Devisenskandal
Schweiz ermittelt gegen acht Banken wegen Devisenmanipulation
BERN (dpa-AFX) - Im Skandal um mutmaßliche Betrügereien auf dem weltweiten Devisenmarkt forciert die Schweiz ihre Ermittlungen gegen Großbanken. Die Wettbewerbskommission in Bern eröffnete am Montag eine offizielle Untersuchung gegen zunächst acht Institute. Im Visier der Ermittler stehen dabei unter anderem die Großbanken UBS und Credit Suisse . Die Kommission deutete an, dass sich der Kreis der Verdächtigen noch erweitern könnte. Weltweit ermitteln bereits zahlreiche Aufseher wegen des Verdachts verbotener Absprachen bei der Festsetzung von Devisenkursen gegen gut ein Dutzend Großbanken.
Die Schweizer Wettbewerbshüter hatten vor einem halben Jahr Vorermittlungen eingeleitet. Diese erhärteten offensichtlich die Verdachtsmomente. "Es bestehen Anhaltspunkte, dass zwischen diesen Banken Wettbewerbsabreden zur Manipulation von Wechselkursen im Devisenhandel getroffen wurden", erklärte die Behörde. Sie listet zahlreiche mögliche Gesetzesverstöße auf. Dazu zählt der Austausch von vertraulichen Informationen, der Versuch wichtige Devisenkurse zu beeinflussen und Absprachen über konkrete Geschäfte sowie Preise. Die "wichtigsten Währungen" sollen "vom angezeigten Verhalten" betroffen sein.
Neben UBS und Credit Suisse richten sich die Ermittlungen auch gegen die Zürcher Kantonalbank und das Bankhaus Julius Bär . Zudem untersucht die Behörde die Geschäfte der US-Institute JPMorgan und Citigroup sowie der britischen Konkurrenten Barclays und Royal Bank of Scotland (RBS) .
Empört reagierte die Credit Suisse auf die Ermittlungen. "Mit Befremden" habe sie die Mitteilung der Wettbewerbskommission zur Kenntnis genommen, erklärte die Bank in einer schriftlichen Stellungnahme. Die Credit Suisse sei nicht Gegenstand der Vorermittlungen gewesen. Die Pressemitteilung der Wettbewerbsbehörde enthalte deshalb nicht zutreffende Informationen. "Derartige Vorwürfe zum jetzigen Zeitpunkt sind daher unangebracht und rufschädigend", erklärte das Institut. Es wolle aber mit den Behörden uneingeschränkt kooperieren.
Die UBS wollte am Montag keinen Kommentar abgeben. Bei ihr laufen bereits interne Untersuchungen. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg versucht das Institut ähnlich wie beim Skandal um manipulierte Referenzzinssätze, die eigene Strafe über eine Kronzeugenregelung möglichst gering zu halten. Neben den Wettbewerbshütern hat sich in der Schweiz auch die dortige Finanzmarktaufsicht des Betrugsverdachts auf dem Devisenmarkt angenommen. Ihre Ermittlungen laufen seit einem halben Jahr.
Die Deutsche Bank , weltweit größter Akteur im Devisengeschäft, ist von den Ermittlungen der Schweizer Wettbewerbskommission bislang nicht betroffen. Dafür steht sie in anderen Ländern im Visier der Ermittler. Mindestens drei Händler hat der deutsche Branchenprimus wegen des Falls bereits gefeuert. Die Bank hat ebenso wie die UBS interne Untersuchungen eingeleitet. Insgesamt sind nach Informationen der "Financial Times" aus der vergangenen Woche inzwischen rund 30 Händler bei mehreren Banken wegen des Skandals entlassen oder suspendiert worden.
Aufseher sehen in dem Fall große Sprengkraft, die sogar die Betrügereien bei den Referenzzinssätzen Euribor/Libor in den Schatten stellen könnte. Mit einem Volumen von rund fünf Billionen US-Dollar pro Tag ist der Devisenmarkt der größte Finanzmarkt überhaupt. Das Geschäft ist kaum reguliert, deshalb gestalten sich die Untersuchungen schwierig.
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Im Libor-Skandal um manipulierte Referenzzinssätze haben Behörden weltweit Banken bislang zu Zahlungen von rund 6 Milliarden US-Dollar verdonnert. Die Deutsche Bank etwa bekam von der EU eine Strafe von 725 Millionen Euro aufgebrummt und wartet noch auf eine Einigung in den USA und Großbritannien./enl/stb/fbr