Aktien Frankfurt
Talfahrt wegen Sorgen um Eskalation in der Ukraine
FRANKFURT (dpa-AFX) - Sorgen um eine Eskalation in der Ukraine haben am Montag den deutschen Aktienmarkt und auch die Börsen in ganz Europa unter Druck gebracht. Bis zur Mittagszeit sackte der Dax um 2,44 Prozent auf 9455,14 Punkte ab. Zuletzt war es im Januar an einem einzigen Tag so deutlich abwärts gegangen. Der MDax büßte am Montag 2,25 Prozent auf 16 511,95 Punkte ein und der TecDax verlor 2,35 Prozent auf 1255,84 Punkte. Für den EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone ging es um 2,20 Prozent auf 3079,93 Punkte abwärts.
Schwache Wirtschaftsdaten aus China belasteten zusätzlich. Hauptgrund für die tiefroten Vorzeichen an den Märkten ist laut Händlern jedoch die sich zuspitzende politische Situation in der Ukraine, nachdem Moskau mit einem Militäreinsatz gedroht hat. 'Der Vorstoß aus Moskau ist vom Westen kritisiert worden und weltweit führende Nationen versuchen, einen Krieg zu verhindern', kommentierte Marktanalyst David Madden vom Broker IG. Händler hätten daher Aktien links liegen gelassen und seien in vermeintlich sichere Häfen wie Gold geflüchtet. 'Öl- und Gaspreise haben ebenfalls kräftig zugelegt, da mehr als zwei Drittel des russischen Gases, das in die EU exportiert wird, durch die Ukraine geleitet wird. Sollten die Spannungen eskalieren, könnten die Gaslieferungen in den West gekappt werden.'
VIELE AKTIEN LEIDEN UNTER EIGENEM RUSSLAND-ENGAGEMENT
In DAX, MDax und TecDax gab es fast ausnahmslos negative Vorzeichen. Zu den schwächsten Werten zählten Aktien von Unternehmen mit Engagement in Russland. Im Leitindex etwa waren die Adidas-Papiere Schlusslicht mit minus 4,11 Prozent. Der Sportartikelhersteller wollte sich auf Anfrage von dpa-AFX zunächst nicht zu den möglichen Auswirkungen auf das Geschäft äußern. Eine Sprecherin verwies auf die am Mittwoch anstehende Bilanzpressekonferenz. Die europaweite Nummer eins der Branche ist Marktführer in Russland und der Ukraine. Russland ist zudem einer der wichtigsten Einzelmärkte für Adidas. Die BASF-Aktien gaben um 3,20 Prozent nach.
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Zudem gelten mehrere im MDax enthaltene Aktien zu den Hauptleidtragenden der politischen Krise, unter ihnen Metro , Stada und DMG Mori Seiki . Der Handelskonzern Metro will sein russisches Großmarktgeschäft möglichst noch im ersten Halbjahr an die Börse bringen. Das Pharmaunternehmen Stada generiert etwa ein Fünftel seiner Umsätze in Russland. Beide Papiere fielen ans MDax-Ende, wobei die Stada-Titel etwas mehr als sieben Prozent einbüßten und die von Metro etwas mehr als sechs Prozent. DMG Mori Seiki, ehemals Gildemeister, büßten 3,02 Prozent ein.
THYSSENKRUPP SEHR SCHWACH: INTERVIEWS UND GEWINNMITNAHMEN
Die ThyssenKrupp-Papiere gaben um 3,39 Prozent auf 19,09 Euro nach. Negative Töne in Vorstandsinterviews und Gewinnmitnahmen belasteten. Vorstandschef Heinrich Hiesinger hatte in der 'Rheinischen Post' am Samstag vor negativen Konsequenzen gewarnt, falls die Ökostrom-Rabatte gestrichen werden sollten. Finanzvorstands Guido Kerkhoff bekräftigte in der 'Börsen-Zeitung' (Samstag) zwar die Gewinn- und Sparziele, doch einem Börsianer zufolge sei der Tenor des Interviews vor allem beim Blick auf das Stahlmarktumfeld und die Kapitalsituation des Konzerns zurückhaltend gewesen.
Frank Schneider vom Wertpapierhandelshaus Alpha führte die Verluste der Thyssen-Aktie zum Wochenstart allerdings eher auf andere Gründe zurück: 'Ich sehe die Aktie heute vor allem unter Druck, da sie ein zyklischer Wert ist und deshalb an schwachen Markttagen besonders belastet wird.' Zudem sei sie seit Jahresbeginn gut gelaufen. Im Hoch legte sie seit Anfang Januar um rund 17 Prozent zu, aktuell beläuft sich das Plus immer noch auf knapp acht Prozent./ck/rum
--- Von Claudia M. E. Müller, dpa-AFX ---