The French Connection
Tapie, Sarkozy, Hollande, Platini – in Frankreich klüngelt man in Sachen Wirtschaft und Politik gerne genauso zusammen wie zwischen Fußball und Politik. Manchmal dürfen dabei auch deutsche Protagonisten als Gaststars mitspielen – die Verbindungen Tapie, Beckenbauer und Hoeness wurden reichlich thematisiert. Jetzt geht es in Frankreich um Alstom und wieder kommen alle Parteien zum Zug und die Deutschen dürfen vertreten durch Siemens wieder mitmachen. Wir schauen uns die French Connection einmal an und zeigen Ihnen die Querverbindungen beim Wettstreit Alstom, Siemens und GE einmal auf. Dazu gehört noch ganz wesentlich Bouygues Telecom – mancher dürfte das Unternehmen vom gleichnamigen Tour-de-France Radteam kennen.
Starke Vernetzung
Der französische Markt erlebt einige Umbrüche, die sich an der Schnittstelle von Bouygues und Alstom bündeln. Es geht einmal um den Telekommunikationsmarkt (Bouygues) und auf der anderen Seite steht die Übernahmeschlacht um Alstom. Das Salz für die Suppe liefert wie so oft die französische Regierung mittels Ihres unbedingten Einmischungsdrangs. Im beigefügten Schaubild haben wir die Zusammenhänge dargestellt.
GE-Angebot und Siemens-Alternative
General Electric bietet 12,35 Mrd für die Energiesparte von Alstom plus die Schaffung von 1.000 neuen Arbeitsplätzen. Die neuen Stellen sollen die französische Politik beruhigen, die Angst vor den Amerikanern hat und grundsätzlich eher das für Montag angekündigte Siemenangebot für die Energiesparte bevorzugt. Dem Konsortium steht sie jedoch skeptisch gegenüber, da hier die Befürchtung naheliegt, dass Alstom dann zerschlagen wird.
Das Siemensangebot beinhaltet zudem die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens für das Bahngeschäft unter französischer Führung. Das Konsortium mit Mitsubishi und Hitachi wurde gegründet, um möglichen kartellrechtlichen Problemen zuvorzukommen. Auf der anderen Seite wiederum scheint der aktuelle Alstom CEO, Patrick Kron, die GE-Lösung zu favorisieren.
Auswirkungen auf den Telekommunikationsmarkt
Wo besteht nun die Verbindung zum französischen Telekommunikationsmarkt? Bouygues hält 29 Prozent der Alstom-Anteile und ist an einer Übernahme des Konzerns durch Siemens oder GE interessiert. Hier kommt gleich die französiche Regierung ins Spiel. Um eine bessere Kontrolle über den Alstom Deal zu bekommen, erwägt Sie den Kauf von Bouygues‘ Alstom-Anteilen. Finanziert würde dies über die Veräußerung von bis zu 15 Prozent der Staatsanteilen an EDF.
Orange, das frühere France Telecom, und Iliad bieten um die Telekomsparte von Bouygues. Hier sind 3 Mrd. Euro im Gespräch. Wahrscheinlich ist, dass sich beide Unternehmen den Deal teilen, um einer möglichen Monopolbildung aus dem Weg zu gehen. Iliad könnte der Hauptprofiteur des Geschäfts sein, da es momentan der kleinste Wettbewerber ist und damit ordentlich Marktanteile gewinnen würde. Bouygues Telecom hatte noch vor kurzem selbst für SFR geboten, die Telekomsparte von Vivendi. Jedoch bekam der Wettbewerber Numericable hier den Zuschlag.
Zusammenfassend gilt festzuhalten, dass der französische Telekommunikationsmarkt sich auf drei Unternehmen konsolidiert: Orange, Iliad und Numericable. Für die drei sollte dies positiv sein, da weitere Übernahmen aus kartellrechtlichen Gründen wohl ausgeschlossen sind und so eine gewisses Marktgleichgewicht entstanden ist, das konstantere Einahmen garantieren kann.