Deutsche Bank verliert den Anschluss an die Commerzbank
Neue Rekordstände beim S&P 500 und das frische Drei-Wochen-Hoch beim Nikkei scheinen den DAX auch am Donnerstag nicht zu beeindrucken. Wie ein Kaninchen vor der Schlange werden zunächst die anstehenden Termine abgewartet. Die EZB wird heute über die Tagestendenz entscheiden, der US-Arbeitsmarktbericht am Freitag hat durchaus das Potential, die Stimmung für die kommenden Wochen vorzugeben. Allerdings lässt sich die jüngste Lethargie auch technisch begründen. Mit Ausnahme der Deutschen Börse notieren inzwischen alle DAX-Werte über ihrer 21-Tage-Linie. In den vergangenen Monaten kam es vielfach zu einer Konsolidierung, wenn mehr als 85 Prozent der Aktien von oben auf ihren kurzfristigen Gleitenden Durchschnitt schauten. Zudem notiert der DAX um rund drei Prozent über seinem 21-Tage-Durchschnitt. Auch dieses Niveau ist als erhöht einzuordnen und war zuletzt mehrfach ein guter Signalgeber für Gewinnmitnahmen.
Herber Dämpfer
Nach der 0:3 Niederlage des BVB bei Real Madrid ist Katerstimmung angesagt. Nicht nur bei den Spielern und Fans, sondern auch bei den Aktionären, die doch auf eine bessere Ausgangslage für das Rückspiel gehofft hatten. Weitere Einnahmen in Millionenhöhe aus der lukrativen Champions League sind wohl nicht mehr zu erwarten, die Aktie bleibt weiter auf dem Rückzug. Einen Rückzieher musste auch die Credit Suisse machen. Wegen Rückstellungen für die noch nicht abgeschlossenen Untersuchungen des US-Justizministeriums in einem Steuerstreit mussten die Schweizer ihre Anfang Februar veröffentlichten Zahlen revidieren. Statt eines Gewinns von 267 Mio. Franken steht nun für das Schlussquartal ein Verlust von 476 Mio. Franken in den Büchern.
Die Meldung belastet auch die Aktie der Deutschen Bank, die heute die rote Laterne im DAX übernimmt. Zudem stufte J.P. Morgan die Papiere von “Overweight” auf “Neutral” und nahm das Kursziel von 40 Euro auf 38 Euro nach unten. Konkurrent Commerzbank behauptet sich hingegen im Gewinnerfeld und profitiert weiterhin vom charttechnischen Ausbruch über die Marke bei knapp 14 Euro. Seit Jahressbeginn fällt der Unterschied noch deutlicher aus. Mit Kursgewinnen von 20 Prozent ist die Commerzbank der zweitbeste DAX-Wert, während die Titel der Deutschen Bank mit minus vier Prozent in den unteren Regionen zu finden sind.
Neben der EZB könnte es sich heute auch lohnen, Fresenius Medical Care schärfer im Blick zu behalten. Das Dialyse-Unternehmen veranstaltet einen Investorentag in New York.
Auf der Suche nach Rendite
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Bevor wir gleich zur Invest aufbrechen, schauen wir noch kurz über den Tellerrand. Für die Länder der Euro-Peripherie hat sich die Situation an den Anleihemärkten in den vergangenen Monaten deutlich entspannt. Die Zinsen für zehnjährige spanische oder italienische Bonds sind so niedrig wie selten zuvor. Noch deutlicher ist die Bewegung in Portugal. Die Rendite für zehnjährige portugiesische Staatsanleihen fiel im ersten Quartal von sechs auf vier Prozent. Gut für die Staatsfinanzen, aber schlecht für Investoren. Denn auch in anderen Anlageklassen wird es immer schwieriger, eine attraktive Verzinsung zu kassieren. In den meisten Märkten kann bei einem Kauf heute weniger Rendite erzielt werden als noch im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre, errechnete die DZ Bank. Betroffen davon sind nicht nur Staatsanleihen oder bonitätsstarke Unternehmensanleihen, sondern auch der Aktienmarkt. Bestes Beispiel ist der DAX. Wegen der Rally der vergangenen Monate ist die durchschnittliche Dividendenrendite auf rund 2,3 Prozent gefallen. Vor rund einem Jahr erreichte die Verzinsung noch rund 3,1 Prozent.