Kupfer im chinesischen Jahr des Pferdes
Der Kupferpreis gilt als Barometer für den Zustand der Weltwirtschaft. Wenn es nach den aktuellen Notierungen ginge, müsste es der globalen Konjunktur schlecht gehen. Nachdem der Kupferpreis am 20. März mit 6434,00 US-Dollar auf den niedrigsten Stand seit Juni 2010 gefallen ist, notiert die Tonne Kupfer aktuell an der Londoner Metallbörse (LME) wieder bei rund 6700,00 Dollar. Der Industrierohstoff Kupfer wird überall gebraucht – sei es in technischen Geräten, Rohren, Leitungen oder im Maschinenbau. Boomt die Wirtschaft und wird viel produziert, steigt der Preis. Die Urbanisierung und Industrialisierung Chinas waren die Basis für einen der längsten Bullenmärkte bei den Industriemetallen. Davon ist nichts mehr zu sehen, doch gelingt wenigstens die Übung der Stabilisierung um 6.500 Dollar?
Mit großen Infrastrukturprojekten schirmte die Regierung das Land vor den Folgen der Finanzkrise ab. Zuletzt gingen 17 Prozent der chinesischen Investitionen in Infrastrukturprojekte. Entsprechend negativ würde sich ein denkbarer Rückgang der Infrastrukturausgaben an den Metallmärkten auswirken. Rund 40 Prozent der weltweiten Nachfrage nach Kupfer stammen aus China, wo das Wachstum in diesem Jahr um 7 oder 7,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr fallen dürfte – den niedrigsten Stand seit den 90er Jahren. Die Lagerbestände haben jüngst noch kräftig zugelegt. Im Januar um 53 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, im Februar lag der Zuwachs bei 27 Prozent. Jetzt geht plötzlich die Angst um, dass verpfändete Lagerbestände abgestoßen werden müssen. Solche Notverkäufe würden den Kupferpreis weiter sinken lassen. Der Abschwung am Kupfermarkt steht also in starkem Zusammenhang mit China:
Chinas Einfluß auf den Kupferpreis
Zum einen lässt die Nachfrage aus der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt nach, zum anderen hat sich der Industrierohstoff zu einem Finanzprodukt entwickelt, das die Daten verzerrt. In China wird Kupfer nämlich auch als Sicherheit für zinsgünstige Kredite und Unternehmensanleihen hinterlegt, um Unternehmen zu finanzieren oder auf steigenden Finanzmärkten zu spekulieren. Ein großer Teil von Chinas Kupfereinfuhren – Schätzungen schwanken zwischen 40 und 80 Prozent – wird für Finanzierungen benutzt.
Meist werden die Geschäfte über das Schattenbankenwesen abgewickelt. Verunsichert sind Anleger aktuell durch den ersten Ausfall einer Unternehmensanleihe auf dem riesigen Bond-Markt in China. Das Solarunternehmen Shanghai Chaori Solar Energy Science & Technology konnte Anfang März eine fällige Zinszahlung nicht mehr leisten. Angesichts der konjunkturellen Probleme könnte es in China auch eine Pleitewelle geben. Konkret droht derzeit der Bankrott einer großen Baufirma. Dann könnten die Banken nach Ansicht von Analysten ihre Kupferbestände verkaufen, um so doch noch an ihr Geld zu kommen. Als weitere Belastung für den niedrigen Kupferpreis gilt die zu erwartende Zinserhöhung der US-Notenbank. Anziehende Zinsen in der weltgrößten Volkswirtschaft USA könnten dann die Konjunktur weltweit bremsen und damit auch die Kupfernachfrage.