Wölbern-Skandal
Verbrannte Erde bei den geschlossenen Fonds
Am Montag beginnt der Prozess gegen den ehemaligen Wölbern-Chef Heinrich Maria Schulte. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Untreue in 360 Fällen vor. Bis zum August
will das Gericht in 15 Verhandlungstagen klären, wie es dazu kommen konnte, dass Kapital aus mehreren Fondsgesellschaften unrechtmäßig an die Seite geschafft wurde.
Der „Wölbern-Skandal“ hat die Branche der Anbieter geschlossener Fonds härter getroffen als die kriminelle Energie der S&K-Jungspunde - eine Erkenntnis aus zahllosen Gesprächen mit
Initiatoren und Vertrieben. Hier ein Newcomer, der mit einem undurchsichtigen Geschäftsmodell, aber verführerisch hohen Provisionen und Rendite-Aussichten die Gier mancher Branchenteilnehmer
bediente. Dort ein etabliertes Emissionshaus mit bislang überdurchschnittlich guten Fonds, das fair mit seinen Anlegern umging und daher bei zahlreichen Sparkassen, Banken und freien
Finanzdienstleistern erste Wahl war. Kein Wunder, dass die betroffenen Vermittler und privaten Investoren auch auf Angebote anderer Initiatoren skeptisch reagieren. Zurückhaltend
ausgedrückt.
Verbrannte Erde bei den geschlossenen Fonds - verbranntes Kapital bei den offenen. Drescher & Cie. hat ermittelt, wie sich die Abwertungs– und Verkaufsverluste von insgesamt 5,4 Milliarden Euro
bei den Fonds in Liquidation zusammensetzen. Mancher Fonds hat bereits mehr als 50 Prozent des ursprünglichen Wertes verloren und noch keinerlei Rückzahlung geleistet. Und das als reguliertes
Produkt.
Die Frage nach der Notwendigkeit der Regulierung stellt sich also nicht ohne Grund. Welche Schlupflöcher lässt das KAGB, und was für Risiken gehen Anleger mit solchen Angeboten ein? Große
Überraschung: Auch in der Nische gibt es solche und solche. Um eine individuelle Prüfung kommt niemand herum.
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Ihr Markus Gotzi
Chefredakteur "Der Fondsbrief"