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    Meinung  3095  2 Kommentare EZB mit dem Latein am Ende

    Kommentar von Sahra Wagenknecht zur Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB), den Leitzins unverändert bei 0,25 Prozent zu belassen:
     
    Die EZB ist mit ihrem Latein am Ende. Eine sinnvolle Geldpolitik geht nur ohne Finanzcasino. Deflation auf den Gütermärkten, aber Inflation bei Energie und Lebensmitteln - das lässt sich nicht zinspolitisch bekämpfen. Eine weitere Zinssenkung würde die Kreditklemme bzw. den investitionsstreik in Europa ohnehin nicht beheben. Denn insbesondere die privaten Banken zocken lieber mit Währungen, Rohstoffen oder Nahrungsmitteln oder parken ihre Liquidität bei der Zentralbank. Die Kürzungsdiktate der Troika und die schwachen öffentlichen Investitionen in Deutschland hemmen zudem die Investitionsbereitschaft der Unternehmen. Auch Maßnahmen wie negative Einlagezinsen werden die Kreditvergabe nicht ankurbeln. Entsprechende Versuche in Dänemark sind gescheitert, weil die Banken sich über höhere Zinsen bei ihren Kunden schadlos hielten.
     
    Die Bank of England hat mit dem 'Funding for Lending'-Programm längerfristige Liquidität für Banken an die Bedingung der Kreditvergabe geknüpft. Auch die EZB müsste zur Kreditsteuerung übergehen. Dies müsste auch Maßnahmen der selektiven Verteuerung von Finanzgeschäften gegenüber Investitionskrediten umfassen, etwa über entsprechende Eigenkapitalanforderungen für spekulative Geschäfte und Aktiv-Mindestreserven. DIE LINKE fordert überdies ein Ende der Kürzungsdiktate in Europa sowie in einem festgelegten Rahmen direkte Kredite der EZB an Euro-Staaten, um Investitionen und nicht neue Blasen auf den Finanzmärkten zu finanzieren.





    Sahra Wagenknecht
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    Sahra Wagenknecht (MdB) wurde am 16. Juli 1969 in Jena geboren und studierte nach der Wende Philosophie und Neuere Deutsche Literatur an der HU-Berlin. Wagenknecht promovierte im Fach Volkswirtschaftslehre mit der Arbeit: "Die Grenzen der Wahlfreiheit. Sparentscheidungen und Grundbedürfnisse in entwickelten Ländern", erschienen 2013 im Campus Verlag. Ihre politische Laufbahn umfasst unterschiedliche Positionen: 1991 Mitglied des Parteivorstandes der PDS, 2004 Einzug ins Europaparlament - bis 2009, ab 13. Oktober 2015, mit Dietmar Bartsch, Oppositionsführerin des 18. Bundestags. Nach der Bundestagswahl 2017 bleibt Wagenknecht für DIE LINKE Fraktionsvorsitzende im Deutschen Bundestag - gemeinsam mit Bartsch. Wagenknecht ist seit 2014 mit Oskar Lafontaine verheiratet.
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    Verfasst von Sahra Wagenknecht
    Meinung EZB mit dem Latein am Ende Die EZB ist mit ihrem Latein am Ende. Eine sinnvolle Geldpolitik geht nur ohne Finanzcasino. Deflation auf den Gütermärkten, aber Inflation bei Energie und Lebensmitteln - das lässt sich nicht zinspolitisch bekämpfen.

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