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    Konjunktur China  1274  0 Kommentare Wieso wird Chinas Währung schwächer?

    Chinas Konjunktur ist in den letzten Monaten unter Druck geraten. Die in der vorigen Woche veröffentlichten Einkaufsmanagerindizes deuten auf eine deutliche Verlangsamung des Wirtschaftswachstums hin. Wie reagiert nun die chinesische Regierung auf die schwächere Wirtschaft? Ist die Abwertung der chinesischen Währung um ca. 2.5% seit Jahresbeginn die entsprechende Antwort? Nachdem der Renminbi in den letzten Jahren stetig - ohne große Wertschwankungen angestiegen ist - verlor er in den letzten Monaten signifikant an Wert.
     
    Es ist zweifelhaft, daß China einen billigeren Renminbi als Konjunkturstütze einsetzt. Eine schwächere Währung als Wachstumshilfe steht im Widerspruch zu den Reformbestrebungen im Reich der Mitte. Die neue Regierung orientiert ihre Wirtschaftspolitik am strukturellen Anpaßungsbedarf und weniger an den konjunkturellen Schwankungen. Der eigentliche Grund für den schwächeren Renminbi ist vielmehr die Flexibilisierung der Währung. An der Jahrestagung des Volkskongreßes wurde bestätigt, daß die Konvertibilität der chinesischen Valuta vorangetrieben werden soll. Schließlich ist die bisherige Währungspolitik mit Problemen behaftet. Sie zementierte die Erwartungen der Finanzmarktteilnehmer, wonach der Renminbi einer Einbahnstraße gleicht und praktisch nicht schwankt. Daraus resultieren hohe spekulative Währungszuflüße. 
     
    Bevor der Renminbi den natürlichen Marktkräften überlaßen werden kann, müßen diese einseitigen Wetten beseitigt werden. Damit die spekulativen Währungszuflüße versiegen, muß der Renminbi stärker schwanken. Mit der jüngsten Abwertung gab die chinesische Zentralbank eine Initialzündung für stärkere Kurßchwankungen. Die Zentralbank wird versuchen, diese Schwankungen mit weiteren Maßnahmen beizubehalten. Dazu gehört auch die Erweiterung der Bandbreite der zugelaßenen Schwankungen um den täglich fixierten USD-CNY-Wechselkurs von 1% auf 2%, welche Mitte März in Kraft gesetzt wurde. Zudem wurde der Überschuß der chinesischen Leistungsbilanz – ein häufiges Indiz für eine unterbewerte Währung –in den vergangenen Jahren kräftig reduziert. Während eine maßive Unterbewertung des Renminbi in früheren Jahren noch Konsens war, dürfte zukünftig vermehrt kontrovers diskutiert werden, wo sich der faire Wert befindet, was das Wechselkursrisiko in beide Richtungen lenkt. 
     
    In der kurzen Frist ist mit höheren Schwankungen des Renminbi zu rechnen. So lange sich die Reihe schwächerer Makrodaten in China fortsetzt, dürfte die Nachfrage nach der chinesischen Valuta gedämpft bleiben. Mittelfristig wird der Renminbi jedoch weiter aufwerten. Schließlich unterstützt eine stärkere Währung die Abkehr von einer investitionsgetriebenen Volkswirtschaft hin zu einem Wirtschaft, in welcher der Binnenkonsum eine stärkere Rolle spielt. (Gastbeitrag von ALESSANDRO BEE, Ökonom, Bank J. Safra Sarasin)





    Alessandro Bee
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    Alessandro Bee promovierte am Wirtschaftswissenschaftlichen Institut der Universität Basel und absolvierte gleichzeitig mehrere Lehrgänge am Studienzentrum der Schweizerischen Nationalbank in Gerzensee. Im Jahr 2006 trat er in die Bank J. Safra Sarasin ein und ist als Ökonom und Fixed Income Strategist für Konjunktur- und Zinsprognosen verantwortlich. Im Jahr 2011 baute er für die Bank J. Safra Sarasin in Hongkong ein Economic Research auf.
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    Verfasst von 2Alessandro Bee
    Konjunktur China Wieso wird Chinas Währung schwächer? Chinas Konjunktur ist in den letzten Monaten unter Druck geraten. Die in der vorigen Woche veröffentlichten Einkaufsmanagerindizes deuten auf eine deutliche Verlangsamung des Wirtschaftswachstums hin. Wie reagiert die chinesische Regierung auf die schwächere Wirtschaft?