden. Durch Wahlkampf und Regierungsbildung ist das alles ein halbes Jahr lang liegen geblieben. Das zweite ist: Deutschland muss deutlich machen, dass es nicht nur weiß, was die anderen zu tun haben, sondern es muss sich auch selber modernisieren. Ich habe an der Tagung des IWF in Washington teilgenommen und war überrascht, eine Reihe von kritischen Tönen zu Deutschland zu hören. Denn bisher wurden wir immer sehr positiv gesehen. Aber Deutschland tut noch zu wenig, um sich in der Wettbewerbsfähigkeit zu modernisieren.

    Seite 1 von 4


    Patrick Daum
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen
    Patrick Daum ist Dipl.-Politologe mit Schwerpunkt für Europa, Wirtschaft und Recht. Als Redakteur bei €uro-Advisor-Services GmbH ist er zuständig für die Top-Themen auf www.fundresearch.de.
    Mehr anzeigen
    Verfasst von 2Patrick Daum
    Hüfner „Eine Währung braucht einen Staat“ Martin Hüfner, Chefvolkswirt beim Vermögensverwalter Assenagon, sprach exklusiv mit FundResearch unter anderem über den Stand der Finanzkrise in Europa, den Weg, den die EU politisch einschlagen sollte und die Entwicklung der Aktienmärkte.

    Schreibe Deinen Kommentar

    Disclaimer