Investoren-Kompass
Schießt Facebook über das Ziel hinaus?
Mal wieder hat Mark Zuckerberg für einen Paukenschlag gesorgt. Mal wieder kauft er ein Unternehmen auf. Diesmal ist es die beliebte Kommunikationsplattform „Whatsapp“. Ähnlich einer SMS und einer MMS können die Nutzer dort kommunizieren. Nur einen kleinen Unterschied gibt es: Über die Plattform ist die Kommunikation völlig kostenlos.
Man zahlt nur einmal 99 Cent für den Download der App. Allerdings wird im Unternehmen schon länger diskutiert, eine jährliche Gebühr von 99 Cent zu verlangen. Das wäre aber immer noch geschenkt im Vergleich zu den Gebühren für SMS und MMS eines ganzen Jahres. Das erklärt die steigende Beliebtheit der App. Mittlerweile nutzen 450 Millionen Menschen weltweit „Whatsapp“. Tendenz stark steigend.
Das hat die Begehrlichkeiten von Facebook geweckt. Wie nun bekannt wurde, wird Facebook „Whatsapp“ für schier unfassbare 19 Milliarden Dollar kaufen.
Sofort fühlt man sich wieder an die Internetblase zu Beginn des letzten Jahrzehnts erinnert, als auch gigantische Summen für kleine Unternehmen gezahlt wurden, solange nur das Wort „Internet“ durchschimmerte. Doch ist der Preis so fabelhaft überzogen, oder macht diese Transaktion für Facebook tatsächlich auch rein buchhalterisch Sinn? Nun, diese Frage wird erst hinterher zu beantworten sein. Doch strategisch macht die Übernahme allemal Sinn! Es geht dabei nicht um die 450 Millionen Nutzer. Die Überschneidungsmenge mit den über eine Milliarde Facebook-Nutzern dürfte sehr groß sein. Es geht auch nicht um die innovative Software: Facebook hat mit seinem Messenger selbst eine funktionierende Plattform. Nein, Facebook dürfte es nicht entgangen sein, dass eine stark steigende Zahl von Nutzern ihre nahezu komplette private Kommunikation über Whatsapp abwickeln. Und genau darin liegt der Goldschatz für Facebook. Whatsapp hat immer beteuert, dass es ihnen nicht um die Daten der Kunden geht. Facebook hat hingegen nicht mal versucht, das abzustreiten. Facebook bekommt nun Zugriff auf die vollständige Kommunikation von knapp einer halben Milliarde Menschen und kann diese dadurch noch besser durchleuchten und sie als Konsument immer gläserner machen ...
Ob das 19 Milliarden Dollar Wert ist? Mark Zuckerberg sieht es wohl so. Langfristig könnte die Rechnung aufgehen. Denn die letzten Quartalszahlen von Facebook haben schon mal gezeigt, dass die Werbekundschaft die Schaffung des gläsernen Konsumenten durchaus auch honoriert. Nach anfänglicher Skepsis haben die Anleger am Donnerstag den Kauf auch honoriert. Die Aktie steht kurz vor der 70-Dollar-Marke und das ganze Unternehmen kurz vor der 180-Milliarden-Dollar-Grenze. Doch Milliarden scheinen im Internetbereich mal wieder die Bedeutung verloren zu haben. Investieren sollten nur Anleger mit viel Optimismus und mit sehr hoher Risikobereitschaft in Facebook. Oder abwarten, bis die Aktie mal wieder etwas günstiger zu haben ist. Testen Sie den Investoren-Kompass für 14 Tage kostenlos! Jetzt
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