Deflationsgefahr
EZB konkretisiert Pläne für Staatsanleihenkäufe
Foto: Monika Flückiger - World Economic Forum
Die Planungen der Europäischen Zentralbank (EZB) für ein Ankaufprogramm für Staatsanleihen zur
Deflationsbekämpfung nehmen konkretere Formen an. Wie das Nachrichten-Magazin „Der Spiegel“ berichtet, könnte das Volumen der Käufe prinzipiell unbegrenzt sein. Sollte sich ein erstes Programm mit
einem Volumen von zum Beispiel einer Billion Euro als unwirksam erweisen, könne eben ein neues aufgelegt werden, heißt es in der EZB.
Doch nach welchem Schlüssel sollten im Rahmen eines möglichen Programms Staatsanleihen vom Markt genommen werden? Auch hierzu stellen die Experten der Notenbank Überlegungen an. Möglich sei, so der
„Spiegel“, dass sich die Quoten nach den Anteilen der Mitgliedsländer am EZB-Kapital orientieren. Dann entfiele auf deutsche Staatsanleihen ein Anteil von 26 Prozent, auf französische von 20
Prozent und auf italienische von 18 Prozent. Denkbar sei aber auch, dass sich die Quoten nach den Marktanteilen der Staatsanleihen richten. Dann kämen italienische Papiere auf einen Anteil von 25
Prozent, deutsche und französische auf jeweils 22 Prozent. Konservative Geldpolitiker wiederum finden, dass allenfalls Anleihen bester Bonität akzeptiert werden
sollten.
Viele sehen eine solche sogenannte Quantitative Lockerung sowieso nur als „letzte Waffe“, deren Einsatz derzeit extrem unwahrscheinlich sei. Sollte der EZB-Rat etwa im Juni tatsächlich zum Handeln
gezwungen sein, wenn die neue mittelfristige Inflationsprognose vorliegt, seien andere Lösungen wahrscheinlicher.
Möglich sei etwa, so heißt es nach Informationen des „Spiegel“, eine weitere Leitzinssenkung auf 0,15 Prozent mit einem negativen Einlagenzins für Banken in Höhe von minus 0,1 Prozent zu verbinden.
Denkbar sei auch ein Paket, zu dem zusätzlich ein neuer Langfristkredit für Banken zu Niedrigzinsen gehören könnte. Eine ähnliche Operation, die EZB-Chef Mario Draghi später nach einem
Krupp-Geschütz „Dicke Bertha“ benannte, hatte die EZB vor rund zwei Jahren schon einmal unternommen. Diesmal wird darüber nachgedacht, den Kredit besonders günstig zu machen, wenn die Banken ihre
Kreditvergabe im Gegenzug erhöhen. Viele Zentralbanker hoffen allerdings, dass sie im Juni gar nichts unternehmen müssen: Denn die anziehende Konjunktur könnte die Inflationsaussichten wieder näher
an die Zwei-Prozent-Marke rücken.