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    Investoren-Kompass  2381  1 Kommentar Kommt jetzt der große Goldausbruch?

    Am gestrigen Donnerstag hat der Goldpreis eine große grüne Kerze in den Chart gestampft, mit der sogar der Ausbruch aus dem seit September gültigen Abwärtstrend gelang. Sofort haben die Gold-Verehrer wieder glänzende Augen bekommen. Ist die Korrektur nun vorbei? Geht die fabelhafte Goldrallye nun nach mehr als zwei Jahren Pause wieder weiter? Der Versuch einer Analyse.

    Wie schon am 27. Dezember an dieser Stelle geschrieben, kann der Goldpreis nur wieder zu altem Glanz gelangen, wenn die ETFs in großem Stil wieder einsteigen. Und tatsächlich, vor genau einer Woche haben die von Bloomberg erfassten Gold ETFs wieder Zuflüsse von 7,4 Tonnen vermeldet, nachdem diese zuvor wie beim Aderlass ausgeblutet sind. Wenn sich dieser Tag tatsächlich als nachhaltige Trendwende bei den Goldbeständen der ETFs erweist, dann dürfte Gold tatsächlich seinen Boden gesehen haben. Doch wie wahrscheinlich ist es, dass die ETFs jetzt wild weiter kaufen?

    Investoren kaufen Gold grundsätzlich eher als eine Art Versicherung. Der wichtigste Grund, warum Anleger Gold kaufen, ist seine gute Eigenschaft als Inflationsschutz. Aber Gold wird auch generell bei großen Krisen gekauft. Beim Thema Inflation hat sich jedoch bislang wenig getan. Eigentlich sogar im Gegenteil. Der warnende Ruf des IWFs vor einer Deflation, wenn die Notenbanken zu früh vom Gas geben, ist sicher keine Hysterie und auch kein Populismus. Wenn man die Indikatoren zur Preisentwicklung untersucht, wird schnell klar, dass sich am fehlenden inflationären Druck nichts geändert hat. Beispiel Eurozone: Anfang Januar wurde der Erzeugerpreisindex veröffentlicht. Die Erzeugerpreise sanken um 1,2 Prozent. Der  Kern Verbraucherpreisindex kletterte um 0,7 Prozent und damit um 0,2 Prozentpunkte weniger als zuvor. Oder Beispiel China: Auch hier sanken die Erzeugerpreise um 1,4 Prozent. Die Verbraucherpreise kletterten um 2,5 Prozent, obwohl sie in der Vorperiode noch um 3,0 Prozent stiegen. Erwartet wurde ein Rückgang der Preissteigerungsrate auf +2,7 Prozent. Selbst in Großbritannien, das in den letzten Jahren am ehesten unter den europäischen Staaten mit sowas wie einer inflationären Tendenz zu kämpfen hatte, verliert jeglichen Preisdruck. Die Verbraucherpreise, die am 14. Januar veröffentlicht wurden, steigen weniger stark als zuvor und als erwartet. Vorperiode und Erwartung lagen bei +1,8 Prozent, nun sind es nur noch +1,7 Prozent. Noch vor zwei Jahren lag der Wert des Verbraucherpreisindexes bei +3,0 Prozent!

    Doch dabei handelt es sich um Vergangenheitsdaten. Wichtig für die Frage, wie es mit Gold weiter geht, ist aber die zukünftige Entwicklung. Und da spricht derzeit wenig für eine Besserung. China hat gerade in dieser Woche mehrfach mit Konjunkturdaten enttäuscht. Eine Wachstumsabschwächung wird immer offensichtlicher. Das hat sofort die Preise der Industriemetalle auf Talfahrt geschickt. Das wiederum wird dazu führen, dass die Erzeugerpreise weiter sinken, da die Kosten in der Produktion durch fallende Rohstoffnotierungen auch sinken. Da auf sehr vielen Märkten harter Konkurrenzkampf tobt werden die Einsparungen auch größtenteils auf die Verbraucherpreise weiter gegeben. Also der dürfte Recht haben: Es droht weiterhin eher eine Deflation als eine Inflation!

    Bleibt noch das Argument Gold als Krisenabsicherung. In der Tat dürfte dies auch aktuell die Triebfeder der Investoren sein, wieder Gold zu horten, oder besser gesagt horten zu lassen in den Tresoren der ETF-Gesellschaften. Diesmal sind es zur Abwechslung wieder die Schwellenländer – nachdem die beiden letzten Krisen eher die Industrieländer ergriff – die in der Bredouille sind. Argentinien hat am Donnerstag seinen Peso massiv um 15 Prozent abwerten lassen. Experten sorgen sich nun, dass Südamerika in eine Finanzkrise rutscht. Aber nicht nur in Südamerika gibt es Devisenverwerfungen. Auch in der Türkei beispielsweise wertet die Lira schon seit den Unruhen massiv ab. Durch den Peso-Crash hat die Lira nochmals einen auf den Deckel bekommen. Das ist für ein Land, das deutliche mehr importiert als exportiert dramatisch! Auch hier droht eine ausgewachsene Finanzkrise, gepaart mit der politischen Krise. Südafrika und Brasilien traf die Abwertung der Landeswährung ebenfalls hart. Für Brasilien, das sich längst zur Rohstoff-Export-Nation gemausert hat, ist das allerdings weniger dramatisch. Im Gegenteil, die Exportgüter werden dadurch noch wettbewerbsfähiger.

    Zusammenfassend kann man sagen, dass die aktuelle kleine Rallye vom Goldpreis einzig von der Angst vor einer neuen Emerging Markets Krise gespeist wird. Inflation ist weit und breit nirgends zu sehen. Daher kann noch keine endgültige Trendwende beim Gold ausgerufen werden. Sollte sich die Lage in den Schwellenländern beruhigen – beispielsweise durch massive Interventionen der entsprechenden Notenbanken –, wird der Goldpreis schnell wieder die Richtung ändern! Für kurzfristig orientierte Trader könnte aber noch der ein oder andere Dollar je Feinunze drin sein!



    Carsten Englert
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    Carsten Englert ist nicht nur Charttechniker sondern auch langjähriger Experte für fundamentale Analysen. Er hat sowohl den DAX-Crash im August 2011 als auch den Kurseinbruch ab April 2012 rechtzeitig vorhergesagt und seinen Lesern massive Gewinne ermöglicht. Seine Empfehlungen und Musterdepots finden Sie im Börsenbrief
    "Der Investoren-Kompass".
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    Verfasst von 2Carsten Englert
    Investoren-Kompass Kommt jetzt der große Goldausbruch? Am gestrigen Donnerstag hat der Goldpreis eine große grüne Kerze in den Chart gestampft, mit der sogar der Ausbruch aus dem seit September gültigen Abwärtstrend gelang. Sofort haben die Gold-Verehrer wieder glänzende Augen bekommen. Ist die Korrektur nun vorbei? Geht die fabelhafte Goldrallye nun nach mehr als zwei Jahren Pause wieder weiter? Der Versuch einer Analyse.

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