Die Spur des Geldes
Von der Spenderliste in den Bundestag – Alles nur Zufall?
Sie sitzen im Aufsichtsrat eines Energiekonzerns und möchten sich beruflich neu orientieren? Wie wäre es mit einem Bundestagsmandat, inklusive Sitz im Energieausschuss? Der Zufall macht's möglich - oder?
Ein Aufsichtsratsmitglied von drei Vattenfall-Tochterfirmen spendet im November 2012 4.500 Euro an einen SPD-Unterbezirk in Brandenburg. Wenige Wochen später wählen die Genossen ausgerechnet jenen noblen Spender zum Direktkandidaten für die Bundestagswahl. Zufall? Im März 2013 spendet der frisch gebackene Direktkandidat weitere 5.500 Euro an seine Partei – und wird tatsächlich über die Landesliste in den Bundestag gewählt. Wieder nur Zufall?
Der Fall des SPD-Bundestagsabgeordneten und Vattenfall-Aufsichtsrats Ulrich Freese sorgt derzeit für Wirbel. Wie der „Spiegel“ meldet, bestätigt Freese inzwischen die Spenden, weist aber gleichzeitig den Vorwurf zurück, sich damit Vorteile für die Kandidatur erkauft zu haben.
Dennoch wirft der Fall die Frage auf, wie viele Zufälle es eigentlich geben kann bzw. ob sich dem Zufall eventuell ein bisschen auf die Sprünge helfen lässt. So erfreute sich Freese nicht nur der anscheinenden Beliebtheit in seinem Wahlkreis. Wie der Zufall es so will, verfügte er außerdem laut „Spiegel“ über eine prall gefüllte Wahlkampfkasse durch Spenden in Höhe von 86.546 Euro. Und zufälligerweise lässt sich zumindest ein Teil der Summe auf ehemalige oder aktuelle Führungskräfte von Vattenfall zurückführen. Der frühere Vattenfall-Manager Hermann Borghorst etwa bestätigte gegenüber dem „Spiegel“ eine Zahlung von 1.000 Euro. Damit ist Borghorst einer von insgesamt 87 Einzelpersonen, die Freeses Wahlkampfkasse aufgebessert haben. Allerdings müssen die Namen der Spender erst ab einer Summe über 10.000 Euro hinaus veröffentlicht werden. Mensch, das mit dem Zufall ist aber auch eine Sache.
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Jenem Zufall ist sicher auch die Tatsache geschuldet, dass Freese mittlerweile im Bundestag ausgerechnet im Ausschuss für Wirtschaft und Energie sitzt, neben seinen drei Aufsichtsratsposten bei den Vattenfall-Töchtern wohlbemerkt. Und dieser Zufall hat bestimmt auch seine Finger im Spiel, dass Vattenfall ausgerechnet in Freeses Wahlkreis Braunkohletagebaue und Kraftwerke betreibt. Bleibt die Frage: Wie viele Zufälle kann es eigentlich geben?