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    EZB-Abwertungsstrategie  8599  0 Kommentare Droht bei Euro-Abwertung ein Währungskrieg?

    Der Euro steht zwar noch auf recht jugendlichen Beinen, doch ist der europäischen Gemeinschaftswährung  globaler Beachtung gewiss. Zu stark, sagen die Einen. Zu schwach, die Anderen. Die Meinungen über den Euro dividieren gerade vor der Europawahl sehr stark. Könnte eine Abwertung des Euro gefährlich werden?

    In einer Kolumne für die "Welt" geht Thomas Straubhaar, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Hamburg sowie Direktor des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI), auf Forderungen nach einer stärkeren Währung ein. So schreibt beispielsweise die Alternative für Deutschland (AfD) in ihrem Wahlprogramm für die Europawahl, die europäische Einheitswährung habe dazu geführt, „dass der Euro für den Süden Europas sowie für Frankreich überbewertet ist.“ Für Deutschland sieht die europakritische Partei ein ganz anderes Problem: „Für Deutschland ist der Euro dagegen unterbewertet. Deutsche Exporte werden künstlich verbilligt, Importe zulasten der Konsumenten und der heimischen Produzenten verteuert.“

    Straubhaar räumt mit dieser Kritik auf. Der in den letzten Jahren deutlich aufgewertete Euro sei bereits eine starke Währung. In Folge der Aufwertungen in der jüngsten Vergangenheit, gebe es bereits „Klagen europäischer und auch deutscher Unternehmer [...] , der Euro sei ‚überbewertet‘, was sich negativ auf die Exporte auswirke.“ Eine Frage also, die entzweit: Ist der Euro lediglich für den Süden Europas und Frankreich zu stark – oder betrifft diese Problematik den gesamten Euroraum, inklusive Deutschland? Dem Professor zufolge ist „es eher die Stärke als die Schwäche […] , die der deutschen Wirtschaft Sorgen bereitet.“

    Welche Argumente sprechen für eine Abwertung?

    Straubhaar greift für seine Argumentationen, der Euro sei bereits zu stark, auf die Automobilindustrie zurück. Insbesondere zieht er den Vergleich zwischen der deutschen und der japanischen Situation. Denn hier seien die Zahlen besonders deutlich: Straubhaars Ausführungen zufolge wertete der Euro seit Herbst 2012 gegenüber dem japanischen Yen um 44 Prozent auf. Was diese Aufwertung bedeutet, ist klar: Deutsche Unternehmen – im Beispiel sind es explizit Unternehmen der Automobilbranche – haben global gesehen Preisnachteile. „Kostete ein Toyota 2012 beispielsweise noch fünf Millionen Yen, entsprach das damals rund 50.000 Euro, aus heutiger Sicht aber sind das weniger als 36.000 Euro“, schreibt der Professor.

    Der starke Euro sei nicht nur für den Süden Europas problematisch. Zwar seien Länder wie Italien, Spanien, Portugal und Griechenland angesichts des starken Euro schon länger alarmiert, doch kämpfe die gesamte „europäische Wirtschaft gegen die Folgen eines zu starken und nicht eines zu schwachen Euro.“ Um beim Auto-Beispiel zu bleiben: Toyota habe Volkswagen bereits Marktanteile abgenommen. „Einfach so. Ohne besser, sondern nur billiger zu sein.“

    Eine Abwertung des Euro könnte sehr gefährlich werden

    Doch aus dieser Analyse folgt nicht zwangsläufig der Ruf nach einer Abwertung des Euro. Straubhaar jedenfalls fordert dringend, der EZB-Präsident Mario Draghi solle „die Finger von künstlichen Wechselkursmanipulationen lassen.“ Eine Abwertung des Euros könne zwar auf den ersten Blick den Anschein erwecken, die Probleme im Euro-Raum zu lösen. Doch die Konsequenzen einer solchen Geldpolitik könnten um ein Vielfaches gefährlicher sein als die aktuelle Lage. Dann nämlich werde es brenzlig, wenn ein Währungskrieg droht. Die Gefahr liegt im Gewicht, das der Euro erlangt hat. „Anders als bei der kleinen Schweiz, deren Wechselkurspolitik für die Weltwirtschaft insgesamt kaum von großer Relevanz ist, würde eine Abwertungsstrategie der großen EZB von anderen Zentralbanken nicht einfach so akzeptiert werden“, schreibt der Professor in seiner Kolumne für die „Welt“.

    Die Folgen einer gegenseitigen Abwertungsspirale wären fatal, heißt es. Würden weltweit Gelddruckmaschinen angeschmissen, verliere das Geld zwangsläufig an realer Kaufkraft.  Was dann folgt, ist niederschmetternd: Mit der Zeit verschwinde das Vertrauen in Geld als Bewahrer von Vermögen. 




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