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Ist Deflation schlimm?
Nachdem die Teuerungsrate in der Eurozone auf 0,7 Prozent gefallen ist, geht die Deflationsangst um. Daher fordern führende Wirtschaftsweise wie etwa Peter Bofinger von der EZB einen Kampf gegen
das hässliche Gespenst. Er fordert massive Maßnahmen von EZB-Chef Mario Draghi.
Die EZB solle massiv Wertpapiere aufkaufen. Denn so könne man laut Bofinger dafür sorgen, dass es nicht zu einem Abrutschen in die Deflation komme. Daneben kommen Auguren aus der Deckung, die eine
Zinssenkung der EZB fordern. Als Termin wird der März oder April genannt. Doch ist Deflation tatsächlich ein solches Schreckgespenst wie allgemein behauptet? Man geht davon aus, dass bei Deflation
der Konsum stark leidet, da davon ausgegangen wird, dass die Preise sinken. Martin Hüfner, Chefökonom bei Assenagon, hat sich darüber Gedanken gemacht. Er glaubt nicht, dass dies zwangsläufig
eintritt. Als Beispiel nennt er die Elektronikbranche. „Wenn ein neues iPhone auf den Markt kam, standen die Leute Schlange, obwohl jeder wusste, dass sie die Geräte ein paar Monate später
billiger bekommen.“
Ebenfalls hat Hüfner gute Argumente dafür, dass bei temporärer Deflation nicht unbedingt die Aktienkurse leiden müssen. „Als die Preise in den Jahren 1949/50 oder 1954/55 zurückgingen, stiegen die
Aktienkurse innerhalb von zwölf Monaten um 27 beziehungsweise 30 Prozent. Ein ähnliches Ergebnis gab es erst vor Kurzem in der Krise 2009.“ Die EZB täte also gut daran, die Kanonen erst mal
eingemottet zu lassen. Wie schwer man das Gespenst wieder in die Flasche bekommt, demonstrieren derzeit ja die USA mit den Tapering-Bemühungen.
Ein sonniges Wochenende wünscht Ihnen Jörn Kränicke, Chefredakteur