30 Jahre Bullenmarkt und dann kam die “FEZB”
Geld drucken können die Notenbanken schon seit Jahren besonders gut und dies macht Investoren zu schaffen, die auf “normale” Bewertungsmodelle für Volkswirtschaften blicken oder allein den Zinsmarkt mit jahrzehntelang geltenden Maßstäben messen wollen. Die Notenbanken – von uns einfach mal “FEZB” genannt – haben alles Mögliche durcheinander gebracht, von den Zinsniveaus auf den ersten Blick über die Bewertung bei Aktien auf den zweiten Blick und wenn man ehrlich ist auch die Immobilienmärkte weltweit und die Mietniveaus auf den dritten Blick. Denn die Preisexplosion in den Innenstädten geht auch darauf zurück, dass viele Investoren mit viel zu viel Geld Anlagemöglichkeiten suchen, finden und die Preise treiben. Wie aber agiert ein Portfoliomanager in dieser Situation? Wir schauen uns an, wie Jon Mawby von Man Group vorgeht. Auch wenn die Drosselung der lockeren Geldpolitik durch die Notenbanken auf lange Sicht das Ziel ist, wird es noch eine Weile dauern, bis die Rentenmärkte wieder zum klassischen Kreditzyklus zurückfinden, glaubt Mawby. „Wir befinden uns weiter in einem Umfeld, in dem es für Fixed-Income-Manager sehr herausfordernd ist, Alpha zu generieren“, sagt Jon Mawby, Portfolio Manager der Man-Einheit GLG und dort zuständig für die flexiblen Bond-Strategien. „Nichtsdestotrotz gibt es weiter Chancen für diejenigen, die in der Lage sind, innovativ und flexibel zu handeln und sich damit an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Denn auch wenn es derzeit keinen klassischen Kreditzyklus mehr gibt, sind immer noch attraktive Investment-Themen vorhanden.“
Deflation unerwünscht, Inflation durchaus gern gesehen – am Ende zahlt ja der private Verbraucher…
Seit Ausbruch der Finanzkrise konzentrieren sich die Notenbanken vor allem darauf, Deflation zu vermeiden und durch eine Niedrigzinspolitik sowie weitere geldpolitische Maßnahmen die Wirtschaft zu unterstützen. Dies hat zu einem völlig veränderten Marktumfeld geführt, das bis zur Krise von einem rund 30 Jahre andauernden Bullenmarkt für Fixed-Income-Instrumente gekennzeichnet war. In der jüngeren Vergangenheit wechselten sich Risikobereitschaft und Risikoaversion hingegen relativ abrupt in kurzen Zeitabständen ab. Diese Auswirkungen waren und sind auch im Rentenmarkt zu spüren.
Zugleich war 2013 das erste Jahr, in dem angesichts der zunehmend absehbaren „Normalisierung“ der Geldpolitik die Zinsen wieder leicht zulegen konnten. Dennoch werden die Erwartungen, wann und in welchem Umfang es tatsächlich zum so genannten „Tapering“ der Notenbanken kommt, trotz des kürzlichen Kommentars der US Notenbankpräsidentin vorerst weiter höchst unterschiedlich sein. Welche Möglichkeiten ergeben sich in diesem volatilen Umfeld?
Flexibilität und Liquidität als zentrale Erfolgsfaktoren für Portfoliomanager
Seitdem die US-Notenbank zum ersten Mal die lockere Geldpolitik ein wenig reduziert hat, entwickelten sich Staatsanleihen im Vergleich zum Gesamtmarkt schlechter. Sollten sich künftig Anzeichen von Inflation zeigen, dürfte dieser Trend anhalten. Denn Staatsanleihen leiden erfahrungsgemäß am stärksten, wenn es in der Folge zu einer restriktiveren Geldpolitik kommt. Ebenso ist aber auch bekannt, dass die Underperformance in aller Regel nachlässt, nachdem es zu ersten Zinserhöhungen gekommen ist.
Unternehmen ja, Staaten nein
Lesen Sie auch
Wie könnte ein Portfolio sinnvoll in dem aktuellen Marktumfeld strukturiert sein? Die GLG Flexible Bond Strategie hält sich grundsätzlich offen in eine breite Palette von Kredit- und festverzinsliche Anlageklassen, darunter fest und variabel verzinsliche Staats- und Unternehmensanleihen, Wandelanleihen, indexgebundene Wertpapiere, globale Währungen, Geldmarktinstrumente und Termineinlagen zu investieren um alle sich ergebenen Opportunitäten nutzen zu können. Im aktuellen Umfeld ist die durchschnittliche Laufzeit (Duration) des Portfolios kurz ausgerichtet. Jon Mawby setzt zudem aktuell stark auf die europäischen Kernländer. Hintergrund ist, dass er die Finanzkrise in den Staaten der Peripherie als noch nicht überstanden einschätzt. Im Bereich Emerging Markets bleibt Mawby ebenfalls vorsichtig und geht opportunistisch vor. Er konzentriert sich dabei bewusst auf Unternehmen in stabilen Währungsräumen, während er Rentenpapiere von Staaten weitestgehend meidet.