Übernahme oder Umbau
Etihad Almanya? Wohin geht die Reise von Air Berlin?
Finanziell ist die Fluggesellschaft Air Berlin schwer angeschlagen. Hinter den Kulissen reifen deswegen Pläne zur Übernahme – oder zumindest zum Umbau der Airline.
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Schon Anfang der Woche hatte es Wirbel um die Berliner Fluggesellschaft gegeben. Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) machte dem Konzern seine zweimal verschobene Bilanzvorlage zum
Vorwurf, nahm die Kritik aber nach Protesten des Unternehmens wieder zurück. Hinzu kommt ein zweiter Streitpunkt, über den unter anderem wallstreet:online berichtete: Es geht um bekannt gewordene Pläne zur Übernahme
durch die Golf-Airline Ethiad. Doch, sobald diese die Mehrheit am Berliner Konzern besitzt, verlöre Air Berlin seine Verkehrsrechte. In diesem Kontext fürchte die Bundesregierung, der Air
Berlin-Gründer Joachim Hunold könne als Strohmann eingesetzt werden, um so einen etwaigen Verlust zu verhindern und den Arabern dennoch eine faktische Mehrheit zu gewähren.
Mittlerweile haben sich die Wogen zumindest soweit geglättet, dass darüber nachgedacht werden kann, wie Etihad die zweitgrößte deutsche Airline umstrukturieren könnte. Etihad-Chef James Hogan plane
möglichst bald das Steuer bei Air Berlin in die Hand zu nehmen, berichtet das „Handelsblatt“. „Dieser Umbau wird Air Berlin
von Grund auf verändern“, zitiert das Blatt einen Insider. „Die Linie wird saniert, geschrumpft und zu einer Abteilung im Etihad-Konzern – nur der Name bleibt noch, vorläufig.“
Umbau auf fünf Säulen
Dem Bericht zufolge könnte der Umbau gleich fünf Bereiche umfassen. Neben Änderungen beim Personal sowie Kürzungen bei Flugnetz und Verwaltung auch eine weitere Einbindung in den Etihad-Konzern. Zu
guter Letzt solle Air Berlin auch aus dem Allianzsystem Oneworld genommen werden, insbesondere da diesem der direkte Etihad-Konkurrent Qatar Airways angehört.
Dass ein Umbau bei Air Berlin dringend von Nöten ist, leugnet niemand. Laut „Handelsblatt“ hat der Konzern in den letzten fünf Jahren einen Umsatz von gut vier Milliarden Euro gemacht. Unterm
Strich ständen ohne Finanzhilfen aber Verluste in Höhe von bis zu 420 Millionen Euro pro Jahr. Dazu kommen Schulden in Höhe von rund 800 Millionen Euro, mit Zinsen bis zu elf Prozent. Alleine diese
würden den Konzern fast 70 Millionen Euro kosten. „Alleine kann es Air Berlin nicht mehr schaffen“, zitiert das Blatt Gerald Wissel, Chef der Beratung Airborne.
Nicht zuletzt deshalb gehe Etihad davon aus, seine Bemühungen bei Air Berlin ohne großen Widerstand fortführen zu können.
Air Berlin - Abschied von der Börse möglich
Problematisch bleibt der drohende Verlust von Landerechten, wenn die Araber die Mehrheit am Aktienkonzern übernehmen. Doch auch dafür gebe es eine Lösung, wallstreet:online berichtete. Etihad könnte Air Berlin ohne Zustimmung der
Hauptversammlung von der Börse nehmen. Ein Angebots an die Aktionäre sei nicht erforderlich. Diese würden stattdessen wie von selbst zum Verkauf gedrängt, so das "Handelsblatt". Möglich sei diese
Praxis durch einen Beschluss des Bundesgerichtshof Ende November letzten Jahres.
Wie weitreichend der Einfluss von Etihad dann werden könnte, bleibt ebenso ungewiss wie der Name Air Berlin selbst: „Verdient sie Geld, bleibt sie Air Berlin“, zitiert das „Handelsblatt“ einen
Insider, „wenn nicht wird sie eine Deutschlandtochter namens Etihad Almanya.“