EU-Wahl Nachlese
CDU-Politiker Bosbach sieht AfD nicht als politische Eintagsfliege
Foto: Armin Linnartz - CDU Deutschland
Nach Ansicht des CDU-Innenpolitikers Wolfgang Bosbach hat sich die AfD mit der Europawahl auf Dauer in Deutschland etabliert: „Ich glaube nicht, dass die AfD eine
politische Eintagsfliege ist. Sie ist eine relevante politische Kraft, die man nicht einfach ignorieren sollte“, sagte Bosbach in einem Interview mit der Wochenzeitung „Die Zeit“.
Zugleich sprach Bosbach sich für einen Kurswechsel gegenüber der neuen Partei aus. Die Strategie, die AfD „konsequent zu ignorieren, in der Hoffnung, den Wählern würde dann gar nicht auffallen,
dass es die Partei gibt“, sei „kein Erfolgsmodell“. „So kann man vielleicht verfahren, wenn eine Partei unterhalb der Wahrnehmungsschwelle liegt, um sie nicht aufzuwerten. Aber die AfD hat mit viel
Geld und Engagement gekämpft und ein beachtliches Wahlergebnis erzielt. Wenn wir der politischen Auseinandersetzung mit ihr weiter ausweichen, hinterlässt das beim Publikum den Eindruck von
mangelndem Mut und Sprachlosigkeit“, so der Vorsitzende des Innenausschuss im Deutschen Bundestag.
Dem langjährigen Koalitionspartner FDP bescheinigte der CDU-Politiker hingegen „Realitätsverlust“: „Am meisten Sorgen macht mir, dass die Verluste der FDP anders als noch bei der Bundestagswahl
kaum der CDU zugute kamen. Ich fürchte, dass bei den Liberalen langsam der Realitätsverlust einsetzt. Wenn Christian Lindner erklärt, dass es keine Überschneidungen zwischen AfD und FDP gäbe, ist
das Wunschdenken.“ Die FDP werde „noch längere Zeit im Tal der Tränen verharren“.
Skeptisch äußerte sich Bosbach in der „Zeit“ auch zu den Aussichten des konservativen Spitzenkandidaten Jean-Claude Juncker, Kommissionspräsident zu werden. Die Wahrscheinlichkeit bezifferte
Bosbach mit „50:50. Höchstens 51:49“.