Russland stemmt sich gegen die Talfahrt

Russland will dieses Mal richtig Gas geben. Schließlich qualifizierte sich das Land bisher für drei Fußball-Weltmeisterschaften, über die Vorrunde kam das Team aber nie hinaus. Auch mit Trainer Fabio Capello dürfte sich daran wenig ändern. Immerhin startete man aber mit einem Unentschieden gegen Südkorea ins WM-Turnier. Heute spielt die Mannschaft gegen die in der Fifa-Weltrangliste sechs Plätze höher eingestuften Belgier. Eine hohe Hürde. Im Vergleich dazu steht die russische Wirtschaft aber vor wesentlich größeren Herausforderungen.

Während die vom Westen verhängten Sanktionen bisher kaum Folgen für die Konjunktur haben, setzt ein Mix aus massiver Kapitalflucht, hohen Zinsen und schwacher Inlandsnachfrage dem Land zu. Allein im ersten Quartal wurden mehr als 50 Milliarden Dollar aus dem Land abgezogen. Um den Abfluss zu stoppen, erhöhte die Zentralbank Ende April den Leitzins auf 7,5 Prozent. Der Erfolg fällt bisher bescheiden aus, die ohnehin schwache Wirtschaftsentwicklung dürfte unter den hohen Zinsen noch mehr an Dynamik verlieren. Nachdem das Bruttoinlandsprodukt Ende 2013 noch um zwei Prozent zulegte, lag das Plus im ersten Quartal nur noch bei 0,9 Prozent. Eine Rezession scheint im Jahresverlauf durchaus möglich.

Clevere Strategie gefragt

Gazprom (in USD) auf Jahressicht

Die russischen Nationalspieler verdienen heute kaum noch ihr Salär in den großen europäischen Ligen. Ganz anders die Lage bei Gazprom. Für den Öl- und Gasgiganten sind die westeuropäischen Märkte die lukrativste und wichtigste Absatzregion. Aber schon jetzt setzen die Russen nicht alles auf eine Karte, Verhandlungen mit China über langfristige Lieferverträge laufen bereits. Allerdings dürfte der Bau der notwendigen Pipelines ein kostspieliges Projekt werden. Nach dem jüngsten Kursrutsch stabilisierte sich die Gazprom-Aktie wie bereits beim Crash 2008 und in 2013 im Bereich um fünf Dollar und zeigte eine Erholung. Aus fundamentaler Sicht werden die Papiere mit einem hohen Risikofaktor belegt. Auf Basis der Gewinnschätzungen für 2015 liegt das KGV bei lediglich drei. Zugleich notieren die Papiere um gut 60 Prozent unter dem Buchwert und bieten eine Dividendenrendite von mehr als fünf Prozent. Bei der derzeit hohen Volatilität in der Aktie könnte ein Discountpapier, beispielsweise die WKN DT3MYJ, eine Alternative zu einem Direktinvestment sein. Anleger erzielen bereits einen Volltreffer, wenn die Aktie bis zum Laufzeitende im Dezember über dem Cap von sieben Dollar notiert. Eine Alternative für optimistischere Anleger ist der Discounter mit der WKN CB64BH, der ebenfalls bis Dezember 2014 läuft, aber einen Cap bei 8,50 USD hat. Hier liegt die Renditechance bei rund 20 Prozent per anno, der Discount macht aber lediglich knapp sechs Prozent aus.