checkAd

    Konjunktur Mexiko  2603  0 Kommentare "Ich glaube an Mexikos Zukunft"

    Viele Anleger setzten für dieses Jahr angesichts der besseren weltwirtschaftlichen Aussichten und der ganzen geplanten Reformen im Land große Hoffnungen auf den mexikanischen Markt. Diese Begeisterung hat offenbar nachgelassen, und das Wirtschaftswachstum fiel 2014 bisher gedämpft aus. Ich glaube an Mexikos Zukunft, obwohl es kurzfristige Rücksetzer geben dürfte, während in Mexiko weiter Reforminitiativen umgesetzt (und manche infrage gestellt) werden. Ich habe ein Mitglied meines Teams aus Mexiko-Stadt, Rodolfo Ramos Cevallos, gebeten, uns seine Erkenntnisse zu unserem Investmentausblick für Mexiko und zu den potenziellen Chancen mitzuteilen, die wir dort erkennen.
     
    Rodolfo Ramos Cevallos, CFA®, Vice President/Investment Analyst, Templeton Emerging Markets Group:
     
    Unseres Erachtens haben die mexikanischen Aktienmärkte in den letzten Jahren eine Reformeuphorie eingepreist, vor allem 2012, als Enrique Peña Nieto zum Präsidenten gewählt wurde und ein ehrgeiziges, radikales Programm für – meist unternehmensfreundliche – Veränderungen vorstellte. Sein „Pakt für Mexiko“ konnte eine Reihe von Strukturreformen durchsetzen, die jahrzehntelang absolut unerreichbar schienen.
     
    Die meisten Menschen erwarten sich von diesen Reformen insgesamt und auf lange Sicht positive Effekte auf die mexikanische Wirtschaft. Kurzfristig könnten manche Reformen jedoch nachteilige Wirkungen zeigen wie höhere Steuersätze, die den Konsum bremsen dürften, bis sie verkraftet sind. Eine weitere Reform, die sich erwartungsgemäß kurzfristig negativ auf Teile der Wirtschaft auswirken dürfte, ist die Telekom-Reform. Sie könnte ungünstige Bedingungen für Mobilfunkbetreiber schaffen.
     
    Unserer Ansicht nach könnte das derzeit laufende Reformprogramm in Mexiko die Wirtschaft erneut auf Wachstumskurs bringen und anderen Ländern ein positives Beispiel geben. Das bestimmte etablierte Interessengruppen in Mexiko gegen die Reformen opponieren, ist unvermeidlich, doch Beharrlichkeit könnte unserer Ansicht nach klar positive Ergebnisse bringen – für die Landesbevölkerung ebenso wie für die Anleger.
     
    Die nach unserem Dafürhalten aussichtsreichste Reform, die Mexiko bislang durchführt, betrifft die Liberalisierung des Energiesektors. Die schwierigste Phase des Genehmigungsverfahrens war die Verfassungsänderung, die im letzten Jahr abgeschlossen wurde. Der Kongress debattiert zurzeit über die abgeleiteten Rechtsvorschriften. Diese liefern zusammen mit den noch zu veröffentlichenden Standards weitere Informationen zur Umsetzung der Reform.
     
    In den letzten Monaten hatten wir Gelegenheit zu Begegnungen mit Vertretern verschiedener Unternehmen aus Mexiko und anderen Ländern auf dem amerikanischen Kontinent, (unter anderem) aus dem Energiesektor. Darunter waren sowohl Explorations- und Produktionsunternehmen als auch einschlägige Regulierungsbehörden. All diese Akteure warten gespannt auf die Verabschiedung der Gesetze, um sich an einer potenziell sehr vielversprechenden Entwicklung zu beteiligen. Für uns ist die Reform des Energiesektors für Mexiko definitiv das bedeutsamste Ereignis seit der Unterzeichnung des nordamerikanischen Freihandelsabkommens (NAFTA) vor 20 Jahren, und wir verfolgen weiter aufmerksam alle neuen Entwicklungen. Eine erfolgreiche Umsetzung könnte unserer Ansicht nach in den nächsten Jahren positive Ausstrahleffekte auf die breitere mexikanische Wirtschaft haben.
     
