Deutsche Telekom – heiße Diskussionen wegen Übernahmephantasie
Beeindruckendes Comeback der Telekomaktien: Seit dem Tief vom Juni hat der Stoxx Europe 600 Telecommunications Index, der 23 Unternehmen enthält, um mehr als 25 Prozent zugelegt. Investoren setzen
darauf, dass die Konsolidierung in der Branche weitergehen wird. Denn wenn es weniger Anbieter gibt, machen die verbliebenen Konkurrenten höhere Gewinne. Vor den Zahlen der Telekom, die am 6. März
anstehen, gibt es aber reichlich Diskussionsbedarf. Denn die Analysten streiten über die Aussichten einer Übernahme von Telekom USA durch Sprint. Die Spekulationen darüber, dass die Kartellbehörden
die Transaktion ablehnen, verfestigen sich nun laut Kreisen. Sowohl das US-Justizministerium als auch der Telekomregulierer FCC hätten Bedenken angemeldet, berichtet die Nachrichtenagentur
Bloomberg heute unter Berufung auf eingeweihte Personen.
Derweil driften auch die Kursziele der Analysten weit auseinander. Die DZ Bank hat den fairen Wert für Deutsche Telekom vor den Zahlen von 9,50 auf 10,00 Euro angehoben und die Einstufung auf
“Verkaufen” belassen. Analyst Christoph Bast erwartet keine größeren Überraschungen. Die Bonner dürften ihre Ziele erreicht haben. Nach den jüngsten Äußerungen der US-Wettbewerbsbehörden sieht er
den Verkauf des US-Geschäfts an Sprint allerdings zunehmend skeptisch und unwahrscheinlicher. Vor dem Hintergrund der zuletzt starken Kursentwicklung und der deutlichen Bewertungsprämie gegenüber
der Konkurrenz hält er die Telekom-Aktie für unattraktiv.
Beispielhaft gegensätzlich sieht es HSBC. Die britische Investmentbank HSBC hat die Einstufung für Deutsche Telekom auf “Overweight” mit einem Kursziel von 15,50 Euro belassen. Die Deutsche Telekom
bilde zusammen mit Telecom Italia und Vodafone das Trio, das von einer Branchenkonsolidierung in Europa besonders profitieren werde, so Analyst Stephen Howard in einer Studie. 15,50 Euro und 10
Euro – auch die Ziele von Goldman und Warburg liegen ähnlich weit auseinander.
Egmond Haidt sieht es bei uns realistisch – in Deutschland bleibt das Geschäft schwierig. Der Wettbewerbsdruck im Sektor ist hoch, besonders nachdem Vodafone den Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland kaufte und Telefónica Deutschland mit E-Plus, der Tochter von KPN, zusammengehen will. Auch in einigen Ländern Osteuropas herrscht starker
Preisdruck. Wegen der hohen Investitionen hat die Telekom eine Kürzung der Dividende für das Jahr 2013 auf 0,50 Euro je Aktie angekündigt. Die Rendite liegt damit bei 4,3 Prozent, im Vergleich zum
DAX-Durchschnitt von rund drei Prozent immer noch eine sehr ordentliche Quote. Für 2014 prognostizieren Analysten lediglich einen leichten Anstieg des Gewinns je Aktie auf 0,70 Euro. Keine Frage,
der neue Vorstandschef Timotheus Höttges hat eine Menge Arbeit vor sich.
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