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    Anlagestrategie  2543  0 Kommentare Die vermeintliche Sicherheit von Bankeinlagen

    Viele Anleger flüchten vor der Unsicherheit der Kapitalmärkte in die vermeintliche Sicherheit von Bankeinlagen und nehmen dafür so niedrige Zinsen in Kauf, dass sie nicht einmal ihr reales Vermögen erhalten. Ob Bankeinlagen wirklich so sicher sind, wie diese Anleger glauben, kann man allerdings bezweifeln.

    Nach Berechnungen der DZ-Bank betrug das gesamte private Geldvermögen der Deutschen Ende 2013 5,2 Billionen Euro. Davon bestanden 2,1 Billionen (40%) aus Bankeinlagen, 1,5 Billionen (30%) aus Lebensversicherungen und nur 1 Billion (20%) aus Wertpapieren, also Aktien, Renten, Zertifikaten und Investmentfonds. Bankeinlagen sind mit Abstand die beliebteste Anlage der Deutschen, worin ein ausgeprägtes Sicherheitsbedürfnis zum Ausdruck kommt.

    Die berühmte Garantieerklärung der Bundeskanzlerin Merkel am 5.10.2008 bestärkte die deutschen Sparer in dem Glauben, ihre Einlagen seien sicher. Eine ähnliche Versicherung erhielten allerdings auch die zypriotischen Sparer von ihrer eigenen Zentralbank, die am 11.2.2013 in einem Brief an den Vorstandvorsitzenden der Laiki Bank betonte, dass „jede Beschränkung der Eigentumsrechte von Einlegern der Verfassung der Republik Zypern und der ... Europäischen Menschenrechtskonvention widerspricht. Jeder entgegengesetzte Vorschlag ist nicht nur juristisch unhaltbar, sondern kann gar nicht ernsthaft in Betracht gezogen werden.“  Sechs Wochen später wurde die Laiki Bank geschlossen, und ihre Einleger wurden, wie auch die Einleger der anderen großen zypriotischen Bank, weitgehend enteignet.

    Leider genügt ein Blick in die Finanzgeschichte, um festzustellen, dass die Vorstellung riskikoloser Bankeinlagen schon immer eine Illusion war. Bankenkrisen waren bisher nicht die Ausnahme, sondern die Regel. In der von Reinhart und Rogoff (2009) vor der letzten Krise zusammengetragenen umfassenden Datensammlung über historische Finanzkrisen findet sich nicht ein einziger Staat, der überhaupt keine Bankenkrise erlebt hat. Dabei wird eine Bankenkrise charakterisiert durch panikartige Massenabhebungen (bank runs) sowie Schließung, Fusion, Akquisition oder staatliche Rettung mehrerer bedeutender Banken. Die häufigsten Bankenkrisen traten nicht etwa in Entwicklungsländern auf, sondern in Staaten mit hochentwickeltem Finanzsektor wie den USA, Italien, Großbritannien und Frankreich.

    Dies wird sich auch nicht ändern, solange Banken das äußerst lukrative, aber auch riskante Teilreservesystem betreiben. Aus den ihnen anvertrauten Einlagen, die kurzfristig von den Einlegern zurückverlangt werden können, finanzieren sie langfristige Kredite und Kapitalanlagen, und behalten nur einen Bruchteil als Barreserve für die Auszahlung von Einlagen zurück. Im Jahr 2008 standen den Einlagen aller EU-Banken nur 4% an Barreserven, also Bargeld und Zentralbankguthaben, entgegen. Bis 2012 stieg dieser Anteil durch milliardenschwere Rettungspakete und zögerliche Kreditvergabe auf 8%. Solange aber Bankeinlagen nicht zu 100% durch Barreserven gedeckt und damit von risikobehafteten Verbindlichkeiten der Banken transparent und ehrlich unterschieden werden, wird sich auch die Sicherheit von Bankeinlagen früher oder später als Illusion erweisen. Durch staatliche Einlagensicherung, staatliches Gelddruckmonopol und staatliche Bankenrettung wird die Illusion so lange wie möglich aufrechterhalten, doch auf Dauer ist die ökonomische Realität stärker als jeder Staat, der sich letztlich nur über Zwangsabgaben und Inflation finanzieren kann.

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    Dr. Matthias Kelm
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    Dr. Matthias Kelm ist unabhängiger Ökonom und Wirtschaftsberater, mit internationaler Erfahrung als Unternehmensberater und CFO. Das besondere Interesse des in Cambridge promovierten Volkswirts besteht darin, die Erkenntnisse der Österreichischen Schule der Nationalökonomie auf das Portfoliomanagement anzuwenden. Er unterstützt als Independent EconomicAdvisor die Fondsgesellschaft Tareno (Luxembourg) S.A. bei Konzeption, Verwaltung und Vermarktung des neuen Mischfonds Diversified Index Investing Equities/Bonds/Real Assets.
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    Verfasst von 2Dr. Matthias Kelm
    Anlagestrategie Die vermeintliche Sicherheit von Bankeinlagen Viele Anleger flüchten vor der Unsicherheit der Kapitalmärkte in die vermeintliche Sicherheit von Bankeinlagen und nehmen dafür so niedrige Zinsen in Kauf, dass sie nicht einmal ihr reales Vermögen erhalten. Ob Bankeinlagen wirklich so sicher sind, wie diese Anleger glauben, kann man allerdings bezweifeln.