    Marktbewertungen 
     
    Obwohl der mexikanische Aktienmarkt 2014 bisher Schwäche zeigte, sind viele Anleger noch immer zumindest teilweise positiv gestimmt. Der Markt verzeichnet unseren Analysen zufolge einen Bewertungsaufschlag auf viele andere lateinamerikanische Märkte. Kurzfristig beurteilen die Anleger den zeitlichen Verlauf eines Konjunkturaufschwungs offenbar vorsichtiger. Das letzte Jahr war ausgesprochen heikel. Die Konjunktur entwickelte sich deutlich schwächer als von vielen Prognostikern erwartet. Das lag unter anderem zum Teil an ungünstiger Witterung, geringeren Staatsausgaben, finanziellen Problemen bei drei der größten Eigenheimbauer Mexikos und an der Ungewissheit um die mexikanische Haushaltsreform. Das BIP-Wachstum belief sich für 2013 auf magere 1%[1]. Manche Anleger befürchten, dass die Konjunktur verzögert auflebt und das Wirtschaftswachstum 2014 erneut enttäuschen könnte. Der Internationale Währungsfonds (IWF) geht derzeit fürs laufende Jahr von 3% BIP-Wachstum aus.[2]
     
    Die Haushaltsreform in Mexiko wirkte sich auf Unternehmen und Bürger aus. Ende 2013, vor der Umsetzung der Steuerreform, herrschte enorme Unsicherheit unter Unternehmen, und viele stoppten Investitionen und Einstellungen. Nach dem ersten Quartal 2014 richten sich die Unternehmen bereits nach den neuen fiskalpolitischen Regelungen. Das stimmt uns zuversichtlicher, dass viele Unternehmen höhere Steuern verkraften können. Auf Konsumentenseite wurden unter anderem Verbrauchsteuern auf zuckerhaltige Getränke und Nahrungsmittel mit hohem Kaloriengehalt erhoben, was sich negativ auswirkte, weil Mexiko beim Konsum von Erfrischungsgetränken international zur Weltspitze gehört. Außerdem wurde die Einkommensteuer für Besserverdienende erhöht. Trotz dieser Steuererhöhungen sollten sich die Verbraucherausgaben im zweiten Quartal 2014 erholen können, da wir allmählich mehr Klarheit über die neuen Vorschriften haben und die Konjunktur insgesamt anzieht, wie wir hoffen.
     
    Unser Anlageschwerpunkt und unser Investmentverfahren
     
    Da Mexiko derzeit zu den lateinamerikanischen Ländern mit der niedrigsten Marktdurchdringung im Bankensektor zählt, halten wir Unternehmen aus dem Finanzsektor für reizvolle Anlagechancen. Der Finanzsektor repräsentiert unserer Ansicht nach ganz gut die Gesamtwirtschaft und ist auch ein geeignetes Vehikel, um sich im potenziellen Konsumwachstum zu engagieren. Der Sektor könnte unseren Erwartungen nach weiter wachsen und auf ansprechendem Rentabilitätsniveau arbeiten.
     
    Ein weiterer Sektor, den wir interessiert verfolgen, ist der Bergbau. Selbst unter Berücksichtigung der unlängst eingeführten Förderabgaben gibt es unseres Erachtens kostengünstige Prozenten mit interessantem Produktionssteigerungsprofil für Basis- und Edelmetalle.
     
    Persönliche Kontakte zum Management und Besuche von Betriebsstätten sind fester Bestandteil unserer Anlagestrategie. Außerdem sprechen wir zum Referenzabgleich auch mit Aufsichtsbehörden, Kunden, Zulieferern und Konkurrenten. Dieser Prozess hat sich als entscheidend erwiesen, vor allem bei der Einschätzung der Auswirkungen der verschiedenen Reformen, etwa im Telekom-, Finanz-, Fiskal- und Energiesektor. Die Unternehmen, mit denen wir sprechen, sind offenbar bereit, die Herausforderungen anzunehmen und die Chancen zu nutzen, die diese aufsichtsrechtlichen Veränderungen bringen, und konzentrieren sich auf die Variablen, die sie steuern können. Wir halten auch Ausschau nach Unternehmen, die klar und prompt mit Anlegern kommunizieren und solide Corporate-Governance-Praktiken pflegen.
     
    Sicherheitsbedenken sind in Mexiko durchaus angebracht. Dieses Problem sollte unserer Ansicht nach weiterhin auf der Tagesordnung stehen. Wir groß es ist, ist für uns schwer zu beurteilen. Schließlich hat es in den letzten Jahren Racheakte von Drogenkartellen gegen Medienkanäle gegeben. Solche Vorkommnisse gab es jedoch vor allem in Grenzstädten zu den USA und zwei südwestlichen Bundesstaaten Mexikos. In Mexiko-Stadt und anderen Großstädten blieb der normale Geschäftsbetrieb weitgehend ungestört. Die derzeitige Regierung arbeitet eng mit den USA zusammen, um mehrere hochkarätige Drogenbosse festzunehmen. Wir rechnen zwar in manchen Gebieten Mexikos weiterhin mit Gewalttaten, erwarten jedoch, dass die bilaterale Zusammenarbeit mit den USA diesem Problem entgegenwirken sollte.
     
    Mexiko ist ein heikler Markt, denn die Erwartungen der Anleger sind generell hoch, während das Land schwaches Wirtschaftswachstum verzeichnet. In der Vergangenheit war Mexikos Wachstum unspektakulär und lag in den letzten 20 Jahren unter 3%.[3] Präsident Peña Nietos neue Regierung strebt höhere nachhaltige Wachstumsraten an, indem sie die politischen und wirtschaftlichen Institutionen des Landes stärkt. Diese Veränderungen sollten Innovation vorantreiben, Unternehmen Zugang zu Kreditmitteln eröffnen, den Wettbewerb in wichtigen Sektoren steigern und das politische System pluralistischer gestalten, um nur ein paar Vorteile zu nennen. Wir sind optimistisch, dass zumindest manche der ehrgeizigen Ziele und Reformen der Regierung umgesetzt werden können. Zusätzliche Unterstützung könnte ein Aufwärtstrend der Konjunktur in Mexikos nördlichem Nachbarland bieten, den USA. Das sind ein paar Gründe für unsere Zuversicht mit Blick auf Mexikos langfristige Aussichten.
     
     
    [1] Quelle: IMF World Economic Outlook Database, April 2014. © by International Monetary Fund, alle Rechte vorbehalten.
    [2] Ebenda.
    [3] Ebenda.
     



    Mark Mobius
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen
    Dr. Mark Mobius, Executive Chairman Templeton Emerging Markets Group: Kaum ein Name wird öfter mit Investments in den Schwellenländern assoziiert. Der 80-Jährige wurde 1987 von Sir John Templeton persönlich eingestellt, um den Fondsanlegern von Franklin Templeton neue aufstrebende Aktienmärkte zugänglich zu machen. Er leitet das Templeton-Research-Team mit Standorten in 18 Schwellenländerbüros weltweit und ist Mitglied des Wirtschaftsbeirates der International Finance Corporation (IFC), Mitglied der World Bank Group.
    Mehr anzeigen
    Verfasst von 2Mark Mobius
    Konjunktur Mexiko "Ich glaube an Mexikos Zukunft" Viele Anleger setzten angesichts der besseren weltwirtschaftlichen Aussichten und der geplanten Reformen große Hoffnungen auf den mexikanischen Markt. Die Begeisterung hat offenbar nachgelassen, das Wirtschaftswachstum fiel 2014 bisher gedämpft aus